Erneute Teilung Deutschlands in Ost & West?
08.02.2021 um 15:34also mir is dit scheissejal
martenot schrieb:Tendenzen zur Spaltung von Menschenwer macht den sowas?
SchuhmannFu schrieb:wenn möglich, bitte nochmal überlegen!Dann hilf mir dabei, was ich da genau überlegen muss, um endlich zu den korrekten Schlüssen zu kommen.
martenot schrieb:um endlich zu den korrekten Schlüssen zu kommen.deine korrekten schlüsse wirst du alleine ziehen müssen.
"Ein ganz normales imperialistisches Land wie England oder Deutschland" – Karola Stange, Linken-Landtagsabgeordnete in Thüringen, über Russland. Die Partei diskutiert ihr Verhältnis zu Russland auf dem #LinkeBPT. Alles dazu im #BerichtvomParteitag am Samstag, 23:40 Uhr @DasErste.Quelle: https://twitter.com/ARD_BaB/status/1540250503556349953 (Archiv-Version vom 26.06.2022)
Kowalczuk: Es gilt, die tiefen Missverständnisse sowie die Unkenntnis und Empathielosigkeit gegenüber Osteuropa und dem postkommunistischen Raum abzubauen, die im westlichen Europa herrschen. Deutschland in West wie Ost betrifft dies ganz besonders.War es der Westen, der das Nachdenken verhindert hat?
Das zeigt sich am verbreiteten Antiamerikanismus und an Schwärmereien für kommunistische Ideen, an Putin-Verharmlosung und Arroganz gegenüber der von Russland überfallenen Ukraine. Zudem ist die Ausblendung Osteuropas eine schwere Belastung für die politische Kultur Ostdeutschlands.
WELT: Warum?
Kowalczuk: Das Versprechen der Kohl-Regierung von der Angleichung der Lebensverhältnisse bestimmte in Ostdeutschland jahrzehntelang die Vergleichsmaßstäbe. Die Mehrheit der Ostdeutschen maß ihre Lebensverhältnisse nicht an den Ausgangsbedingungen von 1989 und auch nicht an den ähnlichen Verhältnissen in postkommunistischen Staaten wie Polen oder im Baltikum, sondern an Westdeutschland. Das erklärt zum einen viel von der Mecker-Kultur.
Zum andern führte die Nicht-Beachtung der osteuropäischen Staaten dazu, dass deren Erfahrungen und Auseinandersetzungen mit dem Kommunismus und dem russischen Imperialismus in Deutschland nicht mitvollzogen wurde. Dem kann das Zentrum entgegenwirken.
WELT: Dazu würde bei den Älteren auch gehören, noch einmal über die eigene Rolle in der DDR nachzudenken, statt alle Schuld Honecker und der Stasi zu geben.Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article241822259/DDR-Aufarbeitung-Es-war-der-Westen-der-solches-Nachdenken-verhindert-hat.html
Kowalczuk: Es war der Westen, der solches Nachdenken verhindert hat. Alle „Schlussstrich“-Forderungen kamen aus dem Westen, und umgekehrt wurde die SED-PDS-Linkspartei-Kontinuität von niemandem so scharf kritisiert wird von Ostlern. Insofern wäre auch in diesem Punkt eine stärkere Selbstanerkennung von Ostdeutschen ein Beitrag zur Emanzipation von der dauernden Bezogenheit auf den Westen.
Natürlich muss auch thematisiert werden, dass nicht „die“ Ostdeutschen die Revolution von 1989 gemacht hätten. Revolutionen machen Minderheiten. Auch in der DDR standen die meisten hinter der Gardine, warteten ab, was passiert, und schlug sich hinterher auf die Seite der Sieger. Das ist nicht schlimm, sollte aber thematisiert werden. Denn nur dann werden die Biografien vieler Ostdeutscher, die das DDR-System als Mitläufer ermöglichten, erzählbar.
Wir entschiedenen DDR-Kritiker haben nach 1989 den Fehler gemacht, vor allem über den Widerstand zu sprechen, um die Geschichte anzueignen und die Opfer zu würdigen. Aber viele Ostdeutsche haben darauf abwehrend reagiert, weil das nicht zur eigenen Biografien passte. Deren Biografien müssen ohne Beschönigung erzählbar werden. Zudem geht es um den Umgang mit Freiheit: Wer Freiheit geschenkt bekommt, ohne dafür einen Finger zu rühren, geht mit ihr nicht immer achtsam umgehen.
Yael schrieb:überaschenderweise herrscht neuerdings dort eine nicht nachzuvollziehende Sympathie für Russland. Manche lernen es halt nie.Die Ostdeutschen wurden nie wirklich entnazifiziert, deshalb laufen sie den neuen Faschisten ausn Kreml auch so freudig hinterher ^^
Simplizissimus schrieb:Die Ostdeutschen wurden nie wirklich entnazifiziert, deshalb laufen sie den neuen Faschisten ausn Kreml auch so freudig hinterher ^^das ist ein interessanter Satz: der Zweite Teil, weil der Kommunismus in der DDR immer das Feindbild "Faschisten". Zum anderen, hast du mit dem ersten Teil möglicherweise Recht, denn jetzt erinnere ich mich, dass die Rechtsradikalen Szene in der DDR tatsächlich ein Riesen Ding (bzw Problem) war.
Historiker über den Ukraine-Krieg: „Freiheit ist wichtiger als Frieden“3 Thesen.
Wie unterscheiden sich die Erfahrungen in Osteuropa und Ostdeutschland nach 1990?Weniger Putinliebe als der Antiamerikanismus der SED?
Nirgendwo war der Bruch zwischen dem Alten und dem Neuen so radikal wie in Ostdeutschland. Gleichzeitig ist nirgendwo die Gesellschaft sozial so weich abgefedert worden. Das war, politisch gesehen, gut. Der Effekt ist aber, dass sich die Freiheit wie ein Geschenk anfühlt. Geschenke werden oft nicht wertgeschätzt. Der Westen dachte nach 1990 fälschlicherweise, dass sein System selbsterklärend sei, und kümmerte sich nicht darum, Millionen Erwachsenen im Osten das neue System zu erklären. Heute sehen wir die Auswirkungen davon, da ähnliche Begriffe im Osten und Westen unterschiedliche Inhalte haben.
Spielt die besondere Verbindung zu Russland eine Rolle für die Haltung in Ostdeutschland?Falscher Vergleichsmaßstab?
Das glaube ich nicht. Bis Ende der 80er Jahre war Russenhass in der DDR weit verbreitet und das Lernen der russischen Sprache für die meisten eine Qual. Was wir jetzt erleben, ist der Antiamerikanismus der SED, der fortlebt und sich als Ablehnung des politischen Systems des Westens zeigt. Das ist viel dramatischer, als wenn die Leute sich „nur“ mit Putin und seiner Diktatur gemeinmachen würden. Diese Ablehnung der Werte des Westens – wie soll man das auffangen?
Sie sagen, dass Ostdeutsche sich mit Osteuropa vergleichen sollten, um zu sehen, was erreicht wurde. Aber Menschen vergleichen sich meist mit denen, die mehr haben als sie.Quelle: https://taz.de/Historiker-ueber-den-Ukraine-Krieg/!5929944/
Sie haben recht. Wahrscheinlich ist das Kind mit der Kohl’schen Politik in den Brunnen gefallen. Helmut Kohl hat Âgesagt: Euch wird es nicht schlechter gehen als uns. Diesen VergleichsÂmaßstab hat die bundesdeutsche ÂPolitik selbst gesetzt. Hätten sie eine andere Chance gehabt? Höchstwahrscheinlich nicht. Alle schauten nach Westen, die Leute in Frankfurt am Main schauten nach Westen, und die Leute in Frankfurt an der Oder schauten nach Westen. Es wäre vernünftiger und weniger frustrierend gewesen, Ostdeutschland mit ÂOsteuropa zu vergleichen, um realistische Maßstäbe zu haben. Sie kennen bestimmt diese ÂVorher-Ânachher-ÂBilder. Die Stralsunder Altstadt 1985 und heute. Oder wie gut Halberstadt jetzt aussieht! Das beeindruckt jeden.
Wahrscheinlich war der viel beschworene „Transformationsschock“ in Ostdeutschland nur halb so folgenreich wie der gleichzeitige „Freiheitsschock“, den Millionen nicht verkraftet haben, die jetzt nach einem starken Staat rufen. Der Zulauf zur AfD und zum BSW, die dieses Staatsverständnis repräsentieren, kommt nicht zufällig. Beide verharmlosen den SED-Staat, verunglimpfen die Freiheitsrevolution von 1989 und finden sich als Feinde (nicht nur Gegner!) westlicher Demokratie- und Parlamentsprinzipien nicht zufällig in unmittelbarer Kremlnähe.Also er glaubt, es gebe in D zu wenig Wissen über die Kommunismus-Geschichte.
Herausgekommen ist eine Struktur, die dazu führt, dass heute die meisten künftigen Geschichtslehrer die Universitäten verlassen, ohne fundierten Unterricht in Kommunismusgeschichte genossen zu haben. Wie sollen sie da diese Geschichte lehren?Hm
Sondern es stoßen auch DDR-verharmlosende und den Kommunismus rosarot malende Publikationen auf immer weniger argumentative Gegenwehr: Woher sollte diese auch kommen?Quelle:
Kritiker von DDR-Kitschbüchern, wie sie etwa Katja Hoyer und Jenny Erpenbeck vorgelegt haben – und dafür im In- und Ausland gefeiert wurden –, werden als Niedermacher, Neidhammel und Frauenfeinde bezeichnet. Ich weiß, wovon ich rede. Wissen über eine Sache zu haben, kann ziemlich einsam machen, besonders in einer Zeit, in der Meinungen als Fakten durchgehen. Daher mein Rat an die Kritiker des Roth-Papiers: Rüstet ab, besinnt euch auf die Grundwerte und kämpft mit euren Gedenkstätten für Demokratie und Freiheit – solange es noch geht!
Ilko-Sascha Kowalczuk ist Historiker und Publizist mit Schwerpunkt Geschichte der DDR. Im März erschien der zweite Band seiner Biographie von Walter Ulbricht (Verlag C. H. Beck