@LuciaFackelLuciaFackel schrieb:Nun ja, wie gesagt, ich bin davon überzeugt, dass Spiritualität individuell ist.
Sehe ich auch so. Man kann den Vorgang der Individuation vom „Ich“ zum SELBST als Wandlungsprozess sehen, der bei jedem Menschen anders verläuft. Genauso wie jeder Mensch (s)einen individuellen Fingerabdruck aufweist, so ist auch die Verarbeitungsweise des neuronalen Apparates bzw. des kognitiven Systems individuell & einzigartig. Man weiß inzwischen, dass aufgrund der genetischen Mannigfaltigkeit die Nervensysteme von Lebewesen der gleichen Art nicht identisch sind (sein können), selbst nicht bei eineiigen Zwillingen. Unsere Nervensysteme sind zwar nach einem allgemeinen Bauplan organisiert, der jedoch eine unendliche Variabilität aus unterschiedlichen Mustern aufweist.
Da „Wahrnehmung“ gemäß dieser eigenen intern vorgegebenen Struktur erfolgt (psych. Strukturdeterminiertheit), hat jeder Mensch (s)ein eigenes Erleben und seine eigenen Erfahrungen und daraus resultierend (s)eine einzigartige Weltsicht. Wer dies begriffen hat, versteht auch, warum es nahezu unmöglich ist, jemand anderen von seiner spirituellen Sicht der Dinge zu überzeugen, wenn die Weltsicht der Gesprächspartner divergiert. Eben weil, was übermittelt wird (also beim Empfänger ankommt) immer davon abhängt, was im Empfänger geschieht, und nicht davon, was der Absender übermitteln will und verstanden haben möchte. Darum heißt es ja auch: Nur Gleiches kann Gleiches erkennen!
LuciaFackel schrieb:Aber wie auch immer - ich habe meine spirituellen "Anstrengungen" dann eine Zeit lang einfach aufgegeben und ruhen lassen, und siehe da, das war richtig so, denn meine Entwicklung war zuvor so angeschoben worden, dass sie sich seitdem allein durch meine Bereitschaft von selbst vollzieht, ich brauche dafür nichts mehr zu tun, ausser, mich selbst wahrzunehmen und zu beobachten. :)
Auch das kann ich bestätigen. Viele suchen den Weg nach Hause über den Intellekt. Studieren Philosophie, Theologie, beschäftigen sich mit Metaphysik. Andere widmen sich der Religion oder wenden sich "Vorbildern" zu, pilgern nach Leuten wie Ramesh Balsekar, Osho... oder huldigen irgendwelchen Ritualen. Sie versuchen das Licht zu sehen, das mit dem Intellekt ganz gewiss nicht zu erfassen ist...anstatt ins Licht zu kommen. Man kann ES nicht erfassen, man kann ES nur SEIN.
Es ist ganz natürlich, dass sich irgendwann alle intellektuellen Anstrengungen von selbst erschöpfen. Damit entfällt das Interesse an Büchern, Konzepten und Vorbildern. Man entdeckt sich selbst als DAS Laboratorium, über den Atem werden wir uns unseres Körpers bewusst, steigen aus dem Kopfkino aus und werden achtsam... und nach einer Zeit ist in unserem Bewusstsein nur noch Atem. Wem das gelingt, wird feststellen, dass er die zehntausend anderen Dinge, mit denen sich sein "Ich" befasst l o s g e l a s s e n hat. Wir erleben Ruhe und große Klarheit.
LuciaFackel schrieb:...und es war mir ein ungeheures Bedürfnis, das alles jedem mitzuteilen, die ein offenes Ohr dafür hat.
Das kenne ich auch. Sowie man das spirituelle "Vordiplom" sein eigen nennt, ein kurzes Erwachenserlebnis hatte und sich das was da geschehen ist immer wieder vor Augen geführt und verdeutlicht hat, ist man eine Zeitlang überglücklich und es ist ein natürlicher Drang den Rest der Welt daran teilhaben lassen zu wollen. Die "Missionierungsphase".
LuciaFackel schrieb:Egal, wie wir uns verrennen oder wie lange wir an Umwegen und Irrwegen festhalten - es ist kein Fehler, einen Fehler zu machen, denn alles was wir machen, ist Erfahrung, und alle unsere Erfahrungen münden in Erkenntnisse.
Vollkommen richtig. Und nur jemand der sich den Weg zum Gipfel über schmale Grate, Umwege, Rückzüge usw. erkämpft hat ist später auch imstande ein wirklich guter Ratgeber zu sein. Wer durch ein plötzliches Erlebnis auf den Gipfel katapultiert wurde, kennt die Unwegbarkeiten nicht, hat z. B. von der Dunklen Nacht der Seele keinen Schimmer, und kann mangels praktischen Durchlebens jemandem, der das gerade durchmacht, keinen wirklichen Rat erteilen.
LuciaFackel schrieb:Der Begriff "Wahrnehmung" ist für mich sehr gegenständlich geworden, ich habe sie als eine sehr intensive und bewusste Tätigkeit erlebt und erlernt, das ist für mich kein esoterisches Geschwurbel, sondern etwas ganz Konkretes, das nicht einfach von selbst geschieht, sondern zu dem man sich immer wieder entscheiden und das man aktiv tun muss.
Achtsamkeit und bewusste Wahrnehmung sind der Schlüssel um sich dem Göttlichen zu nähern. Sich dafür zu entscheiden, immer wieder aktiv wachsam zu sein, darin liegt der freie Wille des Menschen begründet. So wie er sich für oder gegen seine innere Stimme / den inneren Impuls entscheiden kann. Jederzeit.
LuciaFackel schrieb:Was ich immer wieder bei Esoterikern sehe ist, dass sie sich mit Esoterik und Spiritualität befassen, um sich nicht mit ihrer Psyche befassen zu müssen. Sie fokussieren sich ausschliesslich auf paradiesische Visionen und schieben ihre Probleme in dunkle Ecken ab.
Ein spiritueller Mensch ist gut beraten, sich mit den Persönlichkeitstheorien der Psychologie zu befassen, diese mit der Buddhistischen Persönlichkeitstheorie zu vergleichen, anhand der Multiplizität das Vorhandensein von Teilpersönlichkeiten und Persönlichkeitsfragmenten zu studieren, Entwicklungsmodelle zu betrachten und auch zu wissen, was die Psychologie unter Einbeziehung der Werke spiritueller Meister zur Transpersonalen Entwicklung zu sagen hat. Wer die Stadien von Entwicklung/Wandlung (präpersonal, personal, transpersonal) nicht kennt, wird auch nicht begreifen können, dass Bewusstseinsebenen von einem spezifischen inneren Millieu gekennzeichnet sind. David Hawkins war Psychiater und spiritueller Lehrer, er hat in seinen Werken eine wundervolle Symbiose aus Psychologie & Spiritualität geschaffen.
LuciaFackel schrieb:Ich glaube, wenn man, um das Menschsein und Spiritualität zu verstehen und zu erklären, solche Konzepte nutzt, wie z.B. eins, das das Menschsein/ Bewusstsein in Ebenen einteilt, dann kann man sehr leicht wirklich dahin kommen zu sagen, dass es EINEN Weg gibt, der für alle gleichermaßen richtig ist, und dass jeder andere Weg falsch ist.
Das ist nicht der Fall. Nach ihrem Entdecker David Hawkins bezeichnen die Ebenen "den jeweiligen Widerstand einer Person gegen ihre tatsächliche Wirklichkeit". Bewusstseinsebenen sind keine Stufen und auch selten als reine Zustände in einem einzelnen Menschen vorhanden. Die Ebenen des Bewusstseins treten stets gemischt zutage. Leicht zu identifizieren als Gefühl...z. B. Verachtung, Spott, Hohn...auf der Ebene Stolz (BW 175). Oder z. B. als heftiges Verlangen...auf der Stufe Begehren, Gier (BW 125). Oder mein Lieblingsbeispiel...Wut (BW 150)
LeChiffre