@allHallo, ich will mal wieder zum Thema Bewusstseinsentwicklung zurückkehren. Stichwort empathisches Bewusstsein.
Warum haben wir Menschen ein Interesse an Entwicklung? Warum sind wir nicht vielmehr am Stillstand interessiert, lehnen uns bequem im Ohrensessel zurück und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein?
Und selbst wenn wir das versuchen, denn manchmal braucht Mensch ja nun mal Pause, siehe die Notwendigkeit des Schlafes, dieser Zwangspause, zu der uns das Leben alle paar wachen Stunden verdonnert, ob wir nun wollen oder nicht, ja, selbst wenn wir gar keine, absolut nicht die geringste Lust haben, uns zu entwickeln, dann schubst das Leben irgendwann - durch Krise, Krankheit, Arbeitsplatzverlust, notfalls mit der Keule des Alters, wenn man es bis dahin geschafft hat, sich in aller Gemütsruhe durchs Leben zu wurschteln.
Nun stehen sicher gleich wieder ein paar Leute auf der Matte, die mir sagen, dass dies allein das böse Ego ist, dass immer strebt und weiter will, anstatt sich zufrieden zu geben mit dem was ist. Dennoch ist Entwicklung etwas außerordentlich Befriedigendes. Und am tollsten ist es, wenn diese Entwicklung im Austausch erfolgen kann und in der gegenseitigen Bestätigung. Das kann keiner abstreiten. Egal ob sich das im Sportverein oder im Selbsterfahrungsseminar, im Theaterworkshop oder im Landbauprojekt abspielt - gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, zu verwirklichen und dabei sowohl die Projektentwicklung, als auch im idealen Fall die persönliche Entwicklung zu bemerken, löst Wohlbefinden aus.
Ist uns das Streben nach Entwicklung und solidarischem Miteinander in die Wiege gelegt? Viele Disziplinen, so die Hirnforschung, Biogenetische Forschung, aber auch u.a. Soziologie, Ökonomie, Philosophie, lassen erkennen, dass wir sowohl biologisch eine Anlage mitbekommen haben zur Entwicklung der Empathie, als auch, dass sich entsprechende Entwicklung in der Menschheitsgeschichte nachvollziehen lässt, wenn man den Blickpunkt auf diese menschliche Eingenart legt und nicht, wie es die Geschichtsbücher und Sozialdarwinismus fälchlicherweise wiedergeben, ein Bild von einem selbstsüchtigen, asozialen, destruktiven Menschen zeichnet.
Mir ist es egal, ob ich nach dem Tod in irgendeiner Form weiterexistiere, ich glaube nicht an die Hölle und daher wahrscheinlich auch nicht an den Himmel, zumindestens nicht als Belohnungsinstanz, denn diese Vorstellungen scheinen mir viel eher egozentriert zu sein und der Angst vor dem Tod zu entspringen. Aber seitdem ich mich mit Spiritualität, mit Meditation, positiver Esoterik und buddhistischen Ideen beschäftige, hat meine Gewissheit, die ich seit meiner Kindheit mit mir trage, wieder Raum bekommen: wir sind irgendwo alle miteinander verbunden, wir sind nicht so verschieden, wie es unserem selbst geschaffenem Weltbild entspricht. Wir sind in unserem wahren Wesen anders und dahin streben wir bewusst oder unbewusst. So entwickelt sich unser Menschheitsbewusstsein gegen den geprägten Strom unseres falschen Welt- und Menschenbildes. Interessant finde ich das. Das schlägt sich auch im jeweiligen Gottesbild nieder, es ist unglaublich spannend! Seitdem mag ich mich wieder gerne Mensch nennen! Ich fühle mich solidarisch mit dem Leben, wie es J. Rifkin ausdrückt (s. Video).
Ja, und es gibt halt auch die Irrtümer und Irrläufer auf dem Evolutionsweg. Davon sollte man sich wohl nicht so sehr erschüttern lassen. Das sind die Übertreibungen und Ausreisser auf dem Weg: die Obererleuchteten im Wettkampf um die besten Noten
:D oder die höhere Ego-zünd-stufe, die Wahn-sinnigen muß es bei diesem Sinnsuche- und findungsprozess eben auch geben. Die nennen sich dann Gott und einige sehen überall Spione hinter dem nächsten Stein sitzen, deren Fantasie reicht allemal nur, um Aliens, Reptiloide, vergiftete Kondensstreifen und allenthalben bräunliche Ideologie zu erblicken oder zu vertreten. So ist das, was ich sehen will, das sehe ich auch. Was ich erwarte, dass es mir begegnet, das begegnet mir, insofern erschaffen wir in der Tat unsere Realität und sei sie noch so fern unseres wahren Wesens und noch so fern der eigenen Entwicklung und auch der möglichen Menschheitsentwicklung. Die ist nämlich eher farbig.
Ich nehme mich da gar nicht aus. Auch ich habe meine Irrläufer und ertappe mich immer wieder mal in der Illusion, nur das Üble und Schlechte zu sehen. Aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass so wie ich auf die Welt zugehe, so kommt sie zu mir zurück. Und mir ist sehr viel Positives, Hoffnungsvolles und Ermutigendes begegnet, wenn ich danach Ausschau hielt und mich in diese Richtung bewegte.
Hier noch ein Link, den ich zufällig fand. Eine gute Zusammenfassung eines Buches von Jeremy Rifkin.
http://www.bertramkoehler.de/gedankens.htm Ich danke Dr. rer. nat. Bertram Köhler für diese unglaublich informative Seite und für seine fantastische, gut recherchierte und umfangreiche Arbeit, die er allen unentgeldlich zur Verfügung stellt.
Wer lieber hören mag, dem sei dieses Video ans Herz gelegt.
Jeremy Rifkin- Die empathische Zivilisation: Kulturzeit
Externer Inhalt
Durch das Abspielen werden Daten an Youtube übermittelt und ggf. Cookies gesetzt.
Bei diesem Video fiel mir eine der chassidischen Geschichte von Martin Buber ein:
Mein Großvater war lahm. Einmal bat man ihn, eine Geschichte von seinem Lehrer zu erzählen. Da erzählte mein Großvater, wie sein Rabbi beim Beten zu hüpfen und zu tanzen pflegte. Mein lahmer Großvater stand auf und erzählte, und die Erzählung riss ihn so mit, dass er hüpfend und tanzend zeigen musste, wie sein Meister es gemacht hatte. Von der Stunde an war mein Großvater geheilt. So soll man Geschichten erzählen.
Quelle:
http://www.connection.de/index.php/magazintexte/spirits/602-lachen-abrahamIn diesem Fall wurde nicht der Erzähler Jeremy Rifkin geheilt durch seine heitere Gewissheit (aber wer weiß, vielleicht heilt er sich selber täglich damit) sondern er heilte mich ein wenig von vorübergehendem Irrglauben und Anflug von Pessimismus. Danke!
herzlichst
Sunna