@Dhyana_demDhyana_dem schrieb:Mich würde interessieren, was für dich diese Aussagen von Meister Eckhart bedeuten?
Meister Eckhart ist ein großer Beobachter von Wirkungen. Und diese beschreibt er, - wenn du das tust, wird jenes passieren. Wenn du dich so verhälst, wirst du Folgendes bemerken, etc. -
Das ist der Tenor, der sich in all seinen Aussagen erkennen läßt. Er unterscheidet sich damit nicht zu anderen aufmerksamen Beobachtern. Die allermeisten spirituellen und religiösen Anschauungen, die es in der Welt gibt, beschreiben Verhaltensweisen. So sind beispielsweise die 10 Gebote der Bibel ebenfalls empfohlenen Verhaltensweisen. Man findet sie auch, nur anders formuliert aber im Kern erhalten, in den Aussagen von Meister Eckhart und vielen anderen Menschen, die man als Religionsgründer, spirituelle Führer, Gurus oder Änliches bezeichnet. Sie beschreiben fast alle, so auch Meister Eckhart, die Folgen und Auswirkungen aufgrund von Willensentscheidungen, aber nicht, warum es sie überhaupt gibt, warum man sie überhaupt benötigt und wie sie zustande kommen.
Ich halte es für sehr wichtig, dass es solche Beobachter und ihre Beschreibungen gibt. Sie können sehr vielen Menschen eine Hilfe sein und man kann sie benutzen, um ihre Beschreibungen mit eigenen persönlichen Erfahrungen zu verifizieren. Den meisten Menschen genügt das. Sie haben damit alle Hände voll zu tun und ein dementsprechend erfülltes Leben.
Das bringt mich zu der hier erwähnten buddhistischen Achtsamkeit, die hier einige als Beispiel genannt haben. Wenn man sie aufmerksam analysiert, wird man feststellen, dass es eine Methode ist. Und zwar die Methode seine Aufmerksamkeit zu benutzen. Die buddhistische Achtsamkeit beschreibt, was man mit Aufmerksamkeit tun kann und ist demzufolge auch eine Beschreibung von Folgen und Wirkungen.
Im Gegensatz zu dem, was ich in meinem Aufmerksamkeitsprinzip zu erklären versuche, konzentriert sich die buddhistische Achtsamkeit ganz auf das bewusste Erleben von Gefühlen, Gedanken und Handlungen im Hier und Jetzt. Damit reduziert sie ihren Einflussbereich auf das so genannte ICH-Bewusstsein, genannt Aufmerksamkeitsfokus, auf das ganz bewusste Erleben während der Identifikation mit bestimmten Bewusstseinsinhalten wie aktuelle Sinneserfahrungen, Erinnerungen oder Vorstellungen.
Dagegen beschreibe ich, dass ein Ich-Bewusstsein aus dem Ausüben von Aufmerksamkeit überhaupt erst hervorgeht. Die buddhistische Achtsamkeit bedarf Aufmerksamkeit, um überhaupt einen Wirkungsbereich haben zu können. Wohingegen Aufmerksamkeit nicht zwangsläufig eines Ich-Bewusstseins bedarf, wie jeder weiß, der schonmal geschlafen hat und hinterher, als er wieder aufwachte, deutlich bestätigen kann, dass es kein Ich-Bewusstsein (und damit keine buddhistische Achtsamkeit) gab.
Die buddhistische Achtsamkeit, die eine sehr wichtige und wertvolle Lehre ist, beschränkt sich ausschließlich auf das ICH, während mein Aufmerksamkeitsprinzip erklärt, warum es Aufmerksamkeit bedarf um überhaupt ein ICH als eigenständigen, vorübergehend verfügbaren Erfahrbarkeitsbereich hervorbringen zu können.