@Paulette: Ich bin o.k. ABER meine Handlungen, mein Verhalten, mein Denken sind überprüfenswert.Und dann bemerke ich DESTRUKTIVITÄT.Ich fühle mich gefangen in diesen Dilemma.Für mich wäre die Botschaft nur dann keine Doppelbotschaft, wenn sie bedeutete - ALLES ist o.k. wie es ist.Auch Destruktivität.[/quote]
Wer ist es, der Destruktivität bemerkt?
Wenn das Ego Destruktivität bemerkt, dann handelt es sich m.E. um eine interpretative (Ab-)Wertung des moralischen Überich. Dann beginnt der Kampf dagegen, die Ich-Verbesserung. Das ist Totalverkrampfung und führt in eine Sackgasse (der "gewollten und ge m a c h t e n" Askese) - die nichtsdestotrotz oftmals gegangen sein will - und manchmal wie es scheint, "viele viele Leben".
In meiner eigenen Erfahrung bemerkte ich keine fremdgerichtete Destruktivität, am meisten f ü h l t e ich Angst! Meine Art der Destruktivität richtete sich vor allem gegen mich selbst. Autoaggression. Dies ging bis ins Körperliche hinein, dass sich daraus sogar eine autoaggressive rheumatische Krankheit entwickelte.
Hinter Destruktivität gleich welcher Art, sitzt u.a. immer die Angst des kleinen Kindes, nicht gut genug zu sein, nicht geliebt zu sein.
Viel wichtiger als Meditation bzw. parallel dazu finde ich deshalb die "Arbeit mit dem inneren Kind". Heilung. Ist die Angst gefühlt und aufgelöst, ist auch die Destruktivität damit aufgelöst. Erst die Selbstannahme ermöglicht das.
Wenn ich lerne, mich selbst so zu akzeptieren wie ich wirklich bin, dann sind vor allem die Gefühle anzunehmen, nicht eine abstrakte "Destruktivität" als solche.
Was ist konkret, wenn ich wütend auf jemand bin?
Bevor ich diese Wut (ab-)werte und ihr einen Namen gebe, ist dieses Gefühl eine berechtigte Äusserung und als solche zu akzeptieren. Wut ist Wut. In der nüchternen Re-flektion, - die erst nach erfolgter gelungener Abfuhr der Wut erfolgen kann - kann ich dann herausfinden, auf welche Weise meine Wut entstanden ist: Kommen die Gefühle - die Wut in diesem Fall - tasächlich aus meinem Bauch oder eher aus meiem Kopf. Habe ich vielleicht den anderen falsch interpretiert? Kommt mir der Schmerz vielleicht bekannt vor - ist es eine Art von Re-Traumatisierung, auf die mein Unbewusstes mit dem alten Schmerz reagiert.( Ich selbst habe lange unter diesem Wiederholungszwang gelitten, mit meinem Verhalten immer das bei anderen Menschen zu provozieren, was mich re-traumatisierte.)
Dampfablassen ist absolut wichtig - erst wenn die Spannung aus dem Körpersystem gewichen ist, kann auch wieder rational und klar gedacht werden und man kommt v.a. sich selbst auf die Spur, man sieht z.B. auch den EigenAnteil an dem Konflikt mit anderen Menschen. Am Ende ist Verstehen und Liebe.
Ich persönlich machte anfangs auch den Fehler - nach erfolgter Erlaubnisgebung, Dampf abzulassen - dass ich den Adressaten direkt angegangen bin. Ich habe auch "Böse Briefe" geschrieben und mir extra dafür ein internationales Schimpfwörterlexikon gekauft. - und sie auch ein- oder zweiimal abgeschickt! Dann hats mir gedämmert, dass ich mich selbst damit viel zu sehr verletze. Als Dampfablassen aber sind "Böse Briefe" sehr gut geeignet.
Eine andere Methode ist, sich vorzustellen, der Mensch, der mich verletzt hat, sitze mir gegenüber in einem Stuhl und dem alles zu sagen, was mich bedrückt, verletzt hat...auch wütend zu werden ist erlaubt. Hass!
In meiner Erfahrung war es beispielsweise absolut notwendig, Hass zuzulassen. Das war für mich immer ein christlich konditioniertes Tabu. Erst als ich den Hass vor allem auf meine Eltern zugelassen und gefühlt habe, Hass auf alles, was mich am Leben hinderte, gingen auch meine autodestruktiven Krankheitsymptome zurück.
Bevor man seine "Destruktivität" - die im Grunde nichts als Angstbeisserei ist - nach aussen auf andere Menschen abführt, wäre I n n e h a l t e n die beste Option.
Es ist ein falsche Vorstellung zu glauben, man hätte die Möglichkeit oder sogar ein Recht darauf, trotz seiner bzw. m i t seiner Destruktivität geliebt zu werden. Oder gar sich selbst mit seiner Destruktivität zu lieben... Die Destruktivität ist nicht das Liebenswerte - die Angst und der Schmerz dahinter will in den Arm genommen werden.
Die "Arbeit mit dem inneren Kind" ist jedes Mal angebracht, wenn ich von Gefühlen gebeutelt werde, vor allem mit sog. negativen oder destruktiven Gefühlen.