Fedaykin schrieb:Nein, sonst wären sie keine Beweise
Ähm, Wissenschaft beweist nicht, Wissenschaft erklärt / beschreibt. Wenn billie.illish von "wissenschaftlichen Beweisen" spricht, ist das genauso falsch wie die Verwendung von "Theorie" udgl.
Wissenschaft stützt sich aber auf Fakten und sammelt solche. Die sind dann durchaus hart. Und selbst die wissenschaftlichen Theorien, auch wenn diese letztlich "nur Annahmen" sind, sind doch "hart" genug, daß man sie nicht "beliebig" nennen kann. Sind zwar nicht "bewiesen", aber dennoch am dichtesten an dem, das man unter "Wahrheit" versteht.
Eine wissenschaftliche Theorie beweist zwar nichts, aber sie schließt ne Menge anderer Sachen aus. Und die nächste Theorie, die die alte "vom Thron stürzt", führt nicht dazu, daß jetzt wieder alles bisher Ausgeschlossene wieder zu etwas Möglichem würde und jetzt eben halt andere Möglichkeiten als ausgeschlossen gelten. Vielmehr grenzt jede neue Theorie den Keis des Möglichen immer enger ein, schließt also das bisher Ausgeschlossene sowie weitere Sachen zusätzlich aus.
Selbst wenn eine physikalische Theorie die Lichtschranke kippen würde, so würde dennoch die Unfäghigkeit von Materie, durch Beschleunigung c auch nur zu erreichen, nicht plötzlich verschwinden. Schließlich verhält sich die Geschwindigkeitszunahme von materiebehafteten Objekten bei Beschleunigungsenergiezuführung tatsächlich so, wie von der derzeitigen Theorie vorausgesagt. Das sind empirische Daten, "gesammelte Fakten". Und das kann sich nicht ändern, sobald wir ne neue Theorie haben. Deswegen bleibt eine "abgeschaffte Theorie"ja auch weiterhin gültig, eben für den Bereich, für den sie erarbeitet wurde, als "Grenzfall des Bereiches der neuen Theorie".
Insofern ist Dein Widerspruch zu billie... völlig in Ordnung. Nur nicht im Sinne von "wissenschaftliche Beweise".
Nemon schrieb:Einer der Kardinal-Whataboutisms der Esoteriker besteht in der Behauptung, die Wissenschaft habe auch noch nicht nicht alles erforscht. Damit beziehen sie sich auf vielleicht 1‰ innerhalb eines sehr stabilen Gebäudes wissenschaftlicher Thesen. Als würde sich hinter einem Nadelöhr ein ganzes unerforschtes Universum neuer Wahrheiten erstrecken.
Ähm, das, was "Wissenschaft noch nicht weiß", ist mehr als nur "vielleicht 1‰", das ist eher "ein ganzes unerforschtes Universum neuer Wahrheiten". Deine Darlegung klingt ungefähr so, wie eine recht verbreitete Physikermeinung vor knapp 150 Jahren:
Auf der Suche nach einem Studienfach erwog Planck also zunächst, Musik zu studieren, sah darin aber keine Berufsperspektive und entschied sich für die Physik. Der Münchner Physikprofessor Philipp von Jolly, bei dem Planck sich 1874 nach den Aussichten erkundigte, kommentierte Plancks Interesse an der Physik mit der Bemerkung, dass „in dieser Wissenschaft schon fast alles erforscht sei, und es gelte, nur noch einige unbedeutende Lücken zu schließen“ – eine Ansicht, die zu dieser Zeit von vielen Physikern vertreten wurde.
Wikipedia: Max PlanckMax Planck selbst hat diese Anekdote mitgeteilt: Max Planck: Wege zur Physikalischen Erkenntnis. Reden und Vorträge, Band 1. Leipzig 1943. Darin sagt Planck, von Jolly habe die Physik beschrieben:
als eine hochentwickelte, nahezu voll ausgereifte Wissenschaft die nunmehr, nachdem ihr durch die Entdeckung der Energie gewissermaßen die Krone aufgesetzt sei, wohl bald ihre endgültige stabile Form angenommen haben würde. Wohl gäbe es vielleicht in einem oder dem anderen Winkel noch ein Stäubchen oder ein Bläschen zu prüfen und einzuordnen, aber das System als Ganzes stehe ziemlich gesichert da, und die theoretische Physik nähere sich merklich demjenigen Grade der Vollendung, wie ihn etwa die Geometrie schon seit Jahrhunderten besitzt.
Wikipedia: Philipp von Jolly#cite note-5Die Revolution der Physik durch Quantenphysik und Relativitätstheorie dürfte aber nicht das letzte, grandiose Aufbäumen vor einer nun doch endlich kurz vor dem Abschluß stehenden Physik sein, sondern eher ein signifikantes Beispiel dafür,daß wir von einem solchen "Abschluß der Physik" noch weit entfernt sind.
Die Kritik an diesem "Whataboutism" bleibt dennoch berechtigt, nur eben aus anderen Gründen.
Ein "Argumentieren mit Nichtwissen" ist eine Bankrotterklärung und kein Argument. Wenn Künftiges umschrieben werden soll, dann stets mithilfe von dem, was wir heute bereits wissen. Also als Extrapolation von bereits Bekanntem. Deswegen muß die Absage an das damalige "Physik is fast fertich" durch Relativität und Quant in der Extrapolation "da kommt noch was" heißen und nicht "nu is aber wirklich bald Ende". Eben weil die Zahl der Erkenntnisse in der Physik sich von einem Zeitraum zum nächsten bis heute erhöht statt vermindert. Das spricht dafür, daß das Ende der Fahnenstange noch nicht nahebei sein kann. Ein Extrapolieren "Nu aber sindwa inner Physik bald durch" argumentiert hingegen mit Nichtwissen.
Wie ich oben schrieb, wissen wir wirklich nicht, welche neuen Theorien noch kommen werden und was sie alles umstoßen werden, womöglich gar die Lichtschranke (ja gerade
die Hoffnung schlechthin für Alienbesuchs-Erwartungen). Das Argumentieren mit Wissen hingegen ist, daß die Lichtschranke für beschleunigte Materie dennoch bestehen bleiben wird, egal, was die neue Theorie auch sagen wird zu sonstigen Möglichkeiten >c. Das ists, was jene nicht begreifen. Das, was wir bereits wissen, kann nicht beim Spekulieren über das, was wir noch nicht wissen, außer acht gelassen werden.
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Zum Abschluß noch zur Metadebatte. Klar, der Threadtitel fragt danach, was man glaubt. Und das sollte dann auch so stehen gelassen werden. Dazu würde freilich auch ne Umfrage reichen. Und - hey: die gibts hier ja auch. Andererseits ist das hier ein Diskussionsforum, und genau dafür sehe ich auch diesen Thread, daß er zu dieser Umfrage auch noch zu einer Diskussion darüber einlädt. Nicht zur Diskussion von Glauben und Meinen, das finde ich generell unangebracht. Aber wenn jemand hier nicht nur sagt, er glaubt, daß es außerirdische gibt, sondern wenn er auch noch benennt, was seiner Meinung nach dafür spricht, worauf er seinen Glauben, seine Meinung gründet, dann stellt er genau dies damit zur Diskussion. Und wenn jemand das glaubt, weil das Universum so riesig ist, unendlich gar, und dies hier dann mitteilt, dann ist nicht sein Glaube, wohl aber diese seine "Erklärung" quasi "zum Abschuß freigegeben". Freundlicher gesagt: "zur Diskussion gestellt".
Ob es sinnvoll ist, wie angemerkt wurde, bei jedem neuen User, der mit dem selben längst erledigten Kram erneut ankommt, immer wieder die selbe Diskussion von neuem zu führen, diese Frage verstehe ich durchaus. Meine Gegenfrage allerdings wäre: Was sonst? Man könnte natürlich jeden User abmahnen, zeitlich sperren und am Ende gänzlich rauskicken, der mit so einem Kommentar zeigt, daß er vor dem Posten nicht erst mal die ganzen vorigen 640 Seiten gelesen hat. Scheint mir auch nicht ganz fair. Vielleicht müßte die Sache mit dem "Themen-Wiki" stärker betrieben werden. Weiß selber aber nicht, wie man das macht, wie man da überhaupt hingelangt usw.
Naja, und dann gibt es das Problem der
Wikipedia: Merkbefreiung Auch ein Grund, nicht ewig mit einem User zu streiten und immer und immer wieder den selben Schei* durchzukauen. Aber isses schlimm, wenn einer die Hoffnung nicht aufgibt, dennoch zu so einem durchzudringen?