kuno7 schrieb:Wenn unsere Vorfahren damals vielleicht schon einige Millionen Jahre Entwicklungszeit hinter sich gebracht haben, als sich dann ggf. ein zweites Mal alternativ Leben bildete
Ach das, das ist nicht wirklich ein "Leben ist mehrfach entstanden" Szenario. Das ist mehr ein Szenario "was wäre, wenn nochmal Leben entstünde".
Bei der Lebensentstehungsfrage geht es darum, wie oft und wie schnell Leben entstanden ist - ab Erreichen der lebensgünstigen Bedingungen. Als die geologisch auffindbaren ältesten Lebensspuren bzw. die Indizien für Leben sich immer mehr weg von "mehr als drei Milliarden Jahre" in die grobe Richtung "vier Milliarden Jahre" verschoben. Da das Hadaikum, das erste Äon der Erde, vor vier Milliarden Jahren endete, schien es, als würde Leben sofort entstanden sein, als es nur ging. Das wäre quasi ein Automatismus, Leben wäre geradezu zwingend.
Mittlerweile weiß man allerdings: die Erde war während des Hadaikums ("Hades")
nicht die ganze Zeit eine Gluthölle; lebensfreundliche Bedingungen bildeten sich schon hunderte Millionen Jahre früher als gedacht. Somit wurde der Zeitraum der Lebensentstehung wieder deutlich größer, und Lebensentstehung erfolgte doch nicht wie's Brötchenbacken, sondern ließ sich mehrere hundert Millionen Jahre Zeit.
Die Erde ist ein großes Labor für Lebensentstehungsexperimente. 510 Millionen Quadratkilometer. Natürlich ist nicht jeder Ort geeignet. Vor allem, da wir nich mal wissen, ob Leben in der Tiefsee an Schwarzen Rauchern entstand, in Lagunen in Festlandnnähe, in regelmäßig durchfeuchteten Bereichen auf dem Festland, in tonigen Böden in Schelfbereichen usw. usf. Welche Orte aber auch in Frage kommen, 10 Millionen km² können es locker wenigstens gewesen sein, die die Erde "zum Experimentieren bereitstellte".
Die eigentliche, sehr konkrete Lebensentstehung, ist ein eher sehr kurzer Prozeß. Am Anfang liegen ein paar Bausteine unter günstigen energetischen, katalysatorischen udgl. Bedingungen beieinander. Das Aufbauen größerer Moleküle, das Bilden von Strukturen, das Aufkommen von Reaktionskreisläufen, alles ne Sache von Sekunden, Minuten, vielleicht Stunden. Nach einem Tag könnte die erste lebendige Zelle fertig sein.
Naja, und all diese Bausteine sollten halt nicht über einen Quadratkilometer verteilt liegen, sondern eher innerhalb eines Quadratzentimeters zu finden sein.
Damit haben wir eine Erde, die in einem Zeitraum von 100 mio a insgesamt 3,65 Quatrilliarden Laborversuche für Lebensentstehung durchführt. 3,65 x 10
27 Versuche. Doppelt so viele in 200 Millionen Jahren, in 400 Millionen Jahren bis zu einer Lebensentstehung wären's 14,6 Quatrilliarden. Das Milliardenfache des Milliardenfachen von 14,6 Milliarden Versuchen.
Suchs Dir aus. Selbst wenn Leben "nur" eine Million Jahre zum Entstehen gebraucht hätte, hieße das: ein einziger Erfolg auf ne Fantastilliarde mißlungener Versuche. Lebensentstehung wäre die extremste Ausnahme, der unglaublichste Zufall, das nicht erwartbare Versehen. Aber ganz gewiß nicht etwas, das "halt passiert, sobald nur die Bedingungen gegeben sind".
Leben, das eine Million Jahre gebraucht hätte, um auf der Erde aufzukommen, wäre eine scheißenschlechte Unwahrscheinlichkeit, kein "kann auch nochmal passieren". So ein Leben wäre nur einmal entstanden. Auch wenns rein rechnerisch hieße, in 5 mio a halt fünf mal entstehbar, so hieße die Wahrscheindlichkeit realiter doch nur "hätt auch in hundert Milliarden Jahren nicht einmal passieren müssen".
Wenn Leben mehrfach auf dem selben Himmelskörper entstehen könnte, dann, weil Lebensentstehung alles andere als ein "scheißenunwahrscheinliches Ding" ist. Also quasi, wenn wir den Erdmond ideal terraformen würden, und übers Jahr schauten wir vorbei und fänden Biofilm vor. Dann ja, dann könnte das dort entstandene Leben auf mehrere separate Einzelentstehungen zurückgegangen sein.
Dann aber, dann hat keine Lebensversion Deine 5 mio a Vorsprung, um mit diesem Vorsprung alle anderen Formen zu verdrängen.
Und selbst so sind fünf Millionen Jahre noch kein evolutiver Vorsprung. Das ist eher ein Witz ist das. Fünf
zig Millionen wären einer. Und auch das nur bei eh schon komplexem Leben, das also ohnehin schon eine evolutive Vorgeschichte von mehreren Milliarden Jahren hat. Aber Leben, das gerade erst begonnen hat, dessen genetische Neuerungen von 5 oder 50 Millionen Jahren sind jetzt noch kein Riesenfortschritt.
So ein evolutiver Vorteil, der wirklich mal was im "Kampf um Nischen" bedeutet, ist der Landgang der Wirbeltiere, der vor rund 360 Millionen Jahren abgeschlossen war. Alle heutigen Landwirbeltiere gehen auf diesen einen Landgang zurück.
Allein heute gibt es über 100 verschiedene Fischarten, die sich in einer unterschiedlich weit fortgeschrittenen "Etappe des Landganges" befinden.
Wikipedia: Landgang (Biologie)#Wirbeltiere Rechne Dir das mal auf die letzten 300 Millionen Jahre hoch, wie oft Fische seither es versucht haben dürften, das Land als neuen Lebensraum für sich zu erschließen. Das müssen Unmassen gewesen sein. Dennoch hat kein einziger Versuch zu einem "erfolgreichen Abschluß" geführt. Eben weil das Land bereits von "erfolgreichen Fischen" besiedelt war. Nein, ein zweiter Landgang der Wirbeltiere ist nicht mehr möglich wegen des Vorsprungs der längst Arrivierten.
Aber selbst das heißt eben nicht, daß damit die Fische verschwinden könnten. Vor 320 Millionen Jahren, gerade mal 40 Millionen Jahre nach erfolgreichem Abschluß des Landgangs, gingen die ersten Landwirbeltiere wieder zu dauerhaftem Wasserleben über, mit perfekter anatomischer Anpassung. Und seither immer und immer wieder, nicht nur einige wenige Male. Und trotzdem haben diese "verbesserten Wirbeltiere" die "primitiveren" nicht verdrängt, nicht mal ansatzweise.
kuno7 schrieb:Vielleicht waren die Alternativen auch durch ihren anderen Aufbau grundsätzlich im Nachteil gegenüber unserer Linie?
Also wenn wir schon so allgemein reden, dann ist genauso allgemein gesagt jeder Nachteil in irgendeiner Situation dann doch wieder ein Vorteil. Kannste in der Welt des Lebens zahlreiche Beispiele finden. Und das hatte ich eh schon gesagt, daß die "schlechteren" Lebensformen halt auf wenige Randbereiche von Ökonischen gedrängt werden, wo sie dann eben besser klarkommen als die Weiterevolvierten, die hier dann scheitern, zumindest nur mäßig Fuß fassen.
kuno7 schrieb:Ebenfalls möglich und imho sogar recht plausibel scheint mir die Annahme, dass wenn unsere Vorfahren das Ergebnis der ersten Lebensentstehung auf der Erde waren, alternative Lebensentstehung durch das bereits vorhandene Leben aktiv verhindert wurde, weil die Vorstufen im Rahmen der vorgelagerten chemischen Evolution für das bereits vorhandene und weit verbreitete Leben im wahrsten sinne des Wortes ein gefundenes Fressen, darstellten.
Wie lange habenwa nochma' jebraucht, den Planeten mit Sauerstoff zu füllen? 2 Milliarden Jahre? Nee Du, nur weil Du Dir denkst, wenn in einem Tümpelchen heute Leben entsteht, sind morgen alle Tümpel der ganzen Erde von diesem Leben besiedelt, die Bausteine weggefressen und die Bedingungen (sauerstoffreie Atmosphäre usw.) geändert... - nur weil Du Dir das so billig denken kannst, ist die Realität noch lange nicht so wie gewünscht. Die Bedingungen für Lebensentstehung verschwinden nicht so schnell, wie Du Dir das - mit Unwissenheit - für möglich malen kannst. Im Ernstfall existieren die Lebensentstehungsbedingungen noch heute - falls die Schwarzen Raucher dabei vorkommen. Klar leben da "arrivierte Tiere" der ersten Lebensentstehung. Doch würden die ggf. neu entstehendes Leben nicht komplett wegfressen, eben weil die vom Nachwachsen ihrer Nahrung abhängen, also was zum Nachwachsen überbleiben muß.
Tannhauser schrieb:Is ja witzig. Ich könnt schwören, Du willst mir hier glatt nachm Aufstehen ne probabilistische Hypothese für die irdische Biosphäre als ne Tatsache und Regel (die aus einer Stichprobe ermittelt wurde, wie die Regel, dass ihr alle gerade wie ich 340 Euro und irgendwelche undefinierten Cents in der Tasche habt) für die Existenz außerirdisches Lebens andrehen, um's nich als Spekulation ausgeben zu müssen, wasses unterm Strich ist und bleibt. Wurd mir hier nich abeseits irgendwas von 50/50 als Konsens erzählt? Alles ist drin wie beim Happy Meal usw usf? Na jam Muss ich wohl geträumt haben. 🤷
Wassndas fürn wirres Zeuchs, und was hat das mit meinen Ausführungen zu tun?
Tannhauser schrieb:Von mir aus glaubste was Du möchtest. Weitermachen.
Klar. Wenn Du inhaltlich nicht mehr kannst, hältst Du alles Vorgetragene für reine Glaubensäußerungen statt Argumentationen. Ehrlicher wirste Dein argumentatives Versagen wohl nicht eingestehen können. Muß man halt nehmen, was man bekommt.