RogerHouston schrieb:Zum Einen ist das so ja gar nicht der Fall - es werden natürlich auch andere "Anomalien" wahrgenommen, die vermeintlich nicht mit natürlichen Prozessen erklärbar sind (auf den ersten Blick) - siehe z.B. KIC 8462852, und zum Anderen stellt sich natürlich die Frage, wonach man denn aktiv suchen soll, wenn nicht nach Bekanntem.
Was ich damit meinte war, dass die Rare-Earth-Hypothese einen Zirkelschluss darstellt, weil sie Gegebenes als gesuchtes Ergebnis postuliert. Die Erde
ist rah gesäht - The pale blue dot wie wir ihn kennen, wirds, so wie er existiert, womöglich kein zweites Mal geben, da bin ich voll auf der Linie der Hypothese.
Nur ist das eben kein induktives oder gar deduktives Argument gegen eine weitere Lebensentstehung, sondern ein Argument, welches implizit unterstellt: Wenn es nicht wie die Erde ist, dann gibt es auch kein weiteres Leben. Das kopernikanische Prinzip - das Leben dort entsteht wo es kann - wird damit konterkariert, dass es nur dort entstehen könnte, wenn es sich um eine zweite Erde handelt.
Dazu gibt es allerdings keine Gewissheit, ob dem auch so ist.
Verstehst du in etwa worauf ich hinausmöchte?
Eine weitere Lebensentstehung hypothetisch auszuschließen zu wollen, unter der Annahme, dass es wie auf der Erde sein müsste, setzt eine Prämisse, die aufgrund der Einzigartigkeit der Erde sowieso nicht erfüllt werden kann. Ein Zirkelschluss, der zur Annahme führt: Ohne zweite Erde, keine weitere Lebensentstehung. Wiegesagt ist das mMn eine Umkehr des kopernikanischen Prinzips, weshalb dieses Argument auch von Kreationisten wie dem Physiker Frank Tipler genutzt wurde, um die Einmaligkeit zu unterstreichen.
Da werden mMn die Uhren zurückgedreht mit einem logisch klingenden, aber im Ergebnis fehlschlüssigen Argument, weil es keine Gegenbeweise gibt. Die Hypothese kann nur falsifiziert werden, weil es keine zweite Erde gibt.
RogerHouston schrieb:Wonach würdest Du denn suchen?
Planeten, Monde, Gasriesen.
Verschiedene Simulationen laufen lassen, welche Kombinationen denkbar sind.
Also alles das was die Leute an den Universitäten und Raumfahrt-Behörden bereits machen.
Die Einfallslosigkeit bezieht sich hier auch wieder auf die Befürworter der REH.
Du hast mMn auch die richtigen Gedanken dazu, also so isses nicht.
Du verstehst ja worum es geht und drehst praktisch auch jeden Stein um, so wie es auch getan wird.
Die REH postuliert hingegen eine Annahme, die sich mMn starhalsig auf die zweite Erde fokussiert.
RogerHouston schrieb:Problem dabei ist nur, dass diese "Selbstorganisationsfähigkeit" der Materie in Richtung Lebensentstehung noch nie irgendwo beobachtet werden konnten.
Richtig.
Die notwendigen Attraktoren hin zum Leben müssen selbstverständlich gegeben sein.
Wenn das beliebige Objekt wie der Merkur ist, wird sich dort gar nix organisieren, sondern es wird permanent wieder durch die Strahlung zerschossen, von den Temperaturen gegrillt oder ausgefroren oder es kommt nicht in die Gänge, weil keine Bewegung von Katalysatoren möglich ist, um die Aktivierungsenergie zu reduzieren. Die Reaktionsgeschwindigkeit kommt zum erliegen. Ein chemisches Gleichgewicht von toter Hose.
RogerHouston schrieb:Die Pros und Contras sind selbstverständlich immer nur Momentaufnahmen des aktuellen Wissenstandes
Alles gut.
Das war auch nicht gegen dich gerichtet, sondern gegen die Hypothese, welche ich darin meine wieder gespiegelt zu sehen. Und das sind ja auch im Endeffekt, die Argumente, die dagegen vorgetragen werden.
Nur stellt die REH mMn halt kein Argument gegen weiteres Leben dar, sondern unterstellt diese Möglichkeit lediglich. Eine Hypothese kann ja kein Gegenargument sein, wenn sie keine Ergebnisse liefert.
Leuchtet das irgendwie ein wie ich das meine?
Es sind quasi gedachte Gegenargumente der These, die erst wenn sie zutreffen zum Gegenargument werden aber bis dahin nicht auf der Stufe vom kopernikanischen Prizinip rangieren, dass die Erde innerhalb des Kosmos keine Sonderstellung hinsichtlich der Naturgesetzlichkeit einnimmt, sondern kosmischer Durchschnitt ist, der auch nur mit Wasser kocht und dessen Megafauna auch zB vom Klimawandel bedroht ist. Was woanders gilt, gilt auch hier. Ein Otto Normalverbraucher mit einem G-Stern als Zentralgestirn, dem iwann die Lichter ausgehen.