Nemon schrieb:Aber ich bin eben versessen darauf, dass die Irrtümer und Missverständnisse, die bei uninformierteren Menschen sich zwangsläufig festsetzen (was ja der Erfolg einer Desinformationskampagne sein könnte), hier vermieden werden.
Die Frage ist welchen Einfluss diese staatliche...Informationsführung haben soll/wird.
Bemühen wir mal die folgende Statistik von Yougov aus 2019:
Original anzeigen (0,2 MB)Wenn ich diese Zahlen betrachte, sehe ich darin kein störrischen Glauben an Aliens, sondern an vorderster Stelle erstmal Misstrauen.
Misstrauen in die staatlichen Institutionen.
Und das nicht nur bei den Republikanern, sondern auch bei den Demokraten, sowie den Unabhängigen. Es betrifft also weniger den ideologischen Aspekt, sondern vielmehr ein kollektives Denken.
Knapp die Hälte der US-Bürger bezichtigt oder hält es für möglich, dass sie hinsichtlich der Thematik von UFOs (und das ist nur ein winziger Bauteil des politischen Spektrums) absichtlich nicht oder falsch informiert werden. Das ist...öhm, ehrlichgesagt ein ziemlich vernichtender Eindruck. Warum? Deshalb:
Original anzeigen (0,2 MB)Es betrifft offensichtlich einen bestimmten Personenkreis von Menschen, deren Generationen nicht irgendwann, sondern die pop- und medienkulturell in den 60ern, 70ern und bis in die späten 80er Jahre aufgewachsen & mit dem UFO-Thema praktisch vom Strampler bis zur Arbeitshose sozialisiert wurden. Die Zeit während jener das Thema erstmalig so öffentlichkeitswirksam & kontrovers diskutiert wurde und sich etliche Autoren die Finger, ob ihrer Tantiemen wundgeschrieben haben.
Wenn nun innerhalb dieser angegebenen Zeitspanne, bei gut der Hälfte aller Konsumenten dieser ungesteuerten Inhalte der subjektive Eindruck enstanden ist, dass die vorhandene Literatur/Sachlage ausreicht, um der Regierung zu unterstellen, das daran mehr ist als es im Endeffekt überhaupt möglich oder wahrhaftig ist, dann bekommt man nach meiner Einschätzung mit genau diesen Generationen ein Problem, wenn ein politisches Momentum erreicht wird, in dem es a) um die Vertrauenswürdigkeit staatlicher Institutionen und b) die Fragen der nationalen Sicherheit unter einem isolationistischen Aspekt geht.
Dass hierbei die Deutungen, ob etwas absichtlich verschwiegen wurde oder nicht, naturgemäß der Hypothese des Buches "American Psychosis" von David Corn im politischen Spektrum exakt diametral ausfallen, indem die republikanische Seite in ihren radikalen Teilen nach der verzerrenden, nahezu verrückt wirkenden, verschwörerischen Lüge des Grotesken und das demokratische Lager nach der edelmütigen, libertären Wahrheit der Aufklärung sucht, befeuert dabei nur weiterhin meinen Verdacht, dass dieses ganze hintergründige Gezerre um die Leaks der Peinlichkeiten, sowie der gleichzeitge, dem entgegenwirkende Versuch dem "wissenschaftlich & seriös" zu begegnen - ironischerweise ohne ausgewiesene Skeptiker, um sich selbst nicht schon vorher den Anstrich der Debunker zu verpassen, die befangen sind - einer von vielen politischen bzw. demoskopischen Hebeln für den trustgain/loss, die zum gegenseitigen Nachteil bewegt werden - Deutungshoheit - aber zum gemeinsamen Vorteil wirken - Sicherheitsaspekt.
Ich will damit nicht behaupten, dass an dem Thema UAP als Hoffnung auf Außerirdische nichts dran ist usw usf. aber es drängt sich mir immer mehr das Gefühl auf, dass dieses Trara um die UAPs ein Hundehaufen von vielen ist, der primär von zwei aber im Grunde doch von einer sicherheitspolitischen Interessensphäre für den US-amerikanischen Markt als PR-Kampagne mit ganz viel "Wir kümmern uns drum" aufbereitet wurde, welche in der Qunitessenz genau diese oben dargestellten Generationen dort abholen soll, wo sie sich uA 2019 befunden haben und vermutlich heute noch befinden. Misstrauen und Sorge vor Gefahren (Isolationismus).
Während einerseits das fehlende Vertrauen, derjenigen die Zweifel an der Aufrichtigkeit der Institutionen haben, durch das "Ja, da ist was, wir haben gepennt, sry für das Stigma btw" systematisch bestätigt und durch wilde Theorien ins Extreme ausgebaut wurde & wird, um auch jeden Karnevalisten abzuholen, trust equal, und die Kopplung des Misstrauens mitzunehmen, die sich sowieso nicht einfach wegreden lässt, trust loss, soll es, das Vertrauen, andererseits über genau diese negative Kopplung auch zurückgewonnen werden, trust gain, indem es heißt "Ja, aber jetzt nehmen wir es ernst, auch wenn dabei Aliens oder etwas ganz anderes rauskommt, wo wir euch sehen, logo". Nur würde dieser Schritt - wie auch beim Menschen im einzelnen - nicht einfach funktionieren, wenn das Vertrauen erstmal weg ist. Dazu bedarf es eines umkehrenden Triggers für die Reaktanz, um den psychologischen Handlungsspielraum einzuengen. Den Trigger liefert die Disclosure-Bewegung törichterweise selbst - praktisch frei Haus - weil sie einer Bias unterliegt, die davon ausgeht, dass es erst ihr Druck war, der die Regierung dazu veranlasst hat. Der gedachte Schwinger der Graswurzelbewegung Disclosure wurde zu einem Schulterwurf mit Ausfallschritt, dessen Energie ihn hindert jetzt die Bremse zu ziehen und sich zu fragen, "Wieso sollte ich euch bitte jetzt, nach all der Desinformation, die ich euch unterstellt habe noch glauben?". Sie stürzen über ihren eigenen Elan.
Andererseits werden diejenigen, die nicht daran glauben oder es kategorisch ablehnen, auf das Thema aufmerksam gemacht - gecatcht und dazu befragt - gehookt und ihre Meinung, die sie vorher ohnehin schon hatten und die sie auch danach haben sollen, wird nochmal durch die Dementis oder Debunks der Peinlichkeiten, Missverständnisse und Aneinanderreihungen von ungünstigen Umständen bestätigt oder durch diese Affirmation konditioniert, dass es wie
@continuum verlinkt hat, vielleicht doch die Chinesen, Russen, Gegner eben sind - die rational betrachtet noch viel gefährlicher als Aliens oder Skinwalker sind. Es ist quasi das Streicheln oder das Leckerli für den Hund, wenn er richtig apportiert hat bzw. wird der korrekte Apportel mit einem Feedbacksignal gekoppelt. Ist aber ebenfalls der trust gain, weil damit praktisch dem Misstrauten zur Seite gesprungen wird, statt sich auch hier zu fragen "Wann haben die Chinesen die USA denn technisch überholt? Hab ich da geschlafen? Egal". Wieder ist es der eigene Elan, der zum Schulterwurf wird.
Die Konnotation oder die Assoziation des Narrativs ist ingesamt wertend positiv auf Offenheit & Ehrlichkeit akzentuiert - deshalb die NASA, ein Untersuchungsauschuss und richtige Wissenschaftler (Autorität) - aber gleichzeitig auch wertend negativ, weil es uA Fehler in der Kommunikation einräumt und die nationale Sicherheit vorgeblich reduziert (Integrität). Es wird zum einen Vertrauen aufgebaut und zum anderen Vertrauen abgebaut. Ersteres erreicht die Außendarstellung, die Untersuchung und das Eingeständnis des Schweigens, letzteres wird durch ein Mehr an Rüstung, gesetzlicher sowie organisatorischer Maßnahmen zur Erhöhung der nationalen Sicherheit und einer geheimdienstlichen Kooperation mit Drittstaaten kompensiert. Eine Win/Win-Situation. Egal wie es ausgelegt wird - jeder Anlauf, ob Believer oder Skeptiker - wird zum Schulterwurf, weil es immerwieder die ursprüngliche These bedient und dessen Ergebnis unterstreicht.
Quelle:
https://today.yougov.com/topics/politics/articles-reports/2019/07/03/UFOs-government-secret-americans-pollQuelle:
https://www.harvard.com/book/american_psychosis/