OpLibelle schrieb:Da engst Du den Begriff der "Wissenschaft" jetzt aber ausschließlich auf die Naturwissenschaften ein.
Bei den Geisteswissenschaften (mein eigenes Studium fiel dann doch eher hier rein, wie käme ich also dazu, die ausschließen zu wollen) ist die Sache nur schwieriger, diffiziler, aber eines ist mal sicher: bei denen gilt eine Beweisbarkeit nur
noch weniger.
OpLibelle schrieb:Schaffung neuen Wissens
Der Kalauer hat noch gefehlt...
Nashima schrieb:Verhält sich das nicht grundsätzlich so in der empirischen Wissenschaft?
Nein, da gehört die Widerlegbarkeit zu.
Nashima schrieb:Z.B. bei der Hypothese (bestätigte Hypothese / Theorie) Lichtgeschwindigkeit.
Vor zehn Jahren haben Forscher bei einem schweizerisch-italienischen Experiment überlichtschnelle Neutrinos detektiert. Stellte sich später als Fehler heraus. Hätte sich das jedoch bestätigt, wäre die Lichtschranke widerlegt gewesen. Widerlegbarkeit ist grundlegend.
Nashima schrieb:Zu jedem Zeitpunkt kann gelten, dass deren Konstanz in einem unendlichen Universum nicht immer gleich ist, da es zu jedem Zeitpunkt einen Ort geben kann an welchem es sich nicht so verhält.
Das ist keine Hypothese, sondern nur eine Prämisse
für eine Hypothese (etwa für die von der Lichtschranke, die so widerlegbar sein kann). Ohne diese Hypothese ist es hingegen einfach nur ne Spekulation.
Nashima schrieb:Bleiben wir doch bei Hypothesen, ich sehe nicht das in nicht empirischen Wissenschaften keine beweisbaren Hypothesen aufgestellt werden können. Mathematik wird übrigens, auch wenn ein Sonderfall, durchaus als nichtempirische Wissenschaft gesehen.
Das sind Definitionsstreitigkeiten. Tatsächlich aber ist Mathematik (wie Logik) kein eigenständiger Bereich neben anderen Bereichen, denen sich je eine Wissenschaft widmet. Mathematik ist quasi die Beschreibung jeglicher Realität, nachdem man jegliche Realität abgezogen hat. So kannst Du zwei Äpfel und zwei Äpfel zusammentun und erhältst vier Äpfel, das ist die Realität. Nimm die Realität weg, und Du erhältst 2+2=4; das ist dann Mathematik. Mathematik findest Du so in jedem Bereich, aber nur zusammen mit dem Dortigen. Losgelöst davon existiert Mathematik nicht wirklich Mathematik als "Wissenschaft" beschäftigt sich also nicht wie sonstige "echte" Wissenschaften mit einem realen "empirischen" Phänomen, sondern mit Grundlagen. Daß Mathematik nicht nur nicht empirisch ist, sondern sogar nicht real, kannst Du gut daran sehen, daß Du Sachen rechnen kannst, für die es nichts Reales gibt, das sich so rechnen ließe. Gilt auch in der Logik, da gibt es wahre Sätze selbst bei offensichtlicher realer Unmöglichkeit.
Selbst die, die Mathematik Wissenschaft nennen, wissen darum, daß sie etwas sehr anderes ist als jegliche einzelne Wissenschaft, Natur- wie Geistes-. Mathematik kann wie jede andere Wissenschaft als Hilfswissenschaft einer anderen Wissenschaftsdisziplin eingesetzt werden. Doch während jene anderen Hilfswissenschaften auch als eigenständige Wissenschaften fungieren, fungiert Mathematik in Sachen wissenschaftlicher Erkenntnis der Natur, des Menschen usw. stets
nur als Hilfswissenschaft. Dieser Unterschied ist wesentlich.