Ganz interessanter Artikel von spektrum.de
https://www.spektrum.de/kolumne/was-es-mit-dem-alien-raumschiff-oumuamua-auf-sich-hat/1607278U. a.:
"'Oumuamua ist fraglos ein faszinierendes, mysteriöses Objekt. Rätselhafte Zusatzbeschleunigungen gab es auch schon bei der so genannten Pioneer-Anomalie. Mittlerweile hatten sich diese als ganz harmloser Effekt entpuppt, denn Wärmestrahlung gab den Raumsonden einen Extraschubs. Muss man bei 'Oumuamua gleich die Alien-Karte spielen? Bialy und Loeb gehen in ihrem Paper einige Szenarien durch. Aber Loeb ist auch Medienprofi und mit der Sonnensegelbehauptung hat er große Aufmerksamkeit für das andere Breakthrough-Projekt »Starshot« bekommen, an dem er beteiligt ist. In der Danksagung der Publikation gibt er offen zu, dass die Publikation in Teilen von der Breakthrough-Preis-Stiftung gefördert wurde. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Ebenso gut hätte ich behaupten können, dass 'Oumuamua in Wahrheit die gesunkene Titanic mit meiner Oma an Bord ist. Diese Hypothese wird auch niemand so schnell entkräften können, immerhin soll das Objekt länglich sein und möglicherweise aus Eisen bestehen. Als Journalist und als Publizist darf man sich zu Recht fragen, ob wir uns hier vor den Karren spannen lassen? Sollen wir über alles berichten, auch wenn es noch so hanebüchen ist? Ist es vertretbar, wenn ein Journalist sich das medienträchtigste Szenario einer wissenschaftlichen Arbeit herauspickt, darüber berichtet und die anderen unter den Tisch fallen lässt? Ich denke, dass genau das geschehen ist, wenn wir uns den Medienrummel der letzten Tage kritisch anschauen.
Am 12. November erscheint Bialys und Loebs Publikation als Letter im renommierten »Astrophysical Journal«, nachdem es den wissenschaftlichen Begutachtungsprozess (Peer Review) durchlaufen hat. Die spekulative Alien-Hypothese hat darin überlebt. 'Oumuamua ist rasend schnell, wird sich jedoch nun auf der Flucht vor dem Sonnensystem verlangsamen. Loeb schloss in einem Interview nicht aus, den »Botschafter« in den nächsten rund zehn Jahren noch mittels Swing-by-Manöver zu verfolgen, um ihn zu studieren. Preisschild für eine solche Mission: etwa eine Milliarde Euro. Oder wird sich bald eine neue Chance bieten, wenn wir erneut Besuch von einem interstellaren Vagabunden bekommen? Die Astronomen stehen jedenfalls mit ihren Teleskopen bereit. Vielleicht werden weitere Analysen Loebs steiler These schon bald den Wind aus den Segeln nehmen. Bis es soweit ist rufe ich: »Gute Reise, Oma«."