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Weiter im Text von Urs Willmann:
[12] Im Namen derMax-Planck-Gesellschaft würde hier pseudowissenschaftliches, kreationistischesGedankengut verbreitet, hatten sich seine Gegner echauffiert, darunter der berühmteAmeisenforscher Bert Hölldobler.
WEL: 1. Diese Aussage ignoriert den Disclaimer.2. Bert Hölldobler ist gewiss ein ausgezeichneter Ameisenforscher: Pulitzer Preiszusammen mit Edward O. Wilson für THE ANTS, 1990 (Großformat, Springer-Verlag Berlin, 732pp.). Ich habe das Werk zu verschiedenen Fragen immer wieder mit Gewinn konsultiert. BeimThema Evolution jedoch zeigt Herr Hölldobler sowohl recht ungewöhnliche Kenntnislücken(so wird von ihm z.B. Dobzhansky als der Begründer der Populationsgenetik ausgegeben, wasschlicht und einfach historisch falsch ist) als auch eine totalitär materialistischeGeisteshaltung, die grundsätzlich keine andere Deutung des Ursprungs der Welt und derLebensformen gelten lassen will als die naturalistische (vgl. weiter den Beitrag vonWerner Gieffers 2003). Wenn jedoch die Synthetische Evolutionstheorie bereits diezutreffende und befriedigende (materialistische) Antwort zur Entstehung allerLebensformen ist, dann wird die Frage nach der Richtigkeit alternativer Hypothesennatürlich nicht mehr gestellt.
Von diesem Standpunkt aus betrachtet mussHölldobler jeder idealistische Ansatz wesensmäßig “fremd” und “andersgeartet” erscheinen.“Probleme der Angst vor dem Fremden, feindlich-aggressives Verhalten gegenüber demAndersgearteten sind für Soziologen und Politikwissenschaftler gerade heute eine stetsneue Herausforderung. Das Ablehnen, Vermeiden, oder gar Attackieren des Fremden istbesonders stark bei Arten mit ausgeprägtem bio-altruistischem bzw. Helfer-Verhaltengegenüber den nächsten Verwandten.” (Aus dem Begleittext zu Hölldoblers Beitrag über dieevolutionsbiologischen Grundlagen der Xenophobie am 6. 3. 2002, SWF – inwieweit sich diegesamte Problematik allerdings rein evolutionsbiologisch erklären lässt, darauf wollenwir unten kurz zurückkommen und an dieser Stelle nur zwei Stichworte nennen: Der Menschund seine Möglichkeit zu einsichtigem Verhalten).
“Pseudowissenschaftliches,kreationistisches Gedankengut”: Starke Behauptungen mit Null Begründung – wie überzeugendist das? (Vgl. auch Kutscheras Verbotsversuche.) Könnte es sein, dass Hölldobler weiteBereiche der Institutsseite überhaupt nicht gründlich studiert hat? (Siehe weiter zu denUnterschieden zwischen der Intelligent-Design-Theorie und dem Kreationismus wieder denBeitrag Synthetische Evolutionstheorie vs. Intelligent Design).
Bert Hölldobler,Department of Behavioral Physiology and Sociobiology am Biozentrum der UniversitätWürzburg, gehört zu den erfolgreichsten und einflussreichsten Biologen unserer Zeit. Erist Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler biologischer Gesellschaften undseine Stimme hat ein so großes Gewicht, dass man es insbesondere jüngeren Kollegen kaumraten kann, in grundlegenden Fragen mit ihm nicht einer Meinung zu sein, wenn sie nochdie Karriereleiter emporsteigen möchten.
Wenn jedoch in der Wissenschaft dieVernunft selbst der Macht einflussreicher Persönlichkeiten untergeordnet wird, die excathedra die wahre Lehre festlegen, dann stellt die Wissenschaft ihre eigenen Grundlageninfrage: Sie liefert sich in diesem Falle den jeweils herrschenden ideologischenStrömungen aus, die sie schließlich nicht mehr zu hinterfragen vermag und wirddogmatisch. Gegenwärtig sind eindeutige Tendenzen in dieser Richtung für die SynthetischeEvolutionstheorie festzustellen, deren Hauptaussagen zu “Tatsachen“ erhoben worden sind(vgl. weiter die Kommentare zu Punkt [1] oben und [43] unten). Daraus folgt natürlich,dass jeder alternative Vorschlag zu dieser “Tatsache“ wohl nur noch aus“pseudowissenschaftlichem, kreationistischem Gedankengut“ bestehen kann.
Ist aufdiesem Hintergrund eine sachliche Kritik der herrschenden Theorie ohne die Gefährdungeiner akademischen Laufbahn in der Biologie und/oder ohne irgendwelche Repressalienüberhaupt noch möglich? “Ich weiß, wie man Gegner des Darwinismus bekämpft und habe es ameigenen Leib erfahren“ schrieb mir der Münchener Paläontologe Oskar Kuhn vor schon fast35 Jahren (Brief vom 24.9.1969) und empfahl mir, mich wenn, dann “aber nicht zu deutlich“für seine Broschüre DIE ABSTAMMUNGSLEHRE einzusetzen, “sonst könnte Sie der Einsatz fürdiese Ideen teuer zu stehen kommen.“ - Es wäre dem Fortschritt der Biologie sicherlichnicht abträglich, wenn möglichst viele ehrliche und unabhängige Wissenschaftler den Mutaufbringen würden, dieser Tyrannei totalitärer Vertreter der SynthetischenEvolutionstheorie mit den zahlreich zur Verfügung stehenden rationalen(biologisch-wissenschaftlichen) Argumenten zu begegnen.
Hölldobler gilt u.a. alsein “Pionier der Soziobiologie“ und wendet Hypothesen und Ergebnisse dieser Disziplin –wie oben schon angedeutet – auch auf den Menschen an. In diesem Zusammenhang ist esvielleicht nicht uninteressant, dass selbst viele namhafte Evolutionstheoretiker dieExtrapolation der Soziobiologie auf den Menschen nun ihrerseits fürpseudowissenschaftliches, (jetzt aber) evolutionistisches Gedankengut halten, oder mitWalter James ReMine: “Many evolutionists find Sociobiology repugnant.” (Dazu gehörenAutoren wie Barkow, Gould, Hemminger, Kitcher, Lewontin, Rose und viele andere, die vonSoziobiologen prompt als “Kreationisten” beschimpft worden sind, obwohl mehrere dieserAutoren selbst ausführlich gegen den Kreationismus Stellung bezogen haben.)