Optimist schrieb:ich gehe und ging immer davon aus, dass jeder weiß, dass alles nur meine Meinung sein kann, ich nicht die Wahrheit gepachtet habe.
Noch mehr so'n Bla! Klar weiß das jeder! Von den Katholen weiß das schließlich auch jeder, "dass alles nur deren Meinung sein kann, sie nicht die Wahrheit gepachtet haben". Der Knackpunkt ist der, ob man weiß, daß die Katholen - oder eben Du - das von sich wissen.
Optimist schrieb:Und es wäre schon bissel komisch, wenn ich unter jedes Post noch mal explizit schreiben müsste "war alles nur meine Meinung, ohne Gewähr für Richtigkeit" oder so.
Aber wenn eine Glaubensorganisation ihren Glauben im Indikativ darstellt, dann hältst Du die doch für so Dogmatiker. Denen räumst Du dieses "schon bissel komisch, wenn" nicht ein.
Optimist schrieb:sehe ich zwar nicht so.
Wie willst Du an Jesus als den Christus glauben, wenn "Jesus ist der Christus" für Dich kein "unabänderlicher Glaubensinhalt" ist? Nur mal als Beispiel,
jeder Glauben besitzt (mehrere) Dogmen.
Optimist schrieb:Aber verstehe diesen Satzteil trotzdem nicht: "gerät das zum Zeigen auf anderer Leute Splitter"
Deine Frage
Optimist schrieb:Und wenn ja, wissen das auch die Gläubigen?
ist deutlich erkennbar eine rhetorische. Denn sobald auch nur einem Katholiken dies nicht klar sei, käme in Deinem Innern doch ein "siehste!" zutage, also ein "Zeigen" auf "deren Splitter", den Du ja nicht besitzt. Du befleißigst Dich hier in der klassischen "Gauner-Ehre" á la "Ich weiß, ich tu X, Y und Z, aber ich tu wenigstens nicht A, B und C". Ohne Dreck auf andere zu werfen kommst Du nicht aus.
Und nebenbei, selbstverständlich hat die Katholische Kirche
Optimist schrieb:den Anspruch alles biblisch korrekt zu lehren
Der Anspruch, daß der eigene Glaube korrekt ist, ist ja nun mal nichts besonderes, schon gar nichts Verwerfliches. Solange man es nicht für eine bewiesene Tatsache hält und hinstellt, sondern es Glauben, Überzeugung etc. nennt. Naja, und das tun die Katholen nun mal.
Optimist schrieb:Und es interessiert mich auch tatsächlich, inwieweit die Gläubigen um diesen Anspruch (ja oder nein) bescheid wissen - einfach nur aus Interesse.
Was auch immer Dich daran interessiert, ob Katholiken von ihrer Kirche gesagt bekommen, daß ihr Glaube ein Glaube
Optimist schrieb:Was bedeutet das "für gewöhnlich"? Bis jetzt dachte ich, die Apokryphen sind nicht in allen Lutherbibeln enthalten.
Während in der Katholischen Kirche die lateinische Bibelübersetzung der Vulgata als verbindliche Form der Heiligen Schrift galt, haben sich die Reformatoren an die Ideale der Renaissance gehalten, especially an das "ad fontes!", zu deutsch "Zu den Quellen!". Historisch gesehen wäre ja eigentlich die Septuaginta die ursprüngliche Heilige Schrift der frühen Christen gewesen, eine antike griechische Sammlung jüdischer heiliger Schriften, die in ihrem Umfang nahezu dem AT der Vulgata entsprach. Doch verstanden die Renaissance-Vertreter, die Humanisten und in deren Gefolge die Reformatoren den hebräischen Tanakh als die ursprüngliche Quelle, obwohl dieser erst seinen endgültigen Umfang erhielt, als es die Christen schon gab.
Während die Schweizer Reformatoren (Zwingli, Calvin) die über den Tanakh hinausgehenden Schriften wegließen (spätere Freikirchen und auch die Anglikaner ebenso), behielt Luther dennoch die nicht im Tanakh enthaltenen Schriften der Kirche bei, stellte sie ans Ende des AT und nannte sie Apokryphen. Er nannte sie "der Heiligen Schrift nicht gleichgestellt, aber doch gut und nützlich zu lesen". Das 3. und 4. Buch Esra allerdings ließ er gänzlich weg, da diese in der Vulgata, nicht aber in der Septuaginta vorkommen und seiner Meinung nach ohne besonderen Wert seien:
Denn dieselben zwei Bücher Esra haben wir schlechts nicht wollen verdeutschen, weil so gar nichts darinnen ist, das man nicht besser in Äsopo, oder noch geringern Büchern kann finden; ohne daß im vierten Buche darzu eitel Träume sind, wie St. Hieronymus zwar selbst sagt, und Lyra nicht hat wollen auslegen
Die Apokryphen jedenfalls erschienen in jeder Neuauflage der Lutherbibel, von Luthers Zeiten an bis zum zweiten Weltkrieg. Im Nachkriegsdeutschland fehlte es der Deutschen Bibelgesellschaft an Druckerpressen und Papier, und so mußten die Bibelgesellschaften anderer Länder den Druck übernehmen poder das Material stellen. Doch taten sie dies nur unter der Auflage, die Apokryphen wegzulassen. Seither hat es sich auch bezüglich der Lutherbibel eingebürgert, sie ohne Apokryphen zu drucken. Doch stets es gibt immer auch Ausgaben mit den Apokryphen. In der evangelischen Perikopenordnung (Festlegung der Texte, über die gepredigt werden solle, für jeden Sonntag im Kirchenjahr) gibt es immer auch Texte aus den Apokryphen, wenngleich man aus verschiedenen Perikopenreihen auswählen kann und daher stets ohne Apokryphen auskommen kann. Ich selbst habe mal über eine Perikope aus Jesus Sirach gepredigt (lang ists her, es war der Sonntag nach Honeckers Absetzung).