@pere_ubu Gewalt in der Bibel und die Folgen.
zwischen Gott und Mensch: z. B. im Kult als Opfer, im sakral begründeten Recht als Herstellen von Gerechtigkeit auch durch gewaltsame Vergeltung,
zwischen Großgruppen, z. B. als Bannkrieg
zwischen Kleingruppen, z. B. als Blutrache, später staatlich geregelte Todesstrafe, Körperstrafen
zwischen Individuen, z. B. als Mord, Folter, Körperverletzung, Vergewaltigung, Nötigung
zwischen sozialen Gruppen, z. B. als Ausbeutung, Unterdrückung, Enteignung, Entrechtung.
Liest man die Bibel von Anfang an, so beginnt die Geschichte der Gewalt bereits mit dem Ungehorsam Adam und Evas und Gottes Reaktion darauf, der Vertreibung aus dem Paradies (Gen 3). Direkt darauf folgt der Brudermord als Archetyp zwischenmenschlicher Gewalt (Gen 4), die sich bald zur globalen Bosheit steigert: bis Gott das von ihm an sich gut erschaffene Leben in der Sintflut fast völlig vernichtet, um einen neuen Anfang zu ermöglichen (Gen 6–9). Dabei wird die Todesstrafe als ausgleichende Sühne für den Mord von Menschen an Menschen geboten (Gen 9,6); Vergeltung bekommt damit den Charakter eines „Grundgesetzes“ für die ganze Schöpfung bis zu ihrer Erneuerung.
Nachdem der Pharao die Israeliten versklaven ließ, sendet JHWH Moses zu ihrer Befreiung. Diese wird gewaltsam durch Zehn Plagen, darunter Feuerregen und Tod aller erstgeborenen Söhne der Ägypter, erzwungen. Das ägyptische Heer des Pharao wird bei der Verfolgung der Hebräer im geteilten Roten Meer ertränkt (Ex 1–14).
Das Siegeslied der Mirjam (Ex 15,21) gilt als Keimzelle der Exodustradition und ältestes israelitisches Glaubensbekenntnis im Pentateuch:
„Lasst uns JHWH singen, denn er hat eine herrliche Tat getan, Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt.“
Damit stellt sich für biblische Theologie die Frage, ob Israels Gott JHWH ursprünglich ein national begrenzter Kriegsgott war, der ein Volk rettet, indem er ein anderes vernichtet.
Im Deuteronomistischen Geschichtswerks der Bücher Josua bis 2. Könige werden viele gewaltsame Auseinandersetzungen innerhalb wie außerhalb der Israeliten und der späteren Reiche Nordreich Israel und Reich Juda berichtet. Besonders in der vorstaatlichen Richterzeit erscheint der Verteidigungskrieg bei äußerer Existenzbedrohung als Aktion Gottes, der einen charismatischen Heerführer „erwählt“, die Zwölf Stämme Israels zusammenzurufen und in die Abwehrschlacht zu führen. Solche kriegerische Gewalt wird also unter Umständen als Heiliger Krieg legitimiert.
Die Bibel berichtet im Kontext der Landnahme auch über Ausrottung fremder Nachbarvölker Israels im Auftrag Gottes, die Frauen und Kinder nicht verschonten.
Zum Beweis der Gottesfurcht Abrahams fordert Gott von diesem die Beinahe-Opferung Isaaks (Gen 22). Zwar werden Menschenopfer hier religionsgeschichtlich durch ein Tier-Ersatzopfer abgelöst und sind fortan in der ganzen Bibel verboten; aber auch die in der Bibel verlangten Tieropfer (z. B. Lev 5, 7–9) unterliegen heute der Kritik als lebensfeindliche Gewalt.
In den Gesetzeskorpora des Pentateuch werden verschiedenste religiöse und profane Verbrechen rechtlich sanktioniert.
Politische Herrschaftsgewalt Gottes
Gott als Richter:
Der Jüngste Tag
Zum einen wird Gott als „Herr aller Herren und König aller Könige“ bezeichnet, der alle Gewalt innehat. Dies kommt auch im Schlusssatz des Vater Unser zum Ausdruck: „Denn Dein ist das Reich und die Macht und die Herrlichkeit, in Ewigkeit, Amen“
Zum Anderen wird ausgesagt, dass die Regierungsgewalt den Menschen übertragen wurde: „Macht Euch die Erde untertan“ (1. Mose)
Paulus schrieb an die römischen Christen (Rö 13): Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen.
Zu verschiedensten Zeiten haben Herrscher dies als ein von Gott verliehenes Gewaltmonopol interpretiert.
Wikipedia: Gewalt in der BibelNoch Fragen
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