@nemo nemo schrieb:Oh ja, eigentlich deutlich genug. Wenn der Mann ueber die Frau herrscht, dann ist die Frau dem Manne untertan. Ja doch, oder ?
Abgesehn einer erweiterten Version von @snafu wo es dann eventuell bedeutet, der Geist herrsche ueber die Seele, zum spirituellen Wohle des Koerpers.
Jene Bedeutung, die snafu darin sehen möchte, kann gerne als meditativ erschlossene Zusatzbedeutung gesehen werden, für den, der will. Aber diese Bedeutung schließt nicht den grundsätzlichen Sinn des Satzes aus. Auch die anderen Strafen, die dort im Text über Schlange, Frau und Mann verhängt werden, haben zunächst einmal die rein "wörtliche" Bedeutung, daß der Mensch sterblich ist, der Arbeiter schwitzt, die Gebärende Schmerzen hat, Schlangen beißen und Menschen Schlangen dafür töten.
Wie in vielen Kulturen gab es auch in der israelitischen Kultur die Vorstellung, daß die Weltordnung eine göttliche Schöpfung ist. Und in der Regel erlebt man die Welt als "gut", wie es auch in 1.Mose1 bei der Siebentagesschöpfung immer wieder heißt, daß Gott sein Werk ansieht "und siehe, es war gut". Dann aber erlebt der Mensch auch Dinge, die er als Weltordnung versteht, die er aber nicht als "gut" empfindet. Eben solche Sachen wie Tod, Schmerz, Unterdrückung usw. usf. Kann das "gute Schöpfung" sein? In vielen Kulturen weltweit gibt es hierfür eine Erklärung. Nämlich daß es nicht von Anfang an so war, sondern daß dies erst später, aber noch am Anfang der Welt, eingeführt wurde, und zwar z.B. als Strafe für ein Vergehen.
Warum sprechen nicht alle Menschen die selbe Sprache? Weil die Menschen am Anfang den Himmel erstürmen wollten (Turmbau), darum hat Gott sie mit verschiedenen Sprachen und der Zerstreuung auf viele Völker bestraft. Warum gelten die Viehnomaden den ackerbauenden Seßhaften als minderwertige Störenfriede, die vom guten Land und von den Brunnen der Seßhaften vertrieben werden? Weil Kain, der Bauer, dem Viehhirten Abel dessen besseres Opfer neidete und ihn umbrachte. Darum muß Kain seither der Nomade sein, wird verflucht, bei den Dornen und Disteln zu leben, und "jeder, der ihn sieht, trachtet ihm nach dem Leben". Und warum gibt es Tod, Schlangenbisse, anstrengende Arbeit, Geburtsschmerzen? Eben wegen Adam und Eva.
Der Witz daran ist, daß die Geschichte, die die Unterdrückung der Frau durch den Mann als Göttliche Strafe erzählt, diese patriarchale Ordnung zwar als ein "is halt so, wie Sterben auch" auffaßt -
aber nicht gutheißt. Menschen müssen sich nicht daran halten, wie es auch kein strafwürdiges Vergehen ist, eine Arbeit zu haben, bei der man
nicht schwitzt. Auch Schmerztabletten sind kein Vergehen gegen die Weltordnung, die doch Schmerzen "vorsieht".
Die Welt, in der Israel entstand, die war schon lange patriarchal geprägt. In dieser Welt galt das Patriarchat eben als "war schon immer so und wird (wohl) auch so bleiben", wie Schmerz, Tod, Sprachenvielfalt und Nomaden-Seßhaften-Querelen ebenfalls. Weltordnung eben. Aber keine gute, wie die Schöpfung doch hätte sein sollen. Genau dies schlug sich dann in der Weise nieder, wie die Israeliten die Schöpfung und die ersten Ereignisse schilderten.
Pertti