H7-24 schrieb:Ist es nicht ein und derselbe Berg?
Berg Gottes, Berg Sinai und Berg Horeb?
Nicht überlieferungsgeschichtlich. Ich schrieb es ja beeits, daß da eine Menge ehedem unabhängiger Einzelüberlieferungen zu einer großen Einheit miteinander verwoben wurden. Daß auf der Ebene der Endredaktion Sinai und Horeb miteinander identifiziert wurden, wird zumindest allgemein angenommen. Ich habe da meine Zweifel, da die Israeliten ausdrücklich erst am Horeb Stationgemacht haben, dann weiterzogen und nun erst am Sinai ankamen. Eine Vermischung und Ineinssetzung von Sinai und Horeb erkenne ich da nicht. 2.Mose3 immerhin könnte auf eine Identifizierung der beiden Berge abzielen:
Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr an diesem Berg Gott dienen.
Aberstreng genommen findet am Sinai kein Dienen statt, sondern eben Gesetzesgabe und Bundesschluß. Insofern halte ich es für fraglich, ob 3,12 letzteres und damit das Sinaigeschehen überhaupt gemeint habe. Ein Dienen wird so nicht als Erfüllung mitgeteilt und muß schon "still mitgedacht" werden. Das aber kann auch in Kapitel 12 "still mitgedacht" werden, wo Israel ja tatsächlich am Horeb weilte.
Ob Sinai und Horeb in der Endgestalt der biblischenTexte nun miteinander gleichgesetzt wurden oder nicht, ist aberegal, sobald man die Frage aufwirft, was denn nun historisch geschehen sei. Da hilft uns nicht die Endgestalt von Überlieferungen, da müssen wir nach den Vorstufen schauen. Und da ist es nun mal sicher: Sinai und Horeb sind zwei verschiedene Berge in zwei verschiedenen Regionen, kultisch genutzt von verschiedenen Gruppen, die erst später in Israel vereint waren und nun ihr jeweils mitgebrachtes Überlieferungsgut miteinander in Einklang bringen mußten.
H7-24 schrieb:Es ist doch klar das Moses mit seinen Leute dahin geht wo er Gott zuesrt begegnet ist und da bekam er auch die 10 Gebote und das ist nun mal in Arabien ,Midian.Da ist es worauf ich hinauswollte.
Und wieso sollte das klar sein? Ne Menge Leute hatten irgendwann mal ihr persönliches Aha-Erlebnis, aber deswegenschleppt nicht jeder seine Anhänger, die er seither gemacht hat, deswegen dorthin, wo er dieses Aha-Erlebnis hatte. Und selbst wenn dieser Ort irgendwie wichtig ist, muß deswegen dennoch nicht alles dort und nur dort stattfinden.
Mose fand den HERRN am Horeb, und er erhielt sogar den Auftrag, die Israeliten dorthin zu bringen. was er auch getan hat. So die Erzählung. Aber wieso muß nun auch die Gebotsvergabe dort stattfinden? Und wenn Dumeinst, daß das klar sei, wieso hat Mose den Israeliten nicht auch schon am Sinai das Land verteilt? Für die grundsätzliche Aufteilung der zwölf Parzellen hätt man nicht vor Ort sein müssen.
Historisch ist die Gesetzesgabe am Sinai eh nicht. Die älteste Gesetzessammlung in der Thora, das sogenannte
Bundesbuch, wird auf das neunte bis (eher) achte Jahrhundert datiert (siehe auch
hier (Archiv-Version vom 05.12.2015)).
H7-24 schrieb:Der Berg der im Mittelpunkt steht in der Exodus Geschichte ist der Jebel Lawz und wird von Josephus Flavius als der höchste Berg ,Midians bezeichnet.
Götterberge sind immer der "höchste Berg". Doch nur im mythischen Sinne, nicht notwendig, ja nicht einmal wahrscheinlich im historischen Sinne. Wenn also irgendeine Gruppe in Midian einen heiligen Berg hatte, dann irgendeinen aus diesem oder jenem Grunde besonders markanten, aber selbstverständlich in der Nähe des Siedlungsraumes dieser Gruppe. Weswegen es schon mal selten der höchste Berg einer Gesamtregion war.
So heißt es denn auch von Noahs Arche, daß sie auf dem Gebirge Ararat niederging (1.Mose8,4) - und seit dem ist es jedermann "klar", daß damit jener Vulkankegel gemeint sein muß, der der "Große Ararat" genannt wird, nicht etwa der etwas kleinere Vulkanberg daneben, der "Kleine Ararat". Steht aber nicht da, nur denkt sich halt Hinz und Kunz sofort "natürlich isses dann der höchste Berg davon".
Dabei sind diese beiden Berge überhaupt kein Gebirge. Mit "Gebirge Ararat" ist das "Bergland von Urartu" gemeint, einer historischen Landschaft bzw. eines historischen Reiches dieses Namens in der Region. Und dafür käme eigentlich nur das Bergland in Frage, welches sich von NW nach SO durch Armenien zieht, also am Nordrand von Urartu. Auf einem der Ausläufer davon befindet sich übrigens der Aragaz, ebenfalls ein Vulkanberg, aber mit immerhin 4090 Metern deutlich höher als der "Große Ararat" mit "schlaffen" 3611m. Und nicht übersehen: der "Große Ararat" hat seinen Namen natürlich von der Bibel her, eben weil man ihn für den Berg der Archelandung hielt.
Auch Jesus war, als er vierzig Tage lang in der Wüste Juda fastete, mal auf so einem "sehr hohen Berg". Und zwar war der so hoch, daß man von ihm aus sämtliche Reiche der Erde überblicken konnte, welche ihm der Satan als Besitz offerierte, wenn Jesus ihn nur anbeten würde. Klar hätte der Satan Jesus mal eben auf den Mount Everest teleportieren können. aber auch dort wäre der Panoramablick nicht so erdumfassend gewesen. Es handelt sich also um eine mythische Sicht, nicht um einen historischen höchsten Berg.
Oder der Berg der Verklärung, auf den Jesus drei Jünger mitgenommen hatte, als sie in Galiläa waren. Klar ist - es muß der Tabor gewesen sein. Weil: der ist so besonders hoch und so besonders markant. Dabei war Jesus, als er die Jünger auf den Berg nahm, dutzende Kilometer weiter Richtung Nordosten. Und nach dem kurzen Ausflug waren sie alle wieder dort weit oben nordöstlich vomTabor.Wenn, dann warense auf irgendnem größeren Hügel nicht weit von ihrem Aufenthaltsort, aber doch nicht aufm Tabor! Doch schert das natürlich keinen mehr oder weniger religiösen Israeltouristen. Es muß der Berg Tabor sein!
Und so muß es für Josephus natürlich auch der höchste Berg Midians sein. Es geht nicht um Historisches, es geht um die Bedeutsamkeit.