Dawnclaude
Dawnclaude schrieb:Aber was ist nun mit dem unpersönlichen Bewusstsein. Du sagst, das Bewusstsein ist erst mal unpersönlich, es erfährt sich dann durch den Körper, korrekt?
Ja.
Unpersönliches Bewusstsein ist das, was nach dem Auflösen des "persönlichen" Bewusstseins übrig bleibt. Alles Wissen, alle Erfahrungen, befindet sich dann im unpersönlichen Bewusstsein, weil das Gewusste etwas anderes ist, als der Wissende.
Im Bewusstsein selbst geht nichts verloren. Es ist also die Verfügbarkeit der Bewusstseinsinhalte, von der wir hier reden, und diese Verfügbarkeit entsteht durch das Ausüben von Aufmerksamkeit in einer bestimmten Intensität.
Wenn Aufmerksamkeit nicht in der bestimmten Intensität ausgeübt wird, dann können auch keine Bewusstseinsinhalte bemerkt werden. Manche nennen das unpersonifizierte Bewusstsein auch das Unterbewusstsein. Es wird erst dann personifiziert, wenn ein Bezug zur Aufmerksamkeit hergestellt wird. Ohne diesen Bezug sagen wir dann "Ich hab´s vergessen" oder "Es fällt mir nicht ein". Erst wenn die Aufmerksamkeit in entsprechender Intensität ausgeübt wird, wird ein unpersonifizierter Bewusstseinsinhalte zu einem personifizierten.
Dawnclaude schrieb:Würde das nicht bedeuten das bestimmte Lebewesen immer gleich agieren müssten, weil sie erst mal keine Persönlichkeit haben? Nehmen wir z.b. Babies - deren Persönlichkeit sich ja erst entwickelt. Allein schon wie sie zur Welt kommen ist nicht gerade unpersönlich.
Du musst dir das Entstehen des "Ich bin" nicht als ein Ereignis vorstellen, bei dem es "Plopp" macht, und dann ist das "Ich bin" vorhanden. Es ist vielmehr ein kontinuierliches Entstehen. Deswegen können sich Menschen auch an unterschiedliche erste Gedanken erinnern. Das heißt: Jemand kann sich beispielsweise an seinen ersten Gedanken erinnern, als er 3 Jahre alt war. Ein anderer Mensch kann sich dagegen an noch frühere Ereignisse erinnern. Das heißt jedoch nicht, dass der Entstehungsmoment des "Ich bin" mit dem Ereignis des ersten Gedankens identisch ist, sondern vielmehr, dass das "Ich bin" ein kontinuierlicher Entstehungsprozess ist. Denn es gab dein "Ich bin" auch schon vor deinem ersten Gedanken. Babys bemerken bereits im Mutterleib, was die Mutter tut, und reagieren im Rahmen ihrer jeweils ausgeprägten Kommunikationsmöglichkeiten.
Hierzu eine kleine nette Geschichte.
Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch seiner Mutter.
„Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?” fragt der eine Zwilling.
„Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden stark für das, was draußen kommen wird,” antwortete der andere Zwilling.
„Das ist doch Blödsinn”, meint der erste.
„Es kann kein Leben nach der Geburt geben, wie soll das denn bitteschön aussehen?”
„So ganz genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller sein als hier. Und vielleicht werden wir herum laufen und mit dem Mund essen.”
„So einen Unsinn habe ich ja noch nie gehört. Mit dem Mund essen? Was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt. Und wie willst du denn herumlaufen? Dafür ist die Nabelschnur doch viel zu kurz.”
„Doch, es wird bestimmt gehen, es ist eben dann alles nur ein bisschen anders.”
„Du spinnst! Es ist noch nie einer zurück gekommen von nach der Geburt. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende. Punktum.”
„Ich gebe ja zu, dass keiner richtig weiß, wie das Leben nach der Geburt aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden und dass sie für uns sorgen wird.”
„Mutter ??? du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter! Wo ist sie denn?”
„Na, hier - überall um uns herum. Wir leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein!”
„Quatsch, von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also kann es sie auch nicht geben.”
„Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören, oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt...”
(Nach Henry Nouwen )
Mir ist aufgefallen, dass es hier im Forum Teilnehmer gibt, welche die Rolle des zweiten Zwillings ganz besonders bevorzugen.
:)