@ps4ps4 schrieb:denn wenn man von wahrnehmung spricht, dann meint man für gewöhnlich jene, die an den körper gebunden ist und somit ebenfalls eine vergängliche erscheinung darstellt,
Das ist korrekt.
ps4 schrieb:also, von was für einer wahrnehmung sprichst du und wer oder was ist dieser "jemand", der sie ausführt?
Ich spreche von dem, was eine Wahrnehmung überhaupt erst ermöglicht. Ich spreche von Aufmerksamkeit.
Ein Beispiel dazu, vielleicht kennst du das: Du arbeitest sehr konzentriert an einer Aufgabe. Du überlegst, analysierst, vergleichst, und versuchst eine Lösung zu finden. Während du das tust, ruft dich jemand aus dem Nebenzimmer. Doch obwohl mit deinen Ohren alles in Ordnung ist, hörst du es nicht. Deine Ohren machen das, was sie immer tun. Sie wandeln in diesem Fall den Ruf deines Namens in elektrische Impulse um, die ins Hörzentrum deines Gehirns geleitet werden. Alles ganz normal. Doch du hörst es nicht. Du arbeitest weiter konzentriert an deiner Aufgabe.
Deine Aufmerksamkeit ist NICHT ausreichend auf das Hören gerichtet, NICHT ausreichend auf deine Sinneswahrnehmungen des Hörens.
Erst wenn du einen Teil deiner Aufmerksamkeit von deiner intensiven Arbeit abziehst und sie auch auf das Hören richtest, wirst du das Rufen deines Namens auch bemerken.
Dieses Bewegen oder auch das Richten der Aufmerksamkeit ist das eigentliche Wahrnehmen. Es ist das Bezeugen eines kommunikativen Vorganges und erst durch dieses Bezeugen entsteht das Vorhandensein dieses Vorganges, egal, ob du konzentriert an etwas arbeitest, ob du etwas hören, sehen, riechen, schmecken oder ertasten willst, oder nichts dergleichen tun willst, sondern beispielsweise ganz ohne das Benutzen deiner Sinne deinen nächsten Urlaub planst oder dich an deine Schulzeit erinnerst. Denn dazu brauchst du keine Sinne.
Diese Aufmerksamkeit ist allerdings weder ein WER noch ein WAS. Denn auch ein WER oder WAS bedarf zunächst einer darauf gerichteten Aufmerksamkeit, um überhaupt bemerkt zu werden.
Aus genau diesem Grund bist du beispielsweise nicht Derjenige, der im Bad vor dem Spiegel steht und in ihn hineinblickt. Sondern du bist stattdessen Derjenige, der bezeugt, dass es jemanden gibt, der in den Spiegel schaut.
Erkennst du die eindeutige und höchst unterschiedliche Qualität dieser tatsächlichen Vorgänge?
Ohne Aufmerksamkeit geht nichts. Und deine jeweilige Wirklichkeit besteht immer nur aus dem, worauf du deine Aufmerksamkeit richtest. Alles andere ist für dich praktisch nicht vorhanden.
Erst wenn du deine Aufmerksamkeit auch auf solche Dinge und Gegenstände richtest, die nicht zu deiner unmittelbaren Wirklichkeit gehören, wie beispielsweise die Indianer in den USA, an die du dich erinnern kannst, weil du mal etwas über sie gelesen oder gesehen hast, werden auch sie ein Teil deiner Wirklichkeit in Form von Erinnerungen oder Vorstellungen.
Aufmerksamkeit selbst ist formlos und zeitlos, und damit ist sie kein Jemand und auch kein Etwas.
Es gibt sie auch dann, wenn du selbst nichts bemerkst. Und dann bist du nicht etwa tot, sondern du hast deine Aufmerksamkeit lediglich von der Aufrechterhaltung deiner bisherigen Wirklichkeit zurückgezogen.
Das ist beispielsweise immer dann der Fall, wenn du dich im traumlosen Tiefschlaf befindest. Obwohl du selbst in dieser Phase nichts mitbekommst und nicht einmal mehr weißt, ob es eine Welt gibt, wie dein Name lautet, ob du eine Familie hast und ob es dich überhaupt gibt, bist du nicht tot. Du hast lediglich deine Aufmerksamkeit auf eine Qualität reduziert, so dass du nicht mehr kommunizieren kannst.