@Arikado Du schreibst:
Der Sanskrit-Kanon soll übrigens noch älter sein als der Pali-Kanon.
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Das ist ein Irrtum. Hierzu Wikipedia:
Die Mahayana-Sutras sind buddhistische Lehrreden (Sutra), die insbesondere von den Mahayana-Schulen als kanonisch anerkannt sind. Sie wurden ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. aufgezeichnet. In Anlehnung an den in Pali verfassten Kanon buddhistischer Frühschriften (Pali-Kanon) wird die Sammlung von Mahayana Sutras auch Sanskrit-Kanon genannt
Wie Du sicher weisst, ist der Mahayana jünger als der Theravada. Du aber willst ja, soweit möglich, an die Quellen gehen. Also möchte ich Dir nochmals die Lektüre des Buches von Walpola Ramula "Was der Buddha lehrte" nahelegen. Ältere Quellen wirst Du kaum finden.Übrigens hat der Theradava seine Eigenheiten, die man nicht unbedingt als buddhistisch bezeichen kann und der Empfehlung des Buddha, Extreme zu vermeiden und einen mittleren Weg einzuschlagen, widersprechen, indem er seine Mönche zum Zölibat verplichtet.
Weiterhin schreibst Du:
Also ich gehe nach wie vor davon aus, dass es nur ein Bewusstsein gibt.
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Das kannst Du natürlich tun. Dann ignorierst Du aber, was ich mit dem Beispiel von dem Geburtsblinden zur Erläuterung des buddhistischen Lehrsatzes von dem Bestehen mehrerer oder vieler Bewusstseinsarten geschrieben habe.
Ich meine, dass Deine Voraussetzung nur eines einzigen Bewussteins falsch ist, und dass Du zu falschen Resultaten gelangst, wenn Du darauf aufbaust.
Du schreibst weiterhin:
Es wird also zwischen Bewusstsein und Geist unterschieden? Was ist denn da der Unterschied? Ich gebrauche diese Begriffe eigentlich synonym.
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Ich habe unvorsichtigerweise, obwohl ich Deinen Hang, das Haar in der Suppe zu finden, ja schon kenne, Dir gegenüber das Wort "Geist" benutzt. Mit einigem guten Willen aber sollte es Dir möglich gewesen sein, dieses Wort so zu interpretieren, wie ich es gemeint habe, nämlich als die vielfälltigen mentalen Gebilde, die in der menschlichen Person zu finden und tätig sind, als da sind: Gefühle, Gedanken, Wünsche, Abneigungen, der Wille, Sehnsüchte, Vorsätze, das Vorstellungsvermögen, Absichten, alle Arten von Gefühlen wie Geiz und Neid oder Hass, aber auch Mitgefühl, Sympathien........... die Liste ist sehr lang und kann fortgesetzt werden. Wie aber kannst Du das alles mit dem Bewusstsein oder den Bewusstseinsarten gleichsetzen? Diesmal bin ich es, der hier nichts versteht.
Weiterhin fragst Du:
Du meinst damit, dass ein Körper ohne Augen zwar keine visuellen Informationen von seiner Umwelt erhält, aber die Fähigkeit zu sehen, im Gehirn dennoch vorhanden ist?
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Eben nicht. Der Geburtsblinde hat diese Fähigkeit nicht., Er kann sich nicht vorstellen, was "Sehen" eigentlich bedeutet. Es fehlt ihm das Bewusstein dafür, zur Kenntnis zu nehmen, was "Sehen" eigentlich ist. Hat ein Mensch aber eine Zeitlang sehen können und wurde nachträglich blind, so hat er den Sehprozess seinem Gedächtnis einverleibt und kann sich fortan durchaus erinnern und vorstellen, was er gesehen hatte, bevor er blind wurde. Er hat also ein visuelles Bewusstsein.
Weiterhin meinst Du:
Wir müssen nicht einmal von transzendenten Dingen ausgehen. Es ist heute klar, dass es auch viele ganz irdische Phänomene gibt, die wir mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen können, für die wir sozusagen kein Bewusstsein haben. Zum Glück helfen uns da unsere technischen Errungenschaften, wie z. B. Mikroskope etc
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Ich muss Dir leider schon wieder widersprechen. MIkroskope, Teleskope u.a.m. sind nur die künstliche Verlängerung unserer Sinne.Es genügt dafür das gewöhnliche visuelle Bewustseins. um z.B. Mikroben mit Hilfe des Mikroskops zu sehen.
Und dann schreibst Du:
Das sagen ja auch die anderen indischen Systeme. Kein Ich überdauere den Tod. Das Ich sei eine Illusion (wobei ich diese Ansicht nicht teile). Nur das Atman (die Seele) überdauere den Tod; der Buddhismus bestreitet neben dem Ich halt auch noch die Seele - darum fragt man sich ja, wer denn wiedergeboren werden soll und wer denn erlöst werden soll.
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Zumindest auf den zweiten Teil Deiner Frage kann Dir der Advaita Hinduismus so, wie ihn Ramana Maharshi versteht, eine gültige Antwort geben. Vielleicht hast Du Lust, Dich dort ein mal umzuschauen.
Ich möchte in diese Diskussion nicht auch noch den Hinduismus mit einbeziehen (obwohl ich ihn hier ganz kurz erwähnt habe, um Deiner Frage gerecht zu werden.)
.Sonst kommen wir vom Hundertsten ins Tausendste. Du teilst die Absicht nicht, dass das Ich nur eine Illusion oder besser: nur ein Vorstellung ist. Nun, das kann man praktisch untersuchen, indem man sich methodisch fragt, was oder wer denn nun eigentlich das Ich sein soll. Es gibt dazu Anweisungen, wie man das machen kann.
Sodann schreibst Du:
Dass es kein unveränderliches Selbst geben soll, sagte bei uns im Westen z. B. David Hume. Also es ist nicht so, als hätte nur der Erleuchtete diese Einsicht gehabt.
Ich halte mein Bewusstsein auch nicht für etwas Ewiges (bin ja Materialist - ohne Gehirn kein Bewusstsein) noch für etwas Unveränderliches (siehe Aktualitätstheorie).
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Wo ist denn im Buddhismus die Rede von einem "Selbst"? Und was das Bewusstsein anbelangt, so sei festgestellt, dass es lt. Buddhismus für seine Existenz keinen Raum benötigt., Demnach ist das Problem, ob sich das Bewusstsein im Gehirn, im Menschen überhaupt oder ausserhalb von ihm befindet, gegenstandslos.
Wenn Du genau hinschaust, wirst du unter meinen Worten finden, dass der Buddhismus Deine Frage nach der Kontinuität des Bewusstseins auf seine Weie durchaus beantwortet und zwar im positiven Sinne.
Nun, ich hoffe, Du hast Deine Ferien genossen, und nehme zur Kenntnis, dass ich nicht sofort mit Antworten von Deiner Seirte rechnen kann. Ich bin übrigens Zeitmillionär.
Nichts für ungut, aber Du nimmst meines Erachtens zuviel Dinge einfach als gegeben hin, ohne sie von Grund auf zu untersuchen.