Also, vielleicht ist das nicht wirklich klar geworden, aber ich bin nicht wirklich gegen die Idee einer externen, objektiven Realität, allerdings find ich 1. dass es uns nicht möglich ist sie zu erfassen und vor allem 2. dass sie nicht wirklich wichtig ist.
@ZotteltierZotteltier schrieb:wodurch ist die enorme Konsensfähigkeit bei Existenzfragen gegeben wenn nicht durch eine externe Realität?
Naja, die enorme Konsensfähigkeit der Aussage "die Mauer bewegt sich nicht und ist undurchdringliche feste Materie" lässt sich zB dadurch erklären, dass wir alle ähnliche Gehirne haben, die die äußeren Impulse auf die gleiche Weise interpretieren. Wir haben die gleiche virtual reality soft- und hardware in unseren Köpfen. Die Physik sagt aber, dass die Mauer keineswegs bewegungslos ist, sondern die Teilchen sich sowohl ständig bewegen und dass die Mauer eigentlich aus über 90% leerem Raum besteht.
Also eine aus wissenschaftlicher Sicht unwahre Wahrnehmung und trotzdem sehen alle das gleiche. Das gilt natürlich auch für die Bierflaschen. Was sehen wir denn, Lichtwellen, die von Quarks, Elektronen, Protonen etc reflektiert werden. Bierflaschen, eine Illusion, die erst in unseren Gehirnen entsteht.
Natürlich entsteht sie in allen unserer Gehirne, weil wir ähnliche Gehirne haben.
@garderonDas Problem, welches entsteht, wenn du über meine Aussagen nachdenkst, ist dass du deinem Weltbild aus darüber nachdenkst.
Ob die Schallwellen existieren würden oder nicht, ist aus deinem Blickwinkel aus betrachtet vielleicht offensichtlich - du definierst was real ist über die so genannte objektive externe Wirklichkeit.
Das ist ja der ganze wissenschaftliche Weg. Die wahre eigentliche Wirklichkeit zu finden, die objektiv und allgemein für alle und alles gültig ist. Aber dafür muss man eben vorher die Annahme machen, dass die Natur der Wirklichkeit an sich eben so ist; allgemein, für alle gültig, unabhängig von Wahrnehmung des Einzelnen etc.
Natürlich kannst du, wenn du diesen Weg bereits eingeschlagen hast die Theorie, dass die Wirklichkeit subjektiv ist, ganz leicht ablehnen - aber nur mit der Methode des von dir bereits eingeschlagenen Weges.
Das ist das große Dilemma. Die Methode der Wahrheitsfindung selbst ist bereits mit gewissen Annahmen behaftet, die selbst nicht überprüfbar sind. Denn um eine Prüfung durchzuführen, braucht man eine Methode, und für eine Methode braucht man gewisse Annahmen. Außerhalb dieser Annahmen könnte es keine Methode der Wahrheitsfindung geben und deshalb auch keine Möglichkeit die Annahme an sich zu prüfen.
Ich könnte beispielsweise annehmen, dass sich die Wahrheit eigentlich in Träumen befindet und die Welt des Wachseins nur eine bizarre Halluzination ist. Dann würde man alles, was man im Wachzustand erfährt ignorieren, während man "Forschungen", die man im Traum anstellt, Erfahrungen, die man im Traum macht, als eigentliche Wahrheit ansehen würde.
Natürlich wirst du jetzt sagen "aber wir wissen ja, dass der Traum nur x und y im Gehirn ist" - klar, aber das ist nur das Ergebnis einer Forschung, die auf der Annahme beruhte, dass der Wachzustand die reale Welt zeigt.
Klar kann man diese Annahme selbst nicht prüfen, wie auch? Wir haben keinen Realität-o-meter.
Und genau das ist ein weiterer Punkt - wir gehen generell davon aus, einige Dinge sind weniger real als andere. Das Auto auf der Straße ist realer, als das Auto, von dem ich nachts geträumt hab. Wieso? Beides ist lediglich eine andere Form von Erfahrung und Wahrnehmung - da wir beides erfahren, existiert auch beides auf irgendeiner Ebene. Statt die Ebenen jetz hierarchisch einzuteilen und zu sagen "Traum ist nur dies, Halluzination ist nur das", könnte man sagen "alles ist gleich real, denn OB etwas erfahren wird, ist der Maßstab dafür ob es real ist oder nicht - was erfahren wird, ist real".
Nochmal als "Fazit": Ich sage nicht, es gibt keine objektive Wirklichkeit. Ich sage auch nicht, dass Wissenschaft schlecht ist - aber Wissenschaft ist mehr oder weniger die Lehre, die, auf der Annahme einer für alle existierenden, objektiven, externen Wirklichkeit beruhend, Modelle erstellt, die die Welt beschreiben. Das ist gut, das muss existieren und ist sehr nützlich. Ich bin ein großer Fan von Wissenschaft.
ABER ich bin gegen das "Wahrheitsmonopol", dass Wissenschaft zu haben scheint - wissenschaft hat eben keine absolute Wahrheit, sondern Modelle. Wissenschaft ist kein Wahrheit-o-meter.
Logik ist Sudoku mit Wörtern...
Schön gesagt, vor allem der letzte Satz
danke aber ist nicht von mir
:D