menschenlehre schrieb:das ist die biblische definition von ehe (vater und mutter verlassen, sich an frau binden und ein fleisch mit ihr werden). sobald diese grundvoraussetzung für die ehe nicht mehr gegeben ist, ist aus meiner sicht die ehe gebrochen.
Ist ja nicht so, daß ich es bereits erwähnt hätte:
Libertin schrieb:denn über selbstgebastelte Definitionen anderen vermeintlichen "Unsinn" unterstellen zu wollen ist doch ziemlich ar***los.
Deshalb ist Dein
menschenlehre schrieb:deshalb war es unsinn, wie du ehebruch beschrieben hast, wiewohl diese vorstellung heute in diesem kulturkreis die vorherrschende darüber sein mag.
geschenkt. Und ja, Jesus erweiterte zwar das Verständnis von Ehebruch, denn während die jüdische (nichthellenistische) Tradition Ehebruch auf außerehelichen Verkehr reduzierte,
Die jüdische Tradition des Alten Testaments versteht Ehebruch als Einbruch von außen in eine etablierte eheliche Gemeinschaft. Ein Mann kann insofern die eigene Ehe nicht brechen, als nur die geschlechtliche Gemeinschaft einer verheirateten oder verlobten Frau mit einem anderen Mann als Ehebruch gilt – in diesem Fall werden jedoch beide als gleichermaßen schuldig befunden.
Wikipedia: Ehebruch#Judentum
sieht die Darstellung im Neuen Testament wie folgt aus:
Wer seine Frau entlässt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch gegen sie. Und wenn sie ihren Mann entlässt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch.
(Mk 10 11-12)
„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht ebenfalls Ehebruch.“
(Mat 5,27-32)
Der Ehebruch zielt hier also nicht nur auf das Begehren einer Frau/ Mann ab, sondern offenbar auch die Entlassung des Ehepartners zum Zwecke einer (weiteren) Eheschließung, selbst, wenn gar kein Fall von Unzucht (wie außerehelichem Verkehr) vorliegt.
Wie ist dann nun Jesus Botschaft hier zu verstehen?
Amen, ich sage euch: keiner verließ Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker wegen meiner und wegen des Evangeliums, ohne dass er erhält Hundertfaches, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen, und im kommenden Aion ewiges Leben (Mk 10,29-30)
Es ist gut zu sehen, daß die Bedeutung der Familie im Umkreis Jesu eine Bedeutungsverschiebung erfährt. Siehe dazu auch:
Und es kommen seine Mutter und seine Brüder; und sie standen draußen, sandten zu ihm und riefen ihn. Und eine Volksmenge saß um ihn her; sie sagten aber zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen suchen dich. Und er antwortete ihnen und spricht: Wer sind meine Mutter und meine Brüder? Und er blickte umher auf die um ihn im Kreise Sitzenden und spricht: Siehe, meine Mutter und meine Brüder! Wer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter. (Mk 3,31-35)
Oder auch:
Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. (Mt 10,34-36)
Wenn einer kommt zu mir und nicht hasst seinen Vater und seine Mutter und die Frau und die Kinder und die Brüder und die Schwestern und auch noch sein eigenes Leben, nicht kann er sein mein Schüler. (Lk 14,26)
Offensichtlich eine bildhafte Anspielung auf die zelotische Rücksichtslosigkeit gegenüber der Familie des Priester-Stammes Levi in Dtn 33,9 wo es heißt:
Der von seinem Vater und von seiner Mutter sagt: ‚Ich habe ihn nicht gesehen‘ und seinen Brüdern ‚ich habe keine Rücksicht genommen‘; und seinen Sohn kannte er nicht. Denn sie haben dein Wort bewahrt und deinen Bund haben sie gehalten.
Heißt also, weg von der biologischen Familie hin zu der Familie Gottes: "Wer den Willen Gottes tut, ist meine Familie."
Diese radikale Form der Jesusnachfolge, deren Bedeutsamkeit Jesus offenbar ganz bewusst mit solchen radikalen Worten beschreibt, ist vor allem für Menschen mit Familien und Kindern natürlich besonders provozierend und in gewisser Weise auch frustrierend zugleich, zielt mit dem Verlassen der Familie aber letztlich auch nicht auf den Beginn eines anderen Ehelebens ab, zumal das Verlassen hier auch nicht zwingend endgültig sein muss. Ist bei Jesus sonst nur eine ehelose Nachfolge möglich? Wohl kaum, denn sonst wäre ein Überleben der Jesu Gemeinschaft schlecht möglich gewesen. Eine angeregte und aktive Auseinandersetzung mit der Jesu Nachfolge haben diese Worte aber bis heute zweifellos hinterlassen und wahrscheinlich war es auch genau das, worauf er damit abzielte.
Einen Beleg für einen gezielten Aufruf zum Ehebruch sehe ich hier jedenfalls nicht vorliegen.