Kommen wir lieber erst mal zum Coup de grâce für Bill Bowens obskures Ideengut:
Das sind offizielle Fallzahlen Kindesmißbrauch in Deutschland betreffend.
Hierzulande kommen auf 80 Millionen Menschen 15.000 Mißbrauchsfälle pro Jahr. Überträgt man die dadurch ausgedrückte Quote auf die Zeugen Jehova mit vier Millionen Mitgliedern, ergeben sich daraus rechnerisch 750 Mißbrauchsfälle pro Jahr. Bowens eigene "Quellen" beziffern nach der im vorigen Beitrag aufgestellten Rechnung 200 Fälle pro Jahr. Wie viele davon zur Anzeige gebracht wurden, gibt weder Bowen, noch der Spiegel oder der Sunday Herold an.
Aber selbst wenn diese Fälle zu 100% nicht angezeigt worden wären, wogegen die Fakten des Sunday Herold sprechen, die für mindestens einen Fall, nämlich den, mit dem der Artikel eingeleitet wurde, die Kooperation der Zeugen Jehova bei der Strafverfolgung anläßlich der dritten Beschwerde bestätigt, sprächen Bowens Zahlen eindeutig gegen seine Thesen.
Entweder gibt es bei den Zeugen Jehova weniger Fälle von Kindesmißbrauch als bei anderen Bevölkerungsteilen, oder aber über zwei Drittel der Fälle werden von den Mitgliedern auf dem ganz normalen Wege angezeigt, womit die angebliche Unterdrückung solchen Vorgehens kaum zu belegen wäre, oder aber es handelt sich sogar um jenes Drittel der Fälle, die nur deswegen in den Versammlungen zur Sprache kamen, weil es zu strafrechtlichen Verurteilungen kam.
Dafür spricht die Faktenlage im Fall Cousins, in dem es laut Sunday Herold nach der dritten Beschwerde zu einem Strafverfahren kam, was die Aufnahme dieses Falles in die von Bowen genannte Datenbank erklärt. Ähnliches dürfte dementsprechend in den vergangenen 120 Jahren statistisch gesehen etwa 23.720 mal passiert sein. Ohne Beteiligung des Sunday Herold.
So mißbraucht Bowen Fakten entgegen ihres tatsächlichen Bedeutungsgehalts, und würzt seine Anschuldigungen durch die Darstellung der in Mißbrauchsfällen häufigen Auseinandersetzungen.