@Strange-Birdy Guten Tag,
das Problem ist: die "normalen" Gläubigen werden wirklich gelehrt, ein Gemeinschaftsentzug (das Austreten aus der Gemeinschaft hat ebenfalls IMMER einen Gemeinschaftsentzug zur Folge) ein Akt der Liebe Jehovas durch seine Versammlung ist. Und entsprechend der Milton-Methode zeitigt dies die Folge, dass sich ein Betreffender schuldig fühlt, wenn er scheinbar Jehova gegenüber ungehorsam ist. Wie fast immer wird die Bibel hierzu vergewaltigt. Man nimmt den Text aus Matth. 18: 15-17, wo Jesus Anweisung erteilt, wie man jemanden behandeln soll, der nicht auf die Gemeinschaft hört. (15 Wenn aber dein Bruder sündigt, so geh hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein! Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen. 16 Wenn er aber nicht hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit aus zweier oder dreier Zeugen Mund jede Sache bestätigt werde! 17 Wenn er aber nicht auf sie hören wird, so sage es der Gemeinde; wenn er aber auch auf die Gemeinde nicht hören wird, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner!) Allerdings pflegt man gern außer acht zu lassen, dass Jesus mit Zöllnern aß, dass er bei Steuereinnehmern (Matthäus z. B.) eingeladen war und auch anwesend, dass er mit Sündern aß und trank - also alles andere als den Kontakt verweigert hat!
Dann nimmt man den Text aus 1. Kor. 5:11 (1Kor 5,11 Nun aber habe ich euch geschrieben, keinen Umgang zu haben, wenn jemand, der Bruder genannt wird, ein Unzüchtiger ist oder ein Habsüchtiger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit einem solchen nicht einmal zu essen.) Dabei lässt man selbstverständlich beim Lehren die Verse 1 und 2 des gleichen Kapitels außer acht, denn diese würden die Praxis des Gemeinschaftsentzuges auffallend als absolut daneben outen. Sie lauten: "1 Überhaupt hört man, dass Unzucht unter euch ist, und zwar eine solche Unzucht, die selbst unter den Nationen nicht stattfindet: dass einer seines Vaters Frau hat. 2 Und ihr seid aufgeblasen und habt nicht etwa Leid getragen, damit der, der diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte entfernt würde!" Es geht also nicht um eine einzelne, wenn auch schwere Verfehlung, sondern um das willentliche, dauerhafte und exzessive Fehlverhalten einer Person. Und schon gar nicht bezeichnet dies eine andere Auffassung christlicher Gedanken, wie z. B. das Anerkennen von 1914, etc. Im Übrigen verschweigt man bei dieser Ausschlusslehre gezielt, dass Paulus den gleichen Vorgang im 2. Korintherbrief wieder aufnimmt. Im 2. Kapitel heißt es: "6 Dem Betreffenden genügt diese Strafe von den meisten der Gemeinde, 7 so dass ihr im Gegenteil vielmehr vergeben und ermuntern solltet, damit der Betreffende nicht etwa durch allzu große Traurigkeit verschlungen werde.8 Darum ermahne ich euch, zu beschließen, ihm gegenüber Liebe zu üben." Es war also eine freie Willensentscheidung jedes Einzelnen, ob er den Kontakt aufrecht erhalten würde oder nicht, es gab einen Verweis seitens der MEISTEN - nirgendwo ein Zwang für alle, erst recht nicht von Familienangehörigen!
Zu guter Letzt wird der Text aus 2 Johannes 11 missbraucht: "Denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken". Um wen geht es? Um den Antichristen, um diejenigen, die öffentlich bezweifeln, dass Jesus gelebt hat, für uns gestorben und auferstanden ist. (2.Johannes 7:
7 Denn viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht Jesus Christus, im Fleisch gekommen, bekennen; dies ist der Verführer und der Antichrist.) Das hat nichts, aber auch gar nichts mit einer unterschiedlichen Meinung, einem einzelnen Ehebruch oder ähnlichem zu tun.
Wir stellen also fest, dass weder Jesus, noch Paulus noch Johannes zu einem Gemeinschaftsentzug drängten oder diesen praktizierten, so wie er von Jehovas Zeugen praktiziert wird. Wie wir aus dem Fall im Korintherbrief außerdem sehen, nahm die ganze Gemeinde an einem Werdegang teil und wurde über Klagen unterrichtet. Dies war nicht 3 Männern vorbehalten. Zu keinem Zeitpunkt!
Das ist nur ein Beispiel von etlichen, wie die Bibel missbraucht wird in dieser Organisation.