Die Zeugen Jehovas
14.11.2014 um 04:48
Nun lasst mal die Kirche im Dorf :
Kindesmissbrauch – ist mit Sicherheit DAS schlimmste Verbrechen überhaupt!
Hohe Geldstrafen, wie z.B. in dem hier anberaumten Vorfall, vermögen nicht annähernd den Schaden einer zerstörten Kinderseele auszugleichen – sondern bilden höchstens ein Signal, welche Verantwortung Mitwissende haben – und ist deshalb auch mindestens angebracht.
Das aber eine laufende Diskussion um andere Dinge, hier immer wieder auf dieses Thema abgekürzt wird, wird einfach nicht der Verhältnismäßigkeit gerecht.
Kindesmissbrauch ist ein trauriges Kapitel, das sich durch alle Gesellschaftsschichten , Gruppierungen und Ideologien zieht, und sich in KEINEM Bereich, eine Entwicklung des “richtigen“ Umgangs, ohne unglückliche Zwischenfälle findet - ob stillschweigende Familienmitglieder oder Versäumnisse von Behörden, wie auch scheinbar leichtfertige Gutachten, muss man nicht erst im Ausland suchen ( von vielfältigen missbrauchten religiösen Vertrauensverhältnissen natürlich ganz zu schweigen).
Jeder der nun eine Gruppe, welcher Art auch immer, kritisieren möchte, kann sich daher immer auf Kindesmissbrauch konzentrieren – und hat alle Gemüter auf seiner Seite.
Natürlich sind Gruppen mit einer großen internen Vertrauensseligkeit hier anfällig – doch sind Vorfälle aus diesem Nährboden, aus welcher unglückseligen Mitverantwortung auch immer, nicht automatisch eine organisatorische Absicht oder ein Prinzip, der ganzen Gruppe, die Missbrauch damit in allen Fällen billigend in Kauf nehmen wollte!
Letztlich passierte in der ganzen Gesellschaft erst durch vielfältige Vorfälle eine Sensibilisierung:
Neben der unglaublichen Unfassbarkeit solcher Taten, musste unsere Gesellschaft, auch erst im Laufe der Zeit, eine scheinbare Nicht-Resozialisierbarkeit solcher Personen feststellen ( wenn doch Täter, nach jahrelanger Haft und Behandlung als “geheilt“ gehalten, in Freiheit gleich ihr nächstes Opfer fanden).
Diese immer noch streitbare Erkenntnis – hat besonders die Zeugen getroffen, da das gewohnte Hausrezept des christlichen Glaubens, vielleicht für das habgierige Kalkül, von so manchen Fehlverhalten (wie z.B. Diebstahl) zu einer anderen Gesinnung verhelfen mag - aber krankhafte Züge jedoch, eben NICHT unbedingt mit biblischen Vorsatz verschwinden.
Letztlich hat man es dort wohl schlicht für unmöglich gehalten, in einer Gruppe mit so “heiligen Vorsätzen“, die ungeschminkte Fratze des Missbrauchs überhaupt in den eigenen Reihen vorzufinden – diesen erschreckenden Irrtum müssten aber auch viele Familien und andere Gruppen feststellen – und bei einer ¼ Million Zugänge jährlich, ist es schlicht blauäugig, davon nicht auszugehen.
Eine beabsichtigte Duldung, würde für eine Gruppe, die sich ansonsten schon bei relativ kleinen “Vergehen“ eher “Ausschlusslustig“ zeigt, eigentlich nicht ins Bild passen. Letztlich müsste ja auch die extrem biblische Ideologie dieser Gruppe, hier ein absolut untragbares Unrecht anzeigen (Gewalt an Kindern, ein falscher Zeuge, oder Zudecken von Vergehen, gilt in der Bibel quasi als Kapitalverbrechen).
Wenn verantwortliche Gemeindeleiter, im Umgang mit solchen Verbrechen, offenbar überfordert waren, dann haben sie in erster Linie auch sich bzw. ihre Familie und Kinder in Gefahr gebracht, und es mag solche traurigen Vorfälle geben – allerdings ist es etwas anderes, zu behaupten, das es offenbar in diesen Gruppen prinzipiell so vorgesehen ist, oder gar vorgeschrieben, Kindesmissbrauch zu decken!
Das deckt sich weder mit dem, was in den WT-Publikationen seit Jahrzehnten hoch und runtergebetet wird, und auch nicht mit Gesamtbehördlichen Untersuchungen, wie z.B. im deutschen Körperschafts-Prozess – und ja, die klassischen Bedenken aus diesem Thread, sind keine Sensation, die nur hier entdeckt wurden, sondern während des Körperschaftssprozesses auch so oder ähnlich vorlagen ( der sich nicht darum drehte, ob eine kriminelle Vereinigung verboten werden sollte, sondern ob eine Religionsgemeintschaft besonderen öffentlichen Ansprüchen gerecht wird - und wenn die Vowürfe rund um Kindsmissbrauch, wie hier dargestellt, auch nur annähernd allgemeine Substanz hat, wäre das garantiert nicht so gewesen).
Wahrscheinlich haben Personen in leitender Position der Zeugen, “damals“ ( wie meist überall) keine besondere Schulung für diese Problematik erhalten und sind auch heute keine Spezialisten für eine solche krankhafte Neigung, aber es besteht selbst bei den Zeugen, wohl kaum der Wunsch, solche Personen in den eigenen Reihen wirken zu lassen ( und dafür lieber unverbesserliche Raucher rauszuschmeißen).
Seit der Auffälligkeit von solchen Fällen, hat sich die Gruppe schon aus Selbstschutz, auch sensibilisiert – und wird dennoch nicht jedem Fall vermeiden können.
Das ist nämlich noch keinem Gesellschaftskreis gelungen – Das es sich aber um eine Kategorie handelt, die von Polizei und Behörde zu behandeln ist, wird die Gemeinde der Zeugen wohl von Mord und anderen Verbrechen dieser Art, die da auch mal vorkommen, hoffentlich gewohnt sein.
Das Image der Zeugen lässt sich wohl kaum mehr verschlechtern, es macht daher für die Zeugen, weder persönlich, noch aus der Ideologie der Zeugen heraus einen großen Unterschied, eine falsche Imagepflege zu betreiben - und wer erst 9,99€ für ein Buch ausgeben muss, um das klassische Stigma der Zeugen zu erfahren, hat in den letzten Jahrzehnten nicht auf der Erde gelebt.
Das aber Personen hier zu ihrem persönlichen Glauben befragt werden, und zum 100stn mal, mit dem “Kindesmissbrauch-Hammer“ geantwortet wird, ist mittlerweile ein vorhersehbarer Schlüsselreiz, der den Missbrauch zum Werbebild einer unfairen Kritik missbraucht
(es ist hier wohl kaum so, das der Eifer und der Aufschrei um solche Fälle, sich in einem allgemeinen Engagement für die vielen Fällen unserer Gesellschaft befindet – sondern wohl eher nur diese Vorfälle, für die einstweilige Kritik interessant sind?!).
Es gibt mit Sicherheit einige soziale und ideologische Abgründe, bei den Zeugen, die man in die Kritik und Diskussion ziehen kann, aber mit der ständigen unübertroffenen Schlagkraft von dem Vorwurf des Kindesmissbrauches, einen Schauprozess zu inszenieren, bei dem sich am Ende Personen hier noch exemplarisch für Missbräuche entschuldigen sollen, bewegt sich jenseits von Diskussion und Fairness.
Grundsätzlich kann man wohl annehmen, das keine christliche Bewegung freiwillig einen Nährboden für Verbrechen dieser Art schaffen möchte. Ob eine Religionsgemeinschaft mit bald ca. 100.000 Gemeinden, die in einem derart engen Vertrauensverhältnis stehen, den heutigen Herausforderungen dieser Art gewachsen ist, ist leider zu einer traurigen Frage geworden.
Und was dieses kritische Potenzial betrifft, sind Mitglieder bzw. solch eine Glaubensgemeintschaft, natürlich gut beraten, ausgesprochen sensibel damit umzugehen. Doch um den Nachdruck oder die Empfehlung solch einer Fürsorge, geht es hier offenbar gar nicht - sondern einzig um die Schlußfolgerung auf ein armseliges Glaubensgebäude und kriminelle Beweggründe?!
Angesichts des unfassbaren Leides betroffener Kinder (wo auch immer), ist es aber schlicht unpassend, die Umstände einer “Hilflosigkeit“ um solche Verbrechen, mit den Glauben einer Einzelperson pauschal zu verbinden, und diese hier mit Hohn und Spot damit vorzuführen.