@kastimo“es kann sein, dass die hilfsbereitschaft schon in den genen steckt, aber wieviele wenden dies an, auch intelligenz hat der mensch, aber wieviele machen sich gebrauch davon?“Nun kastimo, dann schauen wir Deine Frage und die Sachlage anhand eines konkreten Beispiels ganz genau an und gehen schön der Reihe nach, damit wir den Zusammenhang und die daraus resultierenden Konsequenzen nicht gleich aus den Augen verlieren.
1) Die Fähigkeit des Menschen zur
Einfühlsamkeit und
Hilfsbereitschaft, bringt er (der Mensch) schon ganz
natürlich als Kind mit.
2) Das
ethische Verhalten des Menschen ist wirksam auf
Mitgefühl, Erziehung und
soziale Bindungen zu gründen.
3) Die Förderung dieses
anthropologischen Potentials ist eine
erzieherische und
kulturelle Aufgabe. Der Glaube (irgendeiner, hier jetzt der Islam) führt nicht signifikant dazu, Menschen zu einem altruistischen Verhalten zu bewegen.
4) Die erzieherische und kulturelle Aufgabe besteht nicht darin irgendwelche
Ideale eines persönlichen Glaubens den Kindern ständig vor zu predigen oder ihnen weiss zu machen, sondern die
Wirkung alleine in der
Vorbildfunktion, respektive dem
tatsächlich vorgelebten Lebensstil und den reelen zwischenmenschlichen Beziehungen zu liegen kommt.
5) Die Förderung dieses anthropologischen und natürlichen Potentials, kann nur gewährleistet werden, wenn das Kind sein werdendes Selbst in
eigener Verantwortung und in
freier Entfaltung sich formen kann.
6) Nicht nur die Umwelt beeinflusst das kleine Selbst, das wachsen möchte. Die Reaktionen des Kindes auf diese prägenden Einflüsse wirken ihrerseits auf die Umwelt zurück. Es handelt sich also um eine
ständige Wechselwirkung. Vater und Mutter können dem Kind ihren Willen aufzwingen, doch
Art und Intensität ihres erzieherischen Einflusses werden
bestimmt durch die Reaktionen des Kindes.
7) Grundsätzlich kann
Verantwortlichkeit sich in zweierlei Richtungen entwickeln: Entweder formt sich das werdende Selbst
frei und offen in eigener Verantwortung, oder es überlässt sich
fügsam dem prägenden Einfluss anderer. Damit weicht es den
Verpflichtungen echter Verantwortung allerdings aus und die Förderung der angeborenen Fähigkeit zur Einfühlsamkeit und Hilfsbereitschaft wird
nicht wahrgenommen, respektive
nicht realisiert und umgesetzt.
8) Erst wenn dieses Verständnis (1-7) in der erzieherischen und kulturellen Aufgabe tatsächlich vorhanden ist, kann erst die Unterstützung eines werdenden gewährleistet werden.
Jetzt schwenken wir zu einer „rechtschaffenden“ islamischen und daher religiösen Familie (es könnte sich in diesem Beispiel auch um jede x-beliebige andere religöse Familie handeln), deren Eltern „anständige“ Muslime (im Sinne der Religion Islam und des Koran) sind und schon alleine durch ihre Anwesenheit und ihrer Vorbildfunktion unweigerlich auf die Kinder eine wichtige erste Prägung ausüben.
Der Glaube der Eltern besteht ja auch primär darin, dass sie aufgrund ihrer
Furcht vor Bestrafung (Hölle) und
Hoffnung auf Belohnung (Paradies) im
Jenseits durch Allah zur Rechenschaft gezogen werden und daher unter dieser steten Belastung ihr Leben danach auch ausrichten und SO unweigerlich auf ihre eigenen Kinder einwirken.
Die muslimischen Eltern gehen ebenso davon aus, dass der Islam die „natürliche Religion“ eines jeden Menschen sein SOLLe und wer also in eine muslimische Familie hineingeboren wird, gilt als Muslim. Hierfür ist auch keine spätere „Bekehrung“, kein Bekenntnis oder eine ausdrückliche Erklärung des Kindes notwendig. Auch keinen formellen Beitrittsakt zur islamischen Gemeinschaft, wie es etwa mit der christlichen Taufe vergleichbar wäre, gibt es nicht.
Primär geht es also bei unserer muslimischen Familie darum, das als Muslim geborene Kind auch als Muslim aufwachsen zu lassen, wozu die –für traditionell geprägte Muslime selbstverständliche-
religiöse Unterweisung des Kindes in der Familie und manchmal auch in der Koranschule gehört.
Wird ein Kind in einer muslimischen Familie geboren, herrscht große Freude, die noch größer ist, wenn das
Neugeborene ein Junge ist. Dem Kind wird schon bald nach der Geburt das
islamische Glaubensbekenntnis ins rechte Ohr gesprochen:
“Es gibt keinen Gott außer Allah, und Muhammad ist sein Prophet.”Indirekt geschieht also die
religiöse Erziehung dadurch, dass das Kind mit islamischen Festen und Feiertagen, aber auch Speise- und Reinigungsvorschriften, mit der
Trennung der Geschlechter und den vom Islam
vorgegebenen Moralauffassung aufwächst.
Der Sohn wird vom Vater, die Tochter von der Mutter religiös unterwiesen, indem das Kind allmählich in die
Glaubenspflichten des Islam („Die fünf Säulen) eingeführt wird.
In der Koranschule, aber auch in der säkularen Schule lernen Kinder in weiten Teilen der islamischen Welt vor allem durch
Auswendiglernen und
Wiederholen. Eigene Gedanken, Diskutieren, Hinterfragen oder sogar das Ablehnen des Lernstoffs sind in aller Regel nicht gefragt.
Gott muss nach islamischer Auffassung ja nicht verstanden, sondern vor allem angebetet werden. Es geht nicht darum, seinen Willen, sein Handeln zu hinterfragen oder zu diskutieren, sondern sich
ihm und seinem Willen zu unterwerfen, die von Gott geforderten Pflichten einzuhalten und ihm Dank zu sagen für seine Wohltaten.
In der Erziehung SOLL also das Kind Gehorsam zeigen –gegenüber Gott, der Schöpfung und den Eltern, ebenso wichtig sind Bescheidenheit und Dankbarkeit. Den Eltern ist die Weitergabe von Werten besonders stark.
Wir könnten hier jetzt noch viele konkrete Dinge was die religiösen islamischen Werte in der Erziehung anbelangen aufzählen, wie alle nachträglichen Wunder Mohammeds, dass Frauen nur halb so viel Stimmengewicht vor Gericht haben, die klare Rollenverteilung von Mann und Frau, die Schreckenszenarios der Hölle, Frauen, wie Mohammed erklärt,
Eigentum ihrer Männer sind –zu Behandeln wie Kriegsgefangene usf.
Jetzt schauen wir weiter kastimo, ob nun schon dieser kurze Einblick in die religiöse Erziehung (manche Punkte sind bewusst ein bisschen überspitzt aufgeführt) bereits ausreicht, um zu ersehen, ob nun diese Art und Weise unseren bereits aufgeführten Punkten 1-8 in irgend einer Weise auch entsprechen oder nicht.
1) In einer religiösen Erziehung
übernimmt das Kind (Bube wie Mädchen) die
Bewertung der Eltern, respektive deren Glaubens- und Wertvorstellungen. Was man Internalisierung nennt ist also ein
Prozess der Kollaboration durch Unterwerfung.2) Dies bedeutet, dass das Kind alles an sich selber zu hassen beginnt, was es in
Konflikt mit den
Erwartungen seiner Eltern bringen könnte.
3) Und drittens
erwächst aus diesem Selbsthass die
Bereitschaft zu
immer weiteren Unterwerfung. Damit ist aber ein
Teufelskreis in Gang gesetzt:
Unterwerfung und
Selbstverachtung bedingen sich wechselseitig. Es ist immer beides vorhanden: Selbsthass und Selbstverachtung. Doch eben die Selbstverachtung
darf nicht gefühlt werden, weil sie unerträglich wäre. Darum „muss“ der ganze Prozess
unbewusst bleiben; er
wird verdrängt und
verleugnet, und so stürzt man sich blindlings immer tiefer in die
Verstrickungen des Machtspiels.4) Die
Flucht vor der Verantwortung (siehe Einleitung Punkt 7) wird dabei aus dem Bewusstsein verdrängt. Dies „muss“ so sein, weil die Preisgabe der Autonomie durch
Unterwerfung unter einen fremden Willen ein
elementares Machtspiel in Gang setzt:
„Ich werde so, wie du mich haben willst, damit du für mich sorgst. Meine Unterwerfung ist von nun an meine Macht über dich, mit der ich deine Fürsorge erzwinge.“So wird das
Sich-abhängig-Machen zur Rache für die Unterwerfung.So sieht die menschliche Situation aus, kastimo, wenn die
Mitwirkung an der eigenen Unterwerfung die Entwicklung –unserer religiös erzogenen Kinder- charakterisiert.
Und wer nicht mehr weiss, dass er sich unterworfen hat, kann das abgespaltene Selbst auch im späteren Leben nicht integrieren. Der daraus resultierende Selbsthass wird alle künftigen Handlungen nähren- als Versuch, das seelische Ungleichgewicht zu kompensieren. Eigentlich ist ein Leben in Selbsthass unmöglich. Nur wenn man sich dem eigenen Selbst, das sich so bereitwillig unterwerfen konnte, stellt, dann gelangt man- wenn auch unter Schmerzen- zu einer Verminderung des Selbsthasses. Doch sich ihm stellen, das würde bedeuten, die Unterwerfung anzuerkennen, die einen hassen macht. ^^
Ein Kind aber kann nicht erkennen und damit nicht zugeben, dass es den Schmerz nicht ertragen konnte, in seinem Selbst nicht wirklich angenommen zu werden, nicht anerkannt zu werden. Sich selbst angenommen zu fühlen durch die Liebe eines anderen ist eine Grundbedingung des menschlichen Wachsens und eben die Grundbedingung für das natürliche Entfalten der Einfühlsamkeit und Hilfsbereitschaft.
Es ist sehr paradox, kastimo: Man kann nicht mit dem Selbsthass leben, ohne etwas gegen ihn zu tun. Würde man ihm ins Gesicht sehen, sähe man sich dem Schmerz über den
Verrat, den man an sich selbst begangen hat, konfrontiert. Alsowird er geleugnet.
Der Widerspruch zwischen dem Bedürfnis, vor sich selbst das Gesicht zuwahren, und der Bereitschaft, sich
durch Unterwerfung mit der Macht zu verbünden, ist deshalb die
grundlegendste und vielleicht
erste Spaltung in der menschlichen Seele.
Sie ist nicht eine blosse Verdrängung, sondern eine
radikale Abspaltung, die Abspaltung vom
Wissen um das preisgegebene Selbst und den daraus resultierenden
Selbsthass. Dies wird zum
Grundprinzip eines ganzen Lebens.Diese Spaltung ist eingebettet und wird aufrechterhalten von einer
gesellschaftlichen Ideologie, die
Gehorsam mit Verantwortung gleichsetzt: Gehorsam sein heisst gut sein, und gut sein heisst verantwortungsvoll sein.
Frei sein dagegen ist
ungehorsam, und wer ungehorsam ist, fordert Missfallen heraus und droht den Schutz der Mächtigen beziehungsweise die Chance der Teilhabe an ihrer Macht zu verlieren.
Damit Du mich korrekt verstehts kastimo, ich habe lediglich das
Prinzip der Wirkungsweise aufgeführt und gilt nicht nur für islamisch religiöse Erziehung sondern für jegliche religiöse Erziehung.
Aus vorliegendem Sachverhalt, kann also leicht ersehen werden kastimo, dass die religiöse Erziehung (inklusive der inhärenten Feindbilder, Schwarz-Weiss- Welt und der [imaginäre] Allerhöchste Richter im Jenseits in alle Ewigkeit usf. )
nicht die Voraussetzungen erfüllen, um die Förderung dieses
anthropologischen Potentials zu Gewährleisten und daher nicht dazu führt das altruistischen Verhalten signifikant zu entwickeln.
Im Gegenteil sogar, verhindern gerade solche religiösen oder ideelen Vorgehensweisen und solche tägliche Lebenspraxen, dass die Kinder ihre angeborenen natürliche Fähigkeiten nicht entwickeln können.
Ebenso formt sich das werdende Selbst
nicht frei und offen in eigener Verantwortung und überlässt sich fügsam dem
prägenden Einfluss anderer. Damit weicht es den Verpflichtungen echter Verantwortung aus.
Erschwerend bei vielen muslimischen Familien kommt hinzu kastimo, dass wenn mal das Kind den Mut aufbringen würde, wieder Bezug auf sein
unverfälschtes Selbst zu nehmen, dass es zu ziemlichen Ärger/Konflikte und immense Probleme kommen kann, da solche Familien sehr stark eben darauf achten, was alle anderen wohl denken werden, wenn ihr eigenes Kind aus der islamischen Gemeinschaft „ausscheren“ möchte…
Wenn nun solche Kinder, die eben religiös erzogen worden sind und in dieser Verstrickung dieses Machtspiels gefangen sind, und einmal selber Kinder haben werden, so setzen sie eine „Tradition“ über x-Generationen fort, welche eben dazu führt, dass das natürliche anthropologischen Potential
nicht gefördert werden kann und unweigerlich zu den anhaltenden und stetig immer grösseren Konflikte/Probleme direkt hinführt.
Und wenn nun dies Milliarden von Artgenossen (die mit Gott und Religion leben wollen) SO handhaben wollen, so brauchen wir uns überhaupt nicht zu wundern, warum wir im Jahre 2009, noch immer dieselbe
psychologische Brutalität, Grausamkeit flächendeckend vorfinden, wie unverändert dies schon seit über 2000 Jahren es der Fall IST… ^^