Heide_witzka schrieb:1. Wie alt ist die Erde ungefähr, laut Bibel?
2. Wann wurde Adam erschaffen, laut Bibel?
3. Wann fand die Sintflut statt, laut Bibel?
Irrelevant für das Argument. Aber das war auch mein Fehler, weil ich unter dem ersten Punkt schlicht "reliable Bibel" geschrieben habe. Mir geht es spezifisch um die Reliabilität des Neuen Testaments. Also wir müssen schauen, ob die Schreiber wussten, wovon sie sprechen. Und das kann man anhand verschiedener Dinge testen, zum Beispiel die Geografie (Gewässer, Wege, Gärten), Namen, verschiedene Bräuche (vor allem die jüdischen), Finanzen, Sprachen etc., also einfach die Kultur und Politik des jeweiligen Landes zur jeweiligen Zeit. Man soll einfach das, was man testen und nachprüfen kann, auch tun. Und das sagt uns natürlich nicht direkt, dass alles andere dann auch so stattgefunden hat, wie sie berichten. Aber es zeigt uns, dass die Schreiber qualifiziert gewesen waren, um darüber zu schreiben, weil sie eben zu dieser Zeit und in diesem Kontext gelebt haben. Man betreibt also einfach nur Historie, wie bei allen anderen Werken dieser Art auch. Und dementsprechend wird dann auch ein Urteil gefällt, ob es denn historisch-reliabel ist oder nicht.
tris schrieb:Aber sie glauben es nicht einfach so.
Natürlich glauben sie der Message nicht, aber sie glauben an "Geschichte" (so wörtlich Bart Ehrman in seiner Debatte mit Robert Price). Sie gehen also so weit, wie man über die historisch-wissenschaftliche Methode gehen kann. Und dazu gehört dann auch ein leeres Grab, oder dass die Jünger den auferstandenen Jesus gesehen haben. Nur werden diese Dinge eben anders interpretiert: das Grab war also aus irgendwelchen anderen Gründen leer, und die Jünger haben Jesus gesehen, aber es war nur eine Vision oder ähnliches.
tris schrieb:Etwas als geschichtliches Material zu verwenden heißt eben nicht, dass man 1:1 glaubt, was drin steht.
Natürlich nicht, aber es ist eine Grundlage. Wenn dein Material in erster Linie nicht einmal vertrauenswürdig ist, ja dann kannst du auch überhaupt nicht darauf aufbauen. Mit der historisch-wissenschaftlichen Methode kann man also nur so weit gehen, und nicht weiter. Damit alleine kann man
nicht beweisen, dass die Bibel fehlerlos ist.
tris schrieb:Wenn "Geschichtliches Material" verwendet wird, heißt das oft nicht mehr als "Naja, was besseres haben wir nicht, also ziehen wir es mal so ganz grob heran, um Rückschlüsse auf den Alltag der Menschen ziehen zu können, aber bei allem anderen sind wir vorsichtig, weil die eine Hälfte ist vermutlich absichtlich erfunden und die andere Hälfte lief dreimal über Flüsterpost, bevor sie niedergeschrieben wurde."
Uns bleibt nichts anderes übrig, als mit dem empirischen Material zu arbeiten, das wir zur Verfügung haben. Das sind Belege. Alles andere sind nichts als Spekulationen. Man kann nämlich immer etwas behaupten (und darin sind wir die besten), aber diese Behauptung dann auch zu belegen, ist eine andere Sache. Wenn also Historiker einer Quelle keinen Glauben schenken, dann ist es im Normalfall nicht, weil "wir vorsichtig sind", sondern, weil eine andere Quelle etwas anderes darüber berichtet. Das wäre also wenigstens eine gerechtfertigte Kritik, weil man sie hinterlegen kann.