soulpeace schrieb:ich habe das gesamte (angebliche) Thomas-Evangelium durchgelesen. Viele für mich wenig aussagende Sprüche, die völlig aus irgendeinem Zusammenhang daher geschrieben sind.
Einige kommen bekannt vor, aber andere - echt, da kann ich nichts mit anfangen. Alleine der letzte Vers mal so als Beispiel von vielen anderen:
114.
Simon Petrus sagte zu ihnen:
„Maria soll aus unserer Mitte fortgehen, denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig.“ Jesus sagte: „Seht, ich werde sie führen, damit sie männlich werde und sie ein lebendiger Geist werden mag, vergleichbar mit euch Männern. Denn jede Frau, die sich männlich macht, wird in das Himmelreich gelangen.“
Korrekt heißt es:
( Logion 114): Simon Petrus sagte zu ihnen: ,,Mariham soll von uns gehen. Denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig!
Jesus sagte: ,,Siehe, ich werde sie ziehen, damit ich sie männlich mache, damit auch sie zu einem lebendigen Geist werden, der euch Männern gleicht. Denn jede Frau, wenn sie sich männlich machen wird, wird in das Königreich der Himmel eingehen.
Um den Vers zu verstehen, sollte man andere apokryphe Quellen heranziehen. Ist mir jedoch momentan zu mühselig, die Stelle herauszusuchen. Sinngemäß: Dort fragt einer der Jünger, wie lange denn der Tod unter dem Menschen weilen würde. Jesus antwortet: "Solange die Frauen gebären!"
Noch weitere Verse aus dem Thomas-Evangelium zum tieferen Verständnis:
( Logion 84): Jesus sagte: "Heute, da ihr euer Ebenbild seht, freut ihr euch. Wenn ihr aber eure Ebenbilder seht, die vor euch entstanden sind -- weder sterben sie, noch sind sie offenbar -- , wieviel werdet ihr ertragen?"
( Logion 113): Seine Jünger sagten zu ihm: "Das Königreich, an welchem Tag wird es kommen?" (Jesus sagte): "Es wird nicht kommen, wenn man Auschau nach ihm hält. Man wird nicht sagen: Siehe hier oder siehe dort, sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht."
( Logion 77): Jesus sagte: "Ich bin das Licht, dieses, das über allen ist. Ich bin das All; das All ist aus mir herausgekommen. Und das All ist zu mir gelangt. Spaltet ein Holz(-Stück), ich bin da. Hebt den Stein auf und ihr werdet mich dort finden."
Jesus spricht in diesen Versen von Wiedergeburt/ Reinkarnation. Es gibt noch einen anderen Apokryphen Text, in dem dies ganz klar erläutert wird. Nimmt man diese gleichartigen apokryphen Texte zusammen, wird ein Schuh draus.
Man erkennt recht schnell, dass mit "Vater" die Erkenntnis des eigenen Ursprungs gemeint ist (die Bewusstheit, wer man zuerst war, die erste eigene Inkarnation und somit lückenlos aller Inkarnationen bis zur derzeitigen; also vollständige "Erleuchtung"), hingegen ist der "heilige Geist" so etwas ganz anderes, als er im Bibelkanon manifestiert ist.
Den "heiligen Geist" kann man als die Urkraft bezeichnen, das "Licht" aus dem alles entstanden ist, in das alles einst zurückkehren wird. Die abschließende Erkenntnis über "Vater" und "heiligen Geist" ergibt zwangsläufig den Zustand, eins zu sein mit dem "All" - übrigens ein wesentlich weitreichenderer Begriff als "Universum".
Der "Menschensohn" (nicht der Gottessohn) wird damit auch verständlich. Und auch:
Johannes 8,58 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich.
Wer sich z.B. ein wenig mit Buddhismus, Kabbala und Pantheismus auseinandersetzt, wird sehr ähnliche Aussagen und Grundannahmen finden.
Kein Wunder also, weshalb die frühe Kirche (die bereits eifrig unter den Urchristen mordete und plünderte) dieses so als Sprengstoff auffassen musste. Es ergibt sich hieraus keine Handhabe für eine Institution "Kirche" zur Knechtschaft der Seelen.