Thomas Evangelium
14.09.2005 um 20:30Die geheime Botschaft
von Harald Grobner
"Jesus sprach: Ich sage meine Geheimnisse denen, die meiner Geheimnisse würdig sind. Was deine Rechte tut, soll deine Linke nicht wissen."
Wer diese ungewöhnlich anmutende Textstelle in der Bibel sucht, wird nicht fündig werden. Sie ist Teil des so genannten "Fünften Evangeliums", das Didymus Judas Thomas aufgeschrieben haben soll, und das dennoch nicht den Weg in die Heilige Schrift gefunden hat.
Der koptische Text des "Thomas-Evangeliums" wurde im Jahre 1945 bei Grabungen bei der ägyptischen Stadt Nag Hammadi entdeckt.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Meldung vom geheimen, fünften Evangelium, welches – da in einem sehr hemdärmeligem und volksnahen Ton geschrieben – sofort den Mythos des Urevangeliums erhielt, von dem die übrigen vier Evangelien wenn schon nicht "abgeschrieben", so doch beeinflusst worden seien.
Der Enthusiasmus erwies sich allerdings als verfrüht. Selbst die ältere, griechische Version des Thomas-Evangeliums, des Papyrus von Oxyrhynchus, konnte zeitlich in das Jahr 300 nach Christus eingereiht werden, der koptische Text sogar ins 5. Jahrhundert.
Zu dieser Zeit waren die bekannten vier Evangelien längst geschrieben und die Deutung, das Thomas-Evangelium hätte die übrigen vier geprägt, war damit wieder reine Spekulation.
In der Zeit Konstantins geronn aus dem Fludium der Weg christlicher Gottsuche der feste und theozentristische Weg des Johannes, welcher die persönliche spirituelle Erfahrung als Quelle religiöser Erkenntnis verwarf und letztere allein auf das Wort der Schrift zurückführte.
Der Mensch als vom göttlichen Licht durchdrungenes Wesen, der seinen eigenen Weg zu Gott finden konnte, wie Thomas es schildert, wurde ab da ins Reich der häretischen Irrmeinungen verdammt.
Diese Festlegung des christlichen Lehrgebäudes wurde vor allem von Irenäus vorangetrieben, in Nicäa festgeschrieben. Wer bis dato eine pluralistische christliche Gemeinde vorfand, der musste sich in der Folge unter das Joch von festgeschriebenen Glaubensartikeln stellen, um als Christ offiziell anerkannt zu sein.
In diese Interpretation christlicher Lehre, welche bis heute besteht, passt das liberal anmutende Thomas-Evangelium kaum und es ist anzunehmen, dass diese sublime, inhaltliche Unvereinbarkeit auch Ausschlag für eine Zurückweisung des Thomas-Evangeliums seitens der katholischen Amtskirche gab.
Dennoch darf man die aus heutiger Sicht recht willkürliche, machtkämpferische und engstirnige Festlegung der offiziellen Kirche auf die Auslegungen des Johannes nicht als solche verdammen: Der steinige Weg des Christentums zur Großreligion bedurfte starker Ordnungsstrukturen, ohne die die wachsende christliche Gemeinde in individualisierte Splittergruppen zerfallen wäre.
Dass Johannes als Lehrvater auserkoren wurde und gnostische Lehren angewiesen worden waren, mag im konkreten Lauf der theologischen Debatte der Zeit liegen.
Zu beachten gilt auch noch eines: Das Johannes-Evangelium ist unbestreitbar jener Teil der Schrift, der durch seine intellektuelle Prägung am stärksten und anspruchvollsten hervorsticht.
Im Wirbel der Ereignisse wurde der Papyrus von den Fachgelehrten der katholischen Kirche allerdings geprüft und durchaus für ein authentisches Zeugnis christlicher Herkunft gehalten. Die Amtskirche verweigerte jedoch die Aufnahme in den offiziellen Kanon des Glaubensbekenntnisses mit Verweis auf die spätere Entstehung des Thomas-Evangeliums. Sie drehte den Spieß kurzerhand um und ließ verlautbaren, das Thomas-Evangelium sei eine Adaption der Urbibel, eine Aphorismensammlung interpretierter Worte Jesu.
Dass dies nur die halbe Wahrheit war, liegt allerdings nahe.
Denn das nahe am individuellen Menschen geschriebene Thomas-Evangelium widerspricht dem theozentristischen Johannes-Evangelium in einer fundamentalen Frage, welche das christliche Credo in schweres Wanken versetzt hätte: Sah Thomas jeden einzelnen Menschen vom göttlichen Licht durchdrungen, so wollte Johannes diese Eigenschaft nur Jesus selbst zubilligen. Ein Unterschied, der die Amtskirche seit ihrem Bestehen als zentrales Charakteristikum kennzeichnen sollte.
Dabei muss man beachten, dass in der frühen christlichen Kirche ein innerer Widerstreit der Lehren gegeben war, aus welchem schließlich die Interpretation des Johannes und ihre Anhänger siegreich hervorgingen: Das junge Christentum kannte keine scharfe Trennung zwischen der Wahrheit der eigenen spirituellen Erfahrung und der verbreiteten Lehrmeinung der Geistlichkeit – eine Unschärfe, die spätestens mit dem Konzil von Nicäa beendet wurde.
was haltet ihr gläubigen den davon das die kirche soetwas verheimlicht?
AB/brocky
Du mußt Dein Leben selbst in die Hand nehmen.
Es ist Die Freiheit die zählt!schön das man freunde hat!
von Harald Grobner
"Jesus sprach: Ich sage meine Geheimnisse denen, die meiner Geheimnisse würdig sind. Was deine Rechte tut, soll deine Linke nicht wissen."
Wer diese ungewöhnlich anmutende Textstelle in der Bibel sucht, wird nicht fündig werden. Sie ist Teil des so genannten "Fünften Evangeliums", das Didymus Judas Thomas aufgeschrieben haben soll, und das dennoch nicht den Weg in die Heilige Schrift gefunden hat.
Der koptische Text des "Thomas-Evangeliums" wurde im Jahre 1945 bei Grabungen bei der ägyptischen Stadt Nag Hammadi entdeckt.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Meldung vom geheimen, fünften Evangelium, welches – da in einem sehr hemdärmeligem und volksnahen Ton geschrieben – sofort den Mythos des Urevangeliums erhielt, von dem die übrigen vier Evangelien wenn schon nicht "abgeschrieben", so doch beeinflusst worden seien.
Der Enthusiasmus erwies sich allerdings als verfrüht. Selbst die ältere, griechische Version des Thomas-Evangeliums, des Papyrus von Oxyrhynchus, konnte zeitlich in das Jahr 300 nach Christus eingereiht werden, der koptische Text sogar ins 5. Jahrhundert.
Zu dieser Zeit waren die bekannten vier Evangelien längst geschrieben und die Deutung, das Thomas-Evangelium hätte die übrigen vier geprägt, war damit wieder reine Spekulation.
In der Zeit Konstantins geronn aus dem Fludium der Weg christlicher Gottsuche der feste und theozentristische Weg des Johannes, welcher die persönliche spirituelle Erfahrung als Quelle religiöser Erkenntnis verwarf und letztere allein auf das Wort der Schrift zurückführte.
Der Mensch als vom göttlichen Licht durchdrungenes Wesen, der seinen eigenen Weg zu Gott finden konnte, wie Thomas es schildert, wurde ab da ins Reich der häretischen Irrmeinungen verdammt.
Diese Festlegung des christlichen Lehrgebäudes wurde vor allem von Irenäus vorangetrieben, in Nicäa festgeschrieben. Wer bis dato eine pluralistische christliche Gemeinde vorfand, der musste sich in der Folge unter das Joch von festgeschriebenen Glaubensartikeln stellen, um als Christ offiziell anerkannt zu sein.
In diese Interpretation christlicher Lehre, welche bis heute besteht, passt das liberal anmutende Thomas-Evangelium kaum und es ist anzunehmen, dass diese sublime, inhaltliche Unvereinbarkeit auch Ausschlag für eine Zurückweisung des Thomas-Evangeliums seitens der katholischen Amtskirche gab.
Dennoch darf man die aus heutiger Sicht recht willkürliche, machtkämpferische und engstirnige Festlegung der offiziellen Kirche auf die Auslegungen des Johannes nicht als solche verdammen: Der steinige Weg des Christentums zur Großreligion bedurfte starker Ordnungsstrukturen, ohne die die wachsende christliche Gemeinde in individualisierte Splittergruppen zerfallen wäre.
Dass Johannes als Lehrvater auserkoren wurde und gnostische Lehren angewiesen worden waren, mag im konkreten Lauf der theologischen Debatte der Zeit liegen.
Zu beachten gilt auch noch eines: Das Johannes-Evangelium ist unbestreitbar jener Teil der Schrift, der durch seine intellektuelle Prägung am stärksten und anspruchvollsten hervorsticht.
Im Wirbel der Ereignisse wurde der Papyrus von den Fachgelehrten der katholischen Kirche allerdings geprüft und durchaus für ein authentisches Zeugnis christlicher Herkunft gehalten. Die Amtskirche verweigerte jedoch die Aufnahme in den offiziellen Kanon des Glaubensbekenntnisses mit Verweis auf die spätere Entstehung des Thomas-Evangeliums. Sie drehte den Spieß kurzerhand um und ließ verlautbaren, das Thomas-Evangelium sei eine Adaption der Urbibel, eine Aphorismensammlung interpretierter Worte Jesu.
Dass dies nur die halbe Wahrheit war, liegt allerdings nahe.
Denn das nahe am individuellen Menschen geschriebene Thomas-Evangelium widerspricht dem theozentristischen Johannes-Evangelium in einer fundamentalen Frage, welche das christliche Credo in schweres Wanken versetzt hätte: Sah Thomas jeden einzelnen Menschen vom göttlichen Licht durchdrungen, so wollte Johannes diese Eigenschaft nur Jesus selbst zubilligen. Ein Unterschied, der die Amtskirche seit ihrem Bestehen als zentrales Charakteristikum kennzeichnen sollte.
Dabei muss man beachten, dass in der frühen christlichen Kirche ein innerer Widerstreit der Lehren gegeben war, aus welchem schließlich die Interpretation des Johannes und ihre Anhänger siegreich hervorgingen: Das junge Christentum kannte keine scharfe Trennung zwischen der Wahrheit der eigenen spirituellen Erfahrung und der verbreiteten Lehrmeinung der Geistlichkeit – eine Unschärfe, die spätestens mit dem Konzil von Nicäa beendet wurde.
was haltet ihr gläubigen den davon das die kirche soetwas verheimlicht?
AB/brocky
Du mußt Dein Leben selbst in die Hand nehmen.
Es ist Die Freiheit die zählt!schön das man freunde hat!