T.Rick schrieb:Du stellst Dir Gott als Helikoptermami vor...
Ich stelle mir hier eigentlich gar nichts vor, sondern führe lediglich widersprüchliche und alberne Vorstellungen ad absurdum, bspw. die, dass eine Welt möglich und insbesondere besser wäre, wo ein "allmächtiges Fabelwesen (wahlweise auch eine allmächtige Helikoptermami) mit Zauberkräften" permanent in die Welt eingreift, um Leid zu verhindern. Denn genau darum ging es ja ursprünglich:
Duriel schrieb am 30.08.2021:Das die Welt heute besser ist als vor 100 oder Tausend Jahren, beweist doch ein deutig, dass sie besser sein kann als sie ist.
Noumenon schrieb am 30.08.2021:Nö, du kapierst nur die Problematik bzw. die Argumentation von Leibniz nicht (s.o.). Es geht eben auch gerade nicht darum, jeden gottverfluchten Furz per Hand zu designen, sondern gewissermaßen ein "Grundgerüst" von Welt zu liefern, in dessen Rahmen sie sich weiter entfalten und die man dann bspw. auch getrost sich selbst überlassen kann, ohne permanent eingreifen zu müssen, und wo deren Lebenwesen gewisse Gestaltungsspielräume besitzen, um sich die Welt nach ihren eigenen Maßstäben zu gestalten.
Duriel schrieb am 30.08.2021:Gott ist allmächtig und greift laut Bibel öfter Mal ein. Wo ist das Problem, ist der alte Sack zu faul?
Noumenon schrieb am 30.08.2021:Das Problem sind erstens deine falschen Prämissen, zweitens deine blühende Fantasie. Weder gibt es einen allmächtigen Gott, noch greift er ständig ins Weltgeschehen ein.
Duriel schrieb:Wir können auch gerne von einem Deistischen Gott aus gehen, der nur die Welt mit Naturgestzen geschaffen hat und nicht eingreift. Damit fallen zwar quasi alle Religionen weg. Aber das entschärft das Theodizee-Prblem auch nicht. Dieser Gott wäre natürlich vollkommen verantortungslos, weil er sich nicht um seine Schöpfung kümmert. Vollkommen empathielos, weil er sich nicht um das Leid seiner Geschöpfe schert. Warum sollte eine Welt schaffen, die er dann links liegen lässt.
Noumenon schrieb:Entscheidende Stichworte wären hier bspw. 'Autonomie' und 'Selbstbestimmung'. Viel problematischer ist aber die Frage, wie genau denn göttliche Intervention - abseits der von Hollywood-Filmen inspirierten blühenden Fantasie - überhaupt konkret aussehen könnte/sollte. Ein "personales Wesen", welches permanent in die Welt eingreift, würde früher oder später zwangsläufig auch Partei ergreifen müssen - es geht gar nicht anders. Es müsste sich selbst zum Richter & Henker aufspielen und allen Lebewesen im Universum seine eigenen Normen, Gesetze, Moral- und Wertvorstellungen aufoktroyieren, also gerade genau jenes klischeehafte, archaische und primitive in der Bibel skizzierte Gottebild erfüllen, welches doch von euch aber permanent krisiert wird! Dazu wäre die Welt voller "Wunder" bzw. Phänomene, die sich jeglicher Gesetzmäßigkeit & Vorhersagbarkeit entziehen: Ein Komet rast auf die Erde zu... und ändert urplötzlich seine Richtung... oder komischerweise funktionieren sämtliche Sprengstoffe immer nur dann, wenn gerade keine Menschen in der Nähe sind... um nur zwei triviale Beispiele von unzählig vielen medizinischen, technischen, physikalischen Wundern zu nennen. Es wäre nahezu unmöglich, sich in so einer Welt zurechtzufinden, vorausschauend zu planen und sich den Gegebenheiten anzupassen, wenn letztendlich sowieso reine Willkür a la "Gottes unergründliche Wege" herrscht.
Hier kamst du dann ins Spiel, um abermals über etwas zu fantasieren, was längst ad absurdum geführt wurde (während du dabei gleichzeitig gerade den unwesentlichsten Part zitiert und den entscheidenden - nun extra fettgedruckten und unterstrichenen - Part hübsch geflissentlich unterschlagen hast...):
T.Rick schrieb:Och, mit einer Welt wo böswillige Handlungen sofort gerächt werden, indem islamistische Attentäter sich grundsätzlich nur selber in die Luft sprengen und keinem Unschuldigen schaden können, könnten wir wohl alle leben. Es würde eh einige Zeit dauern, bis die Menschen überhaupt begreifen täten, daß da ein fremder Willen dahintersteckt und nicht nur reiner Zufall oder die berühmte Tücke des Objekts, die schon immer gern gewirkt hat (Murphys Gesetz). Da ein gerechter Gott keinem Unschuldigen oder Gutwilligen was antäte, hätten nur die anderen was zu befürchten.
Aber so ist unsere Welt leider nicht gestrickt, war sie auch noch nie.
Vielleicht ab und zu mal den Kontext beachten und nichtzuletzt natürlich auch den
Diskussionsverlauf (dazu sind die Links über den Zitaten ja extra da...).
T.Rick schrieb:Ich stelle mir einen tauglichen Gott eher als eine vernünftige Mutter vor, die zuläßt, daß ihre Kinder draußen toben, sich die Knie aufschlagen und an den heißen Ofen fassen, damit sie lernen: heißer Ofen = aua!
und die nur beim schlimmsten eingreift, etwa wenn die Kinder achtlos vor den Lastwagen auf die Straße laufen wollen. Denn nur aus Erfahrungen, auch schlimmen, lernt der Mensch und formt sich der Charakter. Und nackten Leichtsinn muß keine Mutter ewig abbügeln, irgendwann läßt sie den Leichtsinnspinsel einfach fallen, damit er lernt.
Ja, das klingt ganz nach der im Christentum gepredigten "Fürsorge Gottes", welche (angeblich) nur in besonders üblen Fällen gilt und auch nur, wenn man kräftig genug betet, immer brav und artig war, großzügig gespendet hat, abends immer schön die Hände
über der Bettdecke lässt etc. pp. ... Dass die Existenz bzw.
Wirklichkeit eines solchen Gottes von einigen Menschen vehement behauptet und von anderen Menschen wiederum vehement bestritten wird, ist ja nicht neu. Hier soll's ja aber primär schon um die bloße
Möglichkeit eines solchen Gottes gehen. Und: Ob und inwieweit wir es in diesem Falle überhaupt mit einer
besseren Welt (wir sind ja eigentlich immer noch bei Leibniz...) zu tun hätten, wenn so ein Fabelwesen ständig und überall sein Unwesen treiben würde, um - wie schon gesagt (s.o.) -
"sich selbst zum Richter & Henker auf[zu]spielen und allen Lebewesen im Universum seine eigenen Normen, Gesetze, Moral- und Wertvorstellungen auf[zu]oktroyieren".
Weiter schreibst du ja auch noch:
T.Rick schrieb:Aber was ganz wichtig wäre, ein Gott der den bösen Hund namens Schicksal im Zaum hält.
Mit anschließendem Beispiel und Erläuterungen, die aber nichts an meinem bereits genannten Vorwurf ändern: Du demonstrierst hier lediglich ein erhebliches Maß an Naivität und blühender Fantasie, denn was hier bestenfalls vage angedeutet ist (ein Gott müsste "doch einfach nur" was tun), bleibt im Detail völlig unklar! Und zweitens geht es nicht nur um ein alternatives Szenario (bspw. "Auto fährt knapp vorbei, weil ein unsichtbares Fabelwesen heimlich am Lenkrad mitgedreht hat" o.ä.), sondern um eine alternative Welt bzw. Wirklichkeit, wo man sich dann ganz ernsthaft fragen muss: Wie soll das in so einer Welt dann ganz konkret und genau und nach welchen Wertmaßstäben und nach welchen Kriterien etc. pp. ablaufen, dass
"ein Gott den bösen Hund namens Schicksal im Zaum hält"...?!
:ask:Aber eigentlich habe ich zu diesem Punkt ja schon oben in der fettgedruckten, unterstrichenen Passage mehr oder weniger alles Wesentliche gesagt gehabt...
T.Rick schrieb:Wenn Du regelmäßig Zeitung liest und die neusten Nachrichten googelst, wirst Du selber merken, wie häufig solche Meldungen sind.
Häufigkeiten werden durch Statistiken erfasst und objektiv bewertbar gemacht. Hast du eine? Oder bleibt's wieder einmal nur beim völlig subjektiven Bauchgefühl...?
T.Rick schrieb:Und wieviele Fahrzeuge schleudern insgesamt auf deutschen Straßen bis auf Gehsteige oder in Bushaltestellen. Wenn es mal passiert, dann am liebsten da wo sich gerade Menschen aufhalten, als ob es die Absicht des Schicksals oder so wäre, fast wie im Film "Final Destination", wo sich der Tod seine Opfer gezielt holt.
Dahinter stecken lediglich diverse Verzerrungseffekte. Wenn ein Auto gegen eine Laterne knallt, interessiert's nun einmal keine Sau, also taucht's in den Nachrichten auch nicht auf, während umgekehrt das Geschrei natürlich desto größer ist, je dramatischer das Geschehen ist.
T.Rick schrieb:Auch das Phänomen der Automotoren, die genau auf einem Bahnübergang verrecken kurz bevor der Zug kommt gehört vermutlich dazu. Denn auch das liest man immer wieder, Zugunglück wegen "Motorenversagen" genau auf dem Übergang. Wahr oder schlicht gelogen?
Bei mehreren Millionen Pannen pro Jahr: reiner Zufall.
off-peak schrieb:Du kamst eigentlich gläubig rüber.
T.Rick schrieb:Ich und gläubig? Blasphemie! :D
T.Rick schrieb:Ich glaube nicht an Gott oder Götter, aber an sowas wie Schicksal, und das benimmt sich wie ein bösartiger Hund, leckt einem zahm die Hand solange man es scharf im Auge behält, aber sobald man ihm sorglos den Rücken zudreht versucht es einen zu beißen.
Naja, eine gewisse Schicksalsgläubigkeit scheint ja - sogar bestätigt durch eigene Selbstauskunft - offenbar doch da zu sein...
Wikipedia: FatalismusTja... einmal gläubig, immer gläubig....
;)