JakeGabriel schrieb:Meiner Meinung nach geschieht die Evolution zielgerichtet durch Anpassung an die äußeren Einflüssen.
Ja, kann man so ungefähr sagen.
Mutation besteht aus zwei wesentlichen Faktoren: Mutation und Selektion.
Mutation: das Erbgut ändert sich. Das ist laut der ET rein zufällig, quasi ein Abschreibfehler bei der Verdopplung der DNS während der Zellteilung.
Selektion: Ein Tier, das versehentlich ohne Herz geboren wird, das stirbt einfach. Ein Reh mit nem Fadenkreuzmuster hat gute Chancen, erlegt zu werden. Irgendwann aber hatte ein brauner Hase, der in der Holarktis lebte, die zufällige Mutation, daß die Haare seines Winterfells keine Farbstoffe produzierten. Den Winter über war er quasi ein Saison-Albino. Wäre ihm das mit dem Sommerfell passiert, wäre er ne leicht zu findende Beute. Nun im schneereichen Winter aber mußte er sich nicht nur auf seine Fluchtfähigkeit verlassen, sondern wurde auch als Albino seltener von Räubern gesehen und gejagt. Da seine ganzjahresbraunen Kollegen häufiger gerissen wurden, konnte er und seine Sippe häufiger Kinder durchbringen, und über Generationen hinweg gabs schließlich nur noch winterweiße Schneehasen. Selektion beschreibt diese stinknormalen, rein natürlichen Mechanismen, wie eine blöde Mutation ausselektiert wird, eine tolle Mutation hingegen bevorzugt wird. Am Ende kommt so etwas heraus, das "so paßt, als wärs absichtlich so eingerichtet worden".
Du hast also vollkommen recht, da geschieht "Evolution zielgerichtet". Naja, jedenfalls scheinbar. Selektion
richtet, aber von nem
Ziel kann man da nicht wirklich sprechen, da das nach "Plan" klingt. Geht aber völlig planlos.
Manche Mutationen nützen nix und schaden auch nix. Ein Löwe im warmen Afrika mit nem Kälteunempfindlichkeits-Gen hat keinen Vorteil damit, aber auch keinen Nachteil. Der lebt stinknormal weiter und vermehrt sich wie alle anderen auch. Sollte aber mal ne ordentliche Eiszeit kommen, oder sollte die Kontinentaldrift Afrika weit nach Norden schieben, müßte die Spezies Panthera leo nicht erst mit der Evolution anfangen, irgendne Anpassung hervorzubringen, weil es im Genpool schon was Passendes gibt. Mit anderen Worten: die Löwen, die nicht in wärmere Gegenden abwandern können, sterben wie die Fliegen, aber die Nachkommen mit der Kälteanpassung kommen damit klar, kriegen Kinder und stellen nach ner Weile die Gesamtpopulation. Und das kann eins drei fix erfolgen, ein paar Generationen, und die Sache ist gegessen.
Ganz ohne Plan, und binnen weniger Jahrzehnte.
sarevok schrieb:zielgerichtet lässt auf eine intelligenz hinter dem vorgang schließen, an dem punkt kann man aber im grunde nur sagen
es könnte sein muss aber nicht, wir wissen es nicht
Solange sich die Vielfalt des Lebens und dessen Anpassung ohne "zielgerichtet" erklären läßt, ist "zielgerichtet" kein Bestandteil einer (wissenschaftlichen) Beschreibung dieser Vielfalt. Geht ja auch ohne. Auf "könnte, muß aber nicht" könnwa also herzlich verzichten bei einer Theoriebildung.
Daß irgendein Schöpfer da noch seine Hand im Spiel hatte, kann man gerne glauben, es könnt auch so sein. Schwerlich aber in dem Sinne, daß es "dann aber nicht Evolution" gewesen sei. Das issn bisserl so, als würde ich in nem Wald nen Baum sehen und sagen "Das is ganz natürlich. Da is von nem anderen Baum ein Samen runtergekommen, hat gesprossen, und mit den Jahren ist hier der Baum gewachsen. Doch beim Apfelbaum im Garten würd ich dagegen wetten und eher darauf setzen, daß dieser Baum von jemandem dort gewollt war und es also tatsächlich kein Zufall ist, daß der dort steht, sondern Absicht, Plan, Zweck, Bestimmung. Aber dennoch wird dieser Apfelbaum aus einem Apfelkern entstanden und allmählich gewachsen sein.
Und auch bei dem Baum im Wald könnte man also sagen "es könnte sein muss aber nicht, wir wissen es nicht". Trotzdem reicht die Erklärung natürlicher Aussaat voll zu, und mehr brauchts nicht. Alles darüber ist persönliche Auffassung und keine offizielle Erklärung. Weswegen Evolutionstheorie an die Schulen gehört und ID & co. nicht! Ein "es könnte sein muss aber nicht, wir wissen es nicht" kann jeder sagen - zu sich selbst! Glaubenssache eben.
Bishamon schrieb:interessanterweise gibt es viele agnostische Atheisten, aber kaum agnostische Theisten (gibt es überhaupt einen?)
Es gibt - was??? Agnostische Theisten / Atheisten? Wie das? Es gibt Atheisten, Theisten und Agnostiker.
Vielleicht meinst Du ja Atheisten und Theisten, die sich trotz ihrer Entscheidung, für sich persönlich die Gottesfrage zu beantworten, dem agnostizistischen Prinzip verbunden fühlen. Indem sie z.B. zur Gottesfrage sagen "ich gehe zwar persönlich davon aus, daß es Gott gibt / nicht gibt, aber ich bin mir der Tatsache bewußt, daß diese meine Entscheidung reine Glaubenssache ist".
Für letzteren Fall wüßte ich gerne, woher Du das "gibt es viele agnostische Atheisten, aber kaum agnostische Theisten" hast. Denn Theisten sind sich dessen sehr oft bewußt, daß sie nur einem Glauben anhängen und keiner erwiesenen Tatsache. Unter Atheisten hingegen erlebe zumindest ich sehr oft anderes, würde Deiner Häufigkeitsbewertung also widersprechen.
OK, eines gibts tatsächlich: Es halten sich zahlreiche Atheisten für Agnostiker (ohne es zu sein), jedoch nur wenige Theisten (oder gar keiner).
Bishamon schrieb:sarevok schrieb:
atheismus hat auch immer was mit aroganz zu tun
dann trifft das auch auf den reinen Theisten zu?
Reine Theisten? sarevok sprach von "aroganz in dem fall weil sie glauben zu wissen".
Ein Theist ist also einer, der an Gottes Existenz glaubt, und ein reiner Theist ist dann einer, der nicht von Glauben spricht, sondern von Wissen? Wie kommst Du denn auf diese Schiene?
sarevok schrieb:aber ist der stand der wissenschaft nicht das die gesamte existenz
aus dem "nichts" erschaffen wurde ?
Nein. Das kann gar keine Physik sein, sondern notwendigerweise Meta-Physik. Weil mit diesem Satz etwas ausgesagt wird, das meta ("hinter") jeglicher Physik (das Existierende, das von der Physik beschrieben werden kann) liegt.
Bishamon schrieb:Gilt das Problem nicht auch für Götter: wer hat die Götter erschaffen?
Nein, da gilt das nicht. Nur bei Göttern, die selbst einen Anfang haben. Ein "wer hat dann die Götter erschaffen" ist im allgemeinen nur sehr gedankenlos. Denn so viel ist klar: Wenn alles in diesem Universum der Kausalität und der Thermodynamik unterworfen sein, kann es nichts ohne Anfang und nichts ewig geben. Damit aber muß es etwas geben, das nicht Kausalität und Thermodynamik untersteht, weil sonst gleich gar nichts existieren könnte. Wenn es nun aber so etwas gibt, dann verbietet sich die Frage "was war denn nun dessen Ursache?" - Sagt aber jemand "das ist Gott", kommt garantiert irgendein gedankenloser Atheist daher und fragt "und wer hat Gott erschaffen?"
Bishamon schrieb:wir wissen nicht, was vor dem Knall war oder wie Abiogenese funktioniert, also waren es Götter?
Und wenn, dann welche? Huitzlilopochtli, Ahura Mazda, Tiki oder der Große Grüne Arkelanfall könntens ja auch gewesen sein.