McPane schrieb:Also: Glauben (religiös) hat eher was mit Vertrauen in eine Weltansicht/Gott zu tun und die unterwürfige Bindung daran.
Wenn sich also bspw. ein sterbenskranker Mensch in medizinische Behandlung begibt und darauf
vertraut, dass schon alles gut gehen wird, also sein
Vertrauen in die Medizin legt, sich der
Urteilskraft des Arztes und seiner Behandlung unterwirft (was de facto der Fall ist - spätestens, wenn er sich auf den OP-Tisch legt)... handelt es sich demnach dann ebenfalls um (religiösen) Glauben?
:ask:McPane schrieb:Also hat auch ein "Ich glaube der Wissenschaft (den Nachrichten, etc.)" eines Atheisten absolut nichts mit einem religiösen Glaube zu tun.
Da packst du ja auch explizit das Adjektiv 'religiös' vor's Substantiv 'Glauben'. Religiös auf wissenschaftliche Erkenntnisse vertrauen, wäre in der Tat ziemlich schwachsinnig. Aber dennoch kann man sehr wohl auch auf wissenschaftliche Erkenntnisse vertrauen (wie es Klimawandelleugner & Co. bspw. nicht tun). Oder auch darauf, dass hinter allen Nachrichten usw. nicht irgendeine abgefahrene Weltverschwörung steckt. Abgesehen davon geht es eigentlich um die Haltung bzgl. einer These. Und was eine These angeht, so kann man...
a) sie für wahr halten (glauben, dass XYZ wahr ist)
b) sie für falsch halten (glauben, dass XYZ falsch ist)
c) noch nie davon gehört haben
(a) und (b) freilich in unterschiedlichen Gewissheitsgraden (in der Mitte liegt dann das berühmte "unentschlossen/weiß nicht").
Wiki meint bspw. auch:
"Darin unterscheidet sich „Glauben“ im weiteren Sinne einerseits vom religiösen Glauben im engeren Sinne, der stets auf dem Willen zum Glauben beruht und die absolute Wahrheit des Glaubensinhalts (z. B. der Existenz Gottes) unterstellt"Wikipedia: GlaubenDem möchtest du jetzt sicherlich sofort zustimmen, allerdings gilt dies ebenso für Verschwörungstheorien. Klassisches Beispiel: Verschwörungstheorien zum 11. September 2001. Die meisten Anhänger solcher Verschwörungstheorien
wollen glauben,
"Mitglieder der Regierung der USA, besonders Geheimdienstmitarbeiter, Neokonservative, Juden oder mit diesen verbundene angebliche Geheimzirkel seien die wirklichen Täter, Auftraggeber, Planer und Nutznießer der Anschläge gewesen (inside job)." (Wiki) Und sie wollen es glauben, weil es eben einfach super in ihr Weltbild passt. Und ja, selbstverständlich sind sie auch von der absoluten Wahrheit ihres Glaubensinhalts überzeugt. Religiös sind sie in der Regel aber nicht (jedenfalls nicht signifikant mehr als die Durchschnittsbevölkerung).
McPane schrieb:Das lateinische Wort credere (vgl. Credo und Kreditor) – von cor dare: „das Herz geben/schenken“ – ist direkt verwandt mit der altindischen Wurzel sraddha- („glauben“) und ist eine sehr alte (indogermanische) Verbalkomposition. Die Bestandteile bedeuten: „Herz“ und „setzen, stellen, legen“, zusammen also etwa „sein Herz (auf etwas) setzen“. Das unbestimmte „ich weiß nicht“ entspricht hingegen dem lateinischen Wort putare („glauben, dass“).
Wen juckt die Wortherkunft? Die Bedeutung eines Begriffes ergibt sich in der Regel
nicht aus seiner Etymologie.
Beispiel: Idiot!
"Das Wort leitet sich vom griechischen ἰδιώτης (idiotes) her,[1] das wertfrei bis heute in etwa „Privatperson“ bedeutet. Es bezeichnete in der Polis Personen, die sich aus öffentlichen-politischen Angelegenheiten heraushielten und keine Ämter wahrnahmen, auch wenn ihnen das möglich war."Wikipedia: IdiotMcPane schrieb:Es sei darauf hingewiesen, dass das Wort "Glaube" im religiösen Sinne nicht die selbe Bedeutung hat wie das Verb "glauben", welches ein "Nicht-sicher-wissen" ausdrückt.
In der Praxis findet man bei religiösen Menschen einen erstaunlich hohen (!) Gewissheitsgrad (und wenig bis gar keinen Spielraum für Zweifel), was ihre Überzeugungen angeht. Das war's dann aber eigentlich auch schon und gibt's auch andernorts (etwa bei Anhängern diverser Verschwörungstheorien, aber nicht nur dort).
McPane schrieb:Es sei darauf hingewiesen, dass das Wort "Glaube" im religiösen Sinne nicht die selbe Bedeutung hat wie das Verb "glauben", welches ein "Nicht-sicher-wissen" ausdrückt.
DerMüller71 schrieb:Wie gesagt, ich habe es nie formalisiert und bis zum Ende durchdacht.
Was ziemlich schade ist...