Durchaus einmal wert, etwas in medias res zu gehen:
eckhart schrieb:
...sich die AfD einen Grundsatzparteiprogrammentwurf gegeben hat, der zwar durch und durch rückwärtsgewand ist, abschnittsweise haarscharf am Völkischen vorbeischrammt...
Um diese These zu überprüfen, benötigt man dieses:
https://www.alternativefuer.de/wp-content/uploads/sites/7/2016/05/2016-06-27_afd-grundsatzprogramm_web-version.pdf (Archiv-Version vom 26.11.2016)In dem 96-seitigen Grundsatzprogramm der AfD kann ich keine Formulierungen erkennen, die eine Affinität zu dem Begriff "völkisch" erkennen lassen. Es lohnt sich überhaupt, das Wort "völkisch" einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Dann wird man z. B. feststellen, dass die Nazis sich von dem Begriff expressis verbis distanzierten, wie bei Goebbels in seinen Tagebüchern nachzulesen ist. Manch einem scheint dies nicht bekannt zu sein.
Nebenbei, zum gelegentlichen Antisemitismusvorwurf finde ich auf Seite 48:
...Einer islamischen Glaubenspraxis, die sich gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung, unsere Gesetze und gegen die jüdisch-christlichen und humanistischen Grundlagen unserer Kultur richtet, tritt die AfD klar entgegen....Weiters: Überhaupt halte ich es für unerlässlich, innerhalb einer Diskussion den Begriff "völkisch" erst einmal unmissverständlich zu definieren, damit man weiß, was der Einzelne damit meint, um nicht aneinander vorbeizureden. Offenbar kursieren da verschiedene Interpretationen.
Dann geht es weiter:
eckhart schrieb:
..."Jedoch wird tagtäglich immer deutlicher, dass die AfD enge Verbindungen zur Identitären Bewegung unterhält und eine Ideologie des Ethnopluralismus anstrebt." und "In Reden von hochrangigen AfD-Mitgliedern wird jedoch regelmäßig ethnopluralistisch argumentiert."...
Wenn damit unter anderem die Haltung AfD zum Islam gemeint sein soll, lohnt es auch hier, sich einmal das Parteiprogramm anzuschauen: Dort steht auf Seite 49:
....Ein Islam, der unsere Rechtsordnung nicht respektiert oder sogar bekämpft und einen Herrschaftsanspruch als alleingültige Religion erhebt, ist mit unserer Rechtsordnung und Kultur unvereinbar....Was ist daran auszusetzen? Der Satz findet hoffentlich die Zustimmung sämtlicher demokratischen Kräfte. Wer weiter liest, findet sogar noch, was den Vorwurf des Ethnopluralismus angeht, ein klares Bekenntnis:
...Viele Muslime leben rechtstreu sowie integriert und sind akzeptierte und geschätzte Mitglieder unserer Gesellschaft....Eindeutiger kann man es nicht formulieren. Wer kann mit dieser Äusserung nicht konform gehen?
Weiter steht da:
...Die AfD verlangt jedoch zu verhindern, dass sich islamische Parallelgesellschaften mit Scharia-Richtern bilden und zunehmend abschotten. Sie will verhindern, dass sich Muslime bis zum gewaltbereiten Salafismus und Terror religiös radikalisieren....Angesichts des Berliner Anschlages wird wohl niemand an dem zweiten Teil dieses Satzes etwas auszusetzen haben, oder irre ich mich da?
eckhart schrieb:
..."Verbindung der AfD zur Identitären Bewegung und zum Ethnopluralismus....ff...."
Wesentlich substantieller und objektiver als Deinen zitierten Cicero-Artikel finde ich diesen ZEIT-Essay:
http://www.zeit.de/2016/36/identitaere-bewegung-hamburger-verfassungsschutz/komplettansichtDaneben möchte ich noch betonen: Wenn mit diesen beiden Begriffen - Identitäre Bewegung und Ethnopluralismus - vor allem das fokussiert werden soll, was z. B. Helmut Schmidt immer gesagt hat, kann ich dem nur zustimmen. Falls es der eine oder andere nicht kennt oder wahrhaben will, hier ist es:
https://www.youtube.com/watch?v=g3zVhBmg2_UWer natürlich der Auffassung ist, dass Helmut Schmidt ein völkischer Ethnopluralist ist, wird wohl damit nicht übereinstimmen.
eckhart schrieb:
..."Das was die AfD mündlich propagiert und was andererseits in ihrem Grundsatzparteiprogramm"entwurf" steht, geht in verschiedene Richtungen!"...
Dieser Vorwurf ist mit Sicherheit berechtigt, ist aber leider nicht weiter zielführend, wenn man die AfD generell angreifen möchte. Dazu sollte man dann schon deren Grundthesen in Frage stellen, aber bitte substantiiert !
eckhart schrieb:
..."Die AfD wird entweder mit Götz Kubitschek sein oder sie wird gar nicht sein!"...
Zu Götz Kubitschek ist im vorletzten Spiegel ein Porträt enthalten, was ich bislang nur überflogen habe. Ich werde mich in den nächsten Tagen ausführlich damit und der Person Kubitschek beschäftigen und dann wieder dazu äussern. Vorab fallen mir zwei Dinge dazu ein:
Ein Nichtmitglied als Vordenker zu engagieren, ist in der Tat ein geschickter Schachzug, der sich am Beispiel der alten FDP der 60er und 70er Jahre anlehnen könnte. Ausserdem sehe ich in Kubitschek den Antipoden (Meuthen?) innerhalb der AfD genau so, wie das in jeder Partei vorkommt. Als Beispiel sei nur Ralf Stegner (SPD) erwähnt, der mit Sicherheit bei niemandem als feinsinniger Erbe eines Kurt Schumachers gilt und wohl innerhalb der SPD nicht nur Freunde hat.
Ansonsten: Beiträge von Usern, die statt Substanz ausschliesslich Verbalinjurien enthalten, kann ich leider nicht kommentieren, da ich die für eine sachliche Auseinandersetzung erforderliche Augenhöhe vermisse. Da ist einfach keine Antwort möglich.
Ausserdem sollte man sich immer pauschal merken: Mit Polemik zwingt man niemanden in die Knie, auch nicht eine AfD. Sachlichkeit ist Trumpf, stets und immer, nicht nur weil gerade Weihnachten ist.