Fedaykin schrieb:passato schrieb:
noch würde ich Gruppen die einen eigenen Staat Fordern und nicht bekommen mit leibeigenschaft oder dergleichen setzen. Richtig ist, es ist deine vereinfachte Sicht auf die Realität
Es war nur eine Analogie. Das bedeutet nicht, wie du wieder mal unterstellt hast, dass die Katalanen als Leibeigene dargestellt werden sollten.
Ich versuchs noch mal ganz simpel:
Die Menschheit hat Sklaverei seit zig tausenden von Jahren betrieben, das war damals ganz normal
Irgendwann vor 300 Jahren kam ein Mensch auf die Idee dass Sklaverei abgeschafft werden sollte
Er proklamierte die Freiheitsrechte und These von der Wuerde des Menschen.
Diese setzte sich durch und Sklaverei wurde abgeschafft.
Jetzt die Analogie (nicht verwechseln mit Gleichsetzung!)
Voelker haben seit Jahrtausenden andere Voelker unterjocht und ausgebeutet, das war ganz normal
Noch heute leben einige Voelker nicht selbstbestimmt sondern unter dem Diktat anderer Voelker (z.B.Tibeter, Kurden)
Daraus entspringt die Idee, das Freiheitsrecht fuer Individuen auch auf Voelker anzuwenden.
Sollte sich diese Idee durchsetzen, muesste man z.B. Tibetern, Kurden, Katalanen, etc. einen eigenen Staat zugestehen.
Natuerlich ist diese Sicht auf die Realitaet vereinfacht, es geht ja um eine Vision und nicht um eine Abbildung der aktuellen komplizierten vielfach verflochtenen und verschlungenen Rechtslage auf die du deine Argumentation immer aufbaust. Der Hinweis darauf ist zwar vollkommen richtig, aber in diesem Zusammenhang irrelevant, es versteht sich ja von selbst dass Konflikte mit der aktuellen Rechtslage entstehen wenn man etwas daran aendern will. Das ist aber eine Tautologie und war bei anderen bisherigen Revolutionen auch nicht anders.
Sonst koennte man ja, deiner Logik folgend, auch folgendermassen argumentieren:
- Die Sklaven koennten nie freigelassen werden, weil die Besitzer ja gueltige Kaufvertraege hatten (und jetzt bitte nicht wieder dein ewig entruestetes "aber die Katalanen sind doch keine Sklaven!".... das ist doch nur ein Beispiel zur Elaeuterung des Prinzips)
- Die Franzoesische Revolution konnte nie stattfinden weil der Koenig ja absolutistisches Recht hatte
- Die Amerikanische Revolution (ja, so nennt man den Unabhaengigkeitskrieg in Britannien) ist unrechtmaessig weil die Kolonien ja den Briten gehoerten
- Die Suedamerikanischen Staaten haetten sich nie von Spanien unabhaengig erklaeren duerfen weil Spanien ja Urkunden besass die ihren Besitzanspruch dokumentierten.
etc. pp.
Du merkst worauf ich hinaus will?
Wie ich schon sagte, es geht hier um eine Vision dass Voelker, genau wie Individuen, ein Recht auf Selbstbestimmung haben sollten. Du kannst diese Vision entweder teilen oder sie nicht teilen, das ist beides gleich legitim.
Aber was du nicht kannst, weil es logisch einfach falsch ist, ist sie mit staendigen Hinweisen auf bestehende voelkerrechtliche Vertraege ("Spanien hat ein Recht auf Katalonien") als nichtig zu erklaeren. Denn das ist zwar de fakto richtig (so wie Britannien auch ein Recht auf die Amerikanischen Kolonien HATTE) aber in diesem Zusammenhang irrelevant. Genauso koenntest du sagen "Ein Gefangener darf keine Ausbruchsplaene haben weil er zu einer Haftstrafe verurteilt ist". Es ist ein Zirkelschluss.
Was du machen koenntest ist zu sagen "ich halte es fuer falsch diese Vision umzusetzen weil...." Aber dann musst du andere Argumente vorbringen als dass es gegen aktuell gueltige Vertraege verstoesst.
Zu sagen dass man keine Vision haben kann den Status Quo zu aendern wegen dem Status Quo ist Sophismus in Reinkultur.
Du koenntest statt dessen anfuehren was deiner Meinung nach schlechter waere als heute wenn man die Vision umsetzen wuerde. Dann koennte man das weiter konstruktiv diskutieren anstatt sich sinnlos im Kreis eines Scheinarguments zu drehen.