threadkiller schrieb:Die Frage war, "dass ausschließlich Religionen Halt und Orientierung bieten können?
Meiner meinug ja !
Religion ist zumindest nicht etwas was in die brüche gehen kann, es es weder materiel noch
eine Ideologie.
Beides falsch. Religion stellt auch nur eine Ideologie, eine Weltanschauung dar. Nur dass sie sich durch grausame Methoden eine Art Monopol geschaffen hat und in die Gesellschaft gefressen. So frisst sie sich auch in die Köpfe der Menschen; durch Einfluss, Indoktrination. Es liegt in der Psyche des Menschen, Wahrheit hinter den Dingen zu suchen, die in der Gesellschaft weit verbreitet sind und Einfluss ausüben.
Beliebig andere Weltanschauungen können jedenfalls auch Halt bieten. Wobei die Übergänge zur Religion in jeder Weltanschauung fließend sind. Epikureismus, Platonismus, Positivismus und vieles mehr. Auch Subkulturen usw. Der Mensch kann überall Halt finden und der Mensch glaubt gerne an Lügen. Wenn eine Lüge nur lange genug erzählt wird und nur genug gesellschaftlichen Einfluss besitzt, wird sie zur Wahrheit, sie scheint so. Die Menschen glauben gerne daran, wenn sie sich erst mal in dieser aufgehoben fühlen.
Nun kann von mir aus jeder der Ideologie, Weltanschauung, Religion frönen, der er frönen möchte. Doch gibt es Weltanschauungen, die das anderen aktiv nicht gewähren möchten und nivellierend sind, die alles in ein Gleiches verwandeln wollen und keine Vielfalt und Differenz anerkennen. Dass sie auch generell einen verderblichen Charakter und Einfluss besitzen, der Zwietracht sät und anderen Menschen Dinge aufzwingen möchte. Die Historie hat das bewiesen. Ihre Leitfäden (Etwa Bibel und Koran) propagieren auch genau das, was sie angerichtet haben; sie haben getan, was das "heilige Wort" von ihnen verlangte - kein Missbrauch wie fälschlich weiszumachen versucht wird.
Und genau solche Ideologien, die keine Differenz anerkennen möchten und Unmenschliches wie Totalitäres propagieren, sind es auch, die man nicht gewähren lassen darf und die ein weiser Staat nicht fördern darf, noch sonst irgendwie ihnen zur Herrschaft verhelfen. Sind sie das nämlich erstmal, so zerstören sie alle Vielfalt, alle Kultur, alles Edle und Gute, jede offene diskursive Kultur.
Deswegen liegt die wahre Staatsreligion auch im Humanismus und den allgemeinen Menschenrechten, wie der Behütung des Lebens jedes Menschen, wie der Behütung seiner negativen Freiheit. Sie liegt in der Personifikation der Justitia und Libertas, welche die anderen Götter neben sich anerkennen und das Gleichgewicht der Differenz, der Vielfalt wahren. Die Staatsreligion liegt nicht in einem aus diesem polytheistischen Pantheon kommenden egoistischen Gott, der alle anderen Götter zu ermorden trachtet und sich Untertan machen möchte; der eine Diktatur zu errichten sucht und der alles Menschliche, alle Freiheit und Vielfältigkeit verachtet.
So sage mir doch, möchtest du, dass man dir verbietet, deinen Glauben ausleben zu dürfen, was auch immer du glauben mögest? Nein? Warum solltest du dies dann deinem Gegenüber aufoktroyieren dürfen? Willst du bestohlen werden? Warum solltest du dann deinen Gegenüber bestielen?
Du hast die naturgegebenen Rechte auf alle diese Freiheiten von... (negative Freiheit) doch du hast kein Recht, dass man dir alles zu Füßen legt, um zum Beispiel dein Glaube in noch größeren Gebetshäusern leben zu können; du hast keine naturgegebene Freiheit zu... (positive Freiheit).
Doch warum sollte ein Staat, der das Gute anstrebt, Ideologien fördern, die dir diese naturgegebenen Rechte nicht zusprechen und alle Vielfalt verachten? Nein, das sollte ein Staat nicht tun.