RayWonders schrieb:das vermute ich auch oft - dass eigentlich noch Gewinn gemacht wird, aber nur weniger und dass den Bossen nicht genug ist. Wieso muss man die Ziele so hoch setzen und dann feststellen, dass sie nur anderswo zu erreichen sind?
Um bei dem Beispiel VW zu bleiben: VW hat in den vergangenen Jahren relativ hohe Gewinne ausweisen können, da sie eine Modelpolitik betrieben haben, die sehr hohe Margen garantierte. Dh, man hat sich aus Marktsegmenten verabschiedet, die kleinere Gewinnmargen generiert hat. Bei Autos geht das nach der Formel-> umso größer und teurer das Auto, desto höher die Marge, da der Verkaufspreis überproportional zu den Baukosten steigt. Oder anders: Der Aufwand einen SUV zusammen zu bauen ist nicht um 60.000€ höher, als einen VW Fox zu basteln, obwohl die Preisgestaltung anderes suggeriert.
Diese Untermehmensstrategie und kurzfristige und langfristige Folgen, die wir gerade beobachten können. Während in der Vergangenheit günstige Fahrzeuge auch wichtig waren, eine Marktdurchdringung der Marke zu gewährleisten und damit bei "Aufsteigern" eine Markentreue herzustellen (zB Autokarriere bei steigendem Einkommen Polo->Golf->Passat->Audi), nimmt man nun in Kauf, in den ausschließlich beackerten, höheren Segmenten um Kunden zu buhlen, für die die Marke selbst völlig austauschbar ist. Vor dem Hintergrund des vergangegen Diesel-Skandals, der ebenfalls einen spürbaren negativen Einfluss auf das Markenvertrauen hatte, führt diese Politik konsequenterweise zunächst zu einem geringeren Marktanteil, der aber durch die höhere Marge wirtschaftlich ausgeglichen wird. Im nächsten Step reagiert der Markt mit Preisdruck, denn Mitbewerber möchten gerne ein Stück von dem Kuchen abhaben, auch wenn dann die Marge geringer ausfällt. Das Unternehmen VW muss in dieser Situation auf den Markt reagieren - entweder durch teure Innovation (besser und damit attraktiver sein als der Wettbewerb) oder durch Preisnachlässe, um konkurenzfähig zu bleiben.
Das heißt, die Marge sinkt nachdem der Marktanteil geschrumpft ist. Das ist durchaus eine dramatische Entwicklung, die aber vor allem ihre Ursache in einer verfehlten Strategie hat - die absolut vorhersehbar falsch war, aber kurzfristig erfolgreich.
Das Problem ist also, das Konzerne zunehmend kurzfristig planen und handeln. Der kurzfristige Erfolg befriedigt Anleger, die langfristigen Probleme haben personell gesehen die Nachfolger der Strategieentwickler.
Genau das oben beschriebene kann man perfekt am chinesischen Automarkt nachvollziehen, wo VW viele Fahrzeuge vor Ort - also unter ähnlichen Bedingungen was Personal- und Energiekosten betrifft - wie die einheimische Konkurrenz produziert.
Die Probleme von VW sind hausgemacht, sollen aber jetzt vergesellschaftet werden. Es ist immer derselbe Mist.
RayWonders schrieb:Also was genau ist es was dich zurückzieht abgesehen davon dass man wieder zu Hause ist?
Mein Auslandsaufenthalt war von Anfang an "auf Zeit". Aber grundsätzlich spielt mit zunehmendem Alter zum Beispiel die ärztliche Versorgung eine immer größere Rolle. Private Versicherungen werden überall auf der Welt immer teurer, umso mehr Risiko Du mitbringst. D.h., Du musst genau dann, wenn Du kein Einkommen mehr hast den größten Teil dafür zahlen, abgesichert zu sein. In Deutschland ist die Grundversorgunmg bereits - im internationalen Vergleich - ausgezeichnet. Bei Renten sieht das so aus, dass Du dort, wo Du nichts einzahlst, auch überhaupt keine Ansprüche auf Unterstützung hast, wenn Du sie brauchst. In Deutschland gibt es eine Grundsicherung, die davon unabhängig ist. Viele Selbstständige im Ausland vernachlässigen die Altersorsorge zugunsten des Tagesgeschäfts. Umso dichter der Zeitpunkt des Renteneintritts rückt, desto deutlicher entwickelt sich das Bewußtsein für die eigene Unterversorgung und den Wunsch, hier wieder ein Fangnetz für sich zu wissen, welches in jüngeren Jahren verzichtbar erschien. Ich habe aber auch Leute kennengelernt, die bewußt nur das jeweils vorgeschriebene Minimum eingezahlt haben, weil sie von Anfang an planten, das Thema Altersversorgung der heimatlichen Solidargemeinschaft zu überlassen ("Ich lebe doch jetzt - Wer weiß, ob ich überhaupt so alt werde ...")