Welche Partei kann man noch wählen?

wobel schrieb:dass leerstehende Luxusbutzen in denen ganze Familien wohnen könnten, steuerlich gesehen günstiger sind als ein Mehrfamilienhaus mit Single-Wohnungen.

Das ist so ein Märchen, aber wenn Du anderer Meinung bist, schreibe ma die Berechnung hin.

Intwressant wird ja in den nächsten Wochen:

Die Parteien, die für Neuverschuldung sind, wurden vom Wähler dafür deutlich abgestraft.

Die Grünen haben so stark verloren, dass ein weiteres Abrutschen um gleich viele Prozentpunkte deutlich unter 5% führen würde. Die SPD hat das schlechteste Ergebnis eingefahren, dass sie jemals bei einer bundesweiten Wahl erreichten.

Dazu schon mal Glückwunsch.

Die Frage ist aber: Werden sie daraus etwas lernen oder auf Neuverschuldung und ideologischer Politik beharren?

Wir werden sehen...

sacredheart schrieb:Die Parteien, die für Neuverschuldung sind, wurden vom Wähler dafür deutlich abgestraft.

Interessant, woher weißt du, dass sie dafür abgestraft wurden?

sacredheart schrieb:Die Parteien, die für Neuverschuldung sind, wurden vom Wähler dafür deutlich abgestraft.

Groucho schrieb:Interessant, woher weißt du, dass sie dafür abgestraft wurden?

Die Analysen geben diese Interpretation jedenfalls nicht unbedingt her:



Ob das Thema für Viele ausschlaggebend war wird nicht klar, zumindest unter den häufigsten Antworten findet man es allerdings nicht.

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Grafikquellen:
https://www.tagesschau.de/wahl/archiv/2024-06-09-EP-DE/index.shtml
https://www.tagesschau.de/wahl/archiv/2024-06-09-EP-DE/umfrage-lebensverhaeltnisse.shtml

sacredheart schrieb:Die Grünen haben so stark verloren, dass ein weiteres Abrutschen um gleich viele Prozentpunkte deutlich unter 5% führen würde.

Die Europawahl 2019 stand im Fokus der Klimabewegung. Da haben sich noch mehr Menschen dafür interessiert.

Mit Corona und Russlands Krieg sind andere Themen in den Vordergrund gerutscht,

Die Kernwählerschaft ist weiterhin da - bei der SPD eher fallend.

sacredheart schrieb:Die Frage ist aber: Werden sie daraus etwas lernen oder auf Neuverschuldung und ideologischer Politik beharren?

Ich denke die Grünen haben deutlich mehr Wähler verloren, weil sie eben nicht auf ihren Standpunkten beharrt haben. Mir fällt es jedenfalls zunehmend schwerer mich für die Grünen einzusetzen. Vielleicht wechsel ich zu Volt?

paxito schrieb:Ich denke die Grünen haben deutlich mehr Wähler verloren, weil sie eben nicht auf ihren Standpunkten beharrt haben. Mir fällt es jedenfalls zunehmend schwerer mich für die Grünen einzusetzen. Vielleicht wechsel ich zu Volt?

https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/gruene-europawahl-100.html

Hier findet man die Wählerwanderung.

560.000 Wähler zur CDU, 30.000 zur FDP, 50.000 zur AFD und auch diejenigen, die zu BSW gewechselt sind haben das sicherlich alle nicht getan, weil sie von den anderen Parteien mehr Kompromisslosigkeit im Klimaschutz erwarten. Warum 500.000 Grünenwähler jetzt nicht wählen waren? Ick weisset nisch.

O.g. Wechselwähler haben sicherlich unterschiedlich Gründe. Es wird aber sicher niemand von CDU, FDP oder FDP konsequentere Grünenpolitik erwartet haben.

Insofern legt die Wählerwanderung eher nahe, dass ein Beharren auf ideologischer Politik eher nicht die Richtung umkehren wird.

Den Wählerverlust zum BSW würde ich im Wesentlichen dem Thema 'Tschüss Pazifismus' zuordnen. Friedensbewegte wollen keine Panzer-Toni im Fleckentarn.

Besonders bemerkenswert finde ich, vor 5 Jahren Grün und jetzt AFD gewählt zu haben. Wie kommt man auf so was? Da tippe ich am Ehesten auf Jungwähler, die wenig ideologische Scheuklappen haben.

sacredheart schrieb:560.000 Wähler zur CDU, 30.000 zur FDP, 50.000 zur AFD und auch diejenigen, die zu BSW gewechselt sind haben das sicherlich alle nicht getan, weil sie von den anderen Parteien mehr Kompromisslosigkeit im Klimaschutz erwarten.

Wenn du eigentlich für einen konsequenten Umweltschutz bist, aber in anderen Themen nicht unbedingt auf Grünenlinie liegst (sagen wir mal beim Thema Identitätspolitik z.B.) dann kannste jetzt auch gleich die CDU wählen. In Sachen Umweltschutz ist der Unterschied durch den Pragmatismus der Grünen praktisch nicht mehr zu erkennen.

sacredheart schrieb:Warum 500.000 Grünenwähler jetzt nicht wählen waren? Ick weisset nisch.

Warum nur, warum? Und warum die Verluste zu Linken und BSW? Du glaubst doch nicht ernsthaft das die Grünen mit "mehr CDU wagen" irgendwo nen Blumentopf gewinnen würden? Da könnten die sich gleich beerdigen.

paxito schrieb:Warum nur, warum? Und warum die Verluste zu Linken und BSW? Du glaubst doch nicht ernsthaft das die Grünen mit "mehr CDU wagen" irgendwo nen Blumentopf gewinnen würden? Da könnten die sich gleich beerdigen.

Nein, aber das Portfolio der Grünen ist ja (wie bei allen Parteien, vielleicht noch mehr als bei älteren Parteien) ein bisschen heterogen und auch historisch gewachsen.

Ich vereinfache mal: Klimaschutz (!), Atomkraft nein danke, Pazifismus (bis vor Kurzem), bunte Gesellschaft, sehr offene Tür der Asylpolitik, Genderkram, Feminismus, Soziales (ohne es sehr zu betonen), viel Staat bis ins Private hinein. In der Wirtschaft haben die Grünen ein breites Spektrum: Von Betonsozialisten bis hin zu ALG II MIterfindern ist da Vieles vertreten.

Nicht für jeden Grünen Stammwähler sind alle diese Aspekte gleich wichtig. So wie erst recht für jeden Wechselwähler.

Die Grünen müssten schauen: Welches Stück Tafelsilber verscheucht die meisten Wähler? Das werden ja nicht alle Punkte gemeinsam sein.

Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.

sacredheart schrieb:Ich vereinfache mal: Klimaschutz (!)

Ne, Umweltschutz, gerade wenn du an Ursprünge erinnern willst. Aber der Klimawandel hat diese Partei tatsächlich von einer ~5% Randgruppe zu einer Partei mit Kanzlerambitionen gemacht - keine Frage. Und genau da müssen die Grünen dann eben auch liefern. Wobei sie auch auf anderen Kernfeldern Selbstaufgabe betreiben - etwa bei der EU Asylrechtsreform.

sacredheart schrieb:Die Grünen müssten schauen: Welches Stück Tafelsilber verscheucht die meisten Wähler?

Nein, die Grünen müssen erstmal ihre eigenen Grundlagen klären. Mit Ein bissl "Genderkram" und feministischer Außenpolitik wird das nichts. Und die Grünen wählt man wegen Umwelt, meinetwegen wegen Klima. Wenn sie da nicht liefern, werden sie nicht gewählt.

sacredheart schrieb:Die Grünen müssten schauen: Welches Stück Tafelsilber verscheucht die meisten Wähler?

Was die einen verscheucht, zieht die anderen an. Die Grünen werden jedenfalls nicht ernsthaft bei Austeritätsfans Stimmen fischen. Dir muss die Politik der Grünen ja nicht gefallen, aber die Idee die müssten einfach CDU 2.0 machen ist doch Mumpitz.
Wo die FDP beim Festhalten an Grundsätzlichen übertreibt, sind die Grünen zu schnell dabei es allen Recht machen zu wollen.

paxito schrieb:Aber der Klimawandel hat diese Partei tatsächlich von einer ~5% Randgruppe zu einer Partei mit Kanzlerambitionen gemacht - keine Frage. Und genau da müssen die Grünen dann eben auch liefern. Wobei sie auch auf anderen Kernfeldern Selbstaufgabe betreiben - etwa bei der EU Asylrechtsreform.

@paxito

Klimaschutz ist ein sehr wichtiges Thema. Der Klimaschutz hatte aber vor einigen Jahren noch eine zusätzliche Komponente. Er war eine Modewelle, ohne damit das Thema diskreditieren zu wollen. Das war die Zeit von FFF. Jugendliche waren dadurch mobilisert und deren Eltenr zum Teil auch 'Ist ja süß, die engagieren sich und dann noch für ne gute Sache'.

Jugendmoden sind aber kurzlebig. Das damalige Interesse kommt nicht in gleicher Gestalt zurück, ohen dass das Thema an sich unwichtiger geworden wäre. Nächste Generationene (da reden wir bei Jugendlichen von 2-3 Jahrgängen) wollen sich auch von ihren Vorgänger abheben. Das geht nicht, indem man das Gleiche tut.

EInige haben das Vorbild aufgenommen und viel extremer geworden, die Klimakleber. Das ist aber nur eine echte Minderheit junger Menschen.

In der Hinsicht 'eine Welle auslösen' ist Klimaschutz auch nicht anders als der Zauberwürfel. 3 Jahre später ist das relativ uncool. Sogar Greta hat das Geschäftsmodell gewechselt und macht jetzt in Antisemitismus.

Daher müssen die Grünen damit leben, dass Klimaschutz nicht wieder 20 % bringen wird.

sacredheart schrieb:Klimaschutz ist ein sehr wichtiges Thema. Der Klimaschutz hatte aber vor einigen Jahren noch eine zusätzliche Komponente. Er war eine Modewelle, ohne damit das Thema diskreditieren zu wollen.

Ja, das war so - andere Themen haben das etwas verdrängt. Ukrainekonflikt, Palästina-Israel. Dann gab es auch einfach einen Backslash, angetrieben nicht nur von Klimawandelleugnern, sondern auch von der genialen Protestkultur der Letzen Generation u.ä. - sehen wir ganz ähnlich.

sacredheart schrieb:Jugendliche waren dadurch mobilisert und deren Eltenr zum Teil auch

FFF hat alle möglichen Gruppen mobilisiert, nicht nur Eltern und Jugendliche. Ohnehin ist es in diesem Land ziemlich wumpe wie die Jugend wählt, wegen der Demographie. Mit einer Jugendmode erreicht man auch in Umfragen keine 20%, auch keine 10%.

sacredheart schrieb:In der Hinsicht 'eine Welle auslösen' ist Klimaschutz auch nicht anders als der Zauberwürfel. 3 Jahre später ist das relativ uncool.

Naja, ich bin mir schon recht sicher, dass der Klima- und Umweltschutz uns schneller wieder einholen wird, als uns lieb ist. Die Möglichkeiten da den akuten Handlungsbedarf auszublenden werden immer kleiner. Aber gut, vielleicht unterschätze ich auch die Dummheit der Menschen.

sacredheart schrieb:Daher müssen die Grünen damit leben, dass Klimaschutz nicht wieder 20 % bringen wird.

Dann ist das so. Dafür gibt es ja Demokratie. Im Moment könnten die Grünen aber nicht mal glaubhaft in Anspruch nehmen, für Umwelt-/Klimaschutz zu stehen. Tut mir Leid, dafür sind sie zu oft bei diesen Themen eingeknickt.