Beschneidung erlauben oder verbieten?
19.05.2021 um 13:17Nochmal vorneweg: ich schreibe als Betroffener, zwar nicht aus religiösen Gründen, sondern aufgrund der Scheindiagnose Phimose.
Warum Scheindiagnose? Ganz einfach: auch heute beziehen sich noch viele Ärzte auf eine Untersuchung eines gewissen Kinderarztes Dr. Gairdner (1949). Dieser fand heraus, dass 90% aller Dreijährigen bereits eine zurückziehbare Vorhaute haben.
Neuere sich deckende Untersuchungen von Oster (Dänemark), Agarwal (Indien), Kayapa (Japan) belegten, dass eine zurückziehbare Vorhaut selbst beginnenden Teenager-Alter noch über 50% der Kinder haben.
Ergänzend dazu der Nürnberger Kinderarzt Dr. Maximilian Stehr: "Nur 0,5% - 1,6% aller Kinder haben eine behandlungsbedürftige Vorhaut".
Trotzdem schreibt u.a. sogar noch die Berliner Charitè das veraltete Wissen auf ihrer Homepage: LINK
Leider sind die Studien medizinisch gesehen erst einen Furz an Zeit her und es dauert und dauert und dauert bis neue Erkenntnisse übernommen werden. Hier bedarf es einer allgemeinen Aufklärung.
Immerhin gibt es seit 2017 eine neue Leitlinie für Phimose-Behandlungen von der DGKCH:https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/006-052l_S2k_Phimose-Paraphimose_2017-12_01.pdf
So solle nur noch behandelt werden, wenn ein Kind gravierende Probleme mit der Phimose/verklebten Vorhaut hat.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist es unbestritten, dass die Grundfunktion (Kinder bekommen) in den meisten Fällen nicht eingeschränkt wird - angenommen, dass meiner mal ein statistisch negativer Ausreißer sei.
Was jedoch auch unbestritten ist, dass eine Vielzahl an Empfindungen irreversibel verloren geht: Meissner-Tastkörperchen, Keratinisierung der Eichel, Empfindlichkeit der inneren Vorhaut, Frenulum. Das ist auch in mehreren Studien bestätigt (wen es interessiert: z.B. Sorrells-Studie 2007). Alleine dieser Fakt spricht in unserer sexuell aufgeklärten freien Zeit schon dafür, Beschneidungen nicht durchzuführen. Jeder Mensch hat es verdient, seine Sexualität frei leben und empfinden zu dürfen und nicht nur funktionieren zu müssen.
Dementsprechend stimmt diese Aussage schlichtweg nicht:
https://taz.de/Beschneidung-mit-18/!5084054/
Dann kommen wir zu dem persönlichen Empfinden:
- Ich hätte mir es sehr gewünscht, dass ein Gesetz existiert, das mich schützt und mich nicht zu einem hilflosen, ausgelieferten Objekt degradiert, das mich einen jahrelang folgenden Vertrauensverlust aussetzt - zusammen mit Hemmungen mich 20 Jahre lang, dem anderen Geschlecht zu nähern aus Scham.
- Ich bin überzeugt, dass es viel, viel, viel mehr solche Fälle wie mich gibt; warum redet niemand: Männliches Rollenverständnis, immer können zu müssen; Scham über seine Sexualität zu sprechen; Kultureller Druck in der Peer-Group (Muslime), nicht möglicher Vergleich; wenn man dann mal den Mut zusammennimmt, im besten Fall relativierende Sprüche wie "Stell dich nicht so an!" "XY ist doch auch beschnitten!" "Spinn nicht so rum!" "Das bildest du dir nur ein!" "Bei der Hälfte der Welt ist das doch auch kein Thema!" und und und... Da schweigt man dann lieber!
- Bis heute habe ich es nicht verstanden, warum der Mensch allgemein so Richtung Sexualität strebt und das unbedingt haben will... für mich ist es nur Arbeit: Ich muss mich psychisch immer wieder TOTAL anstrengen, um überhaupt in Richtung Orgasmus zu kommen (letztes Mal war 20 Minuten Hand- + Mundarbeit meiner Freundin nötig; von normalem Geschlechtsverkehr rede ich gar nicht)
- Durch eine Komplikation der Beschneidung (Hautbrücke: Googelt es, wenn es euch nichts sagt) bin ich häufig wund, habe Risse, was Schmerzen bei allem Sexuellen verursacht
Thema Religion:
Widerlich, was die immer noch für eine Lobby hat. Eine Beschneidung des Säuglings muss immer noch ohne Betäubung stattfinden. Cremes, die zur Linderung verwendet werden, sind hierfür nicht zugelassen (Infektionsgefahr). Wenn man schon mal ein Video gesehen hat, wie verzweifelt und durchdringend solch ein Baby während der OP vor Schmerz brüllt, frage ich mich, wie man als Eltern seinem Kind so etwas antun kann - Religion hin oder her. Das Problem ist: ein Verbot würde hier nichts bringen, da muss Aufklärung innerhalb der Gemeinschaft her.
Mehr dazu bei Interesse in den Folgetagen!
Warum Scheindiagnose? Ganz einfach: auch heute beziehen sich noch viele Ärzte auf eine Untersuchung eines gewissen Kinderarztes Dr. Gairdner (1949). Dieser fand heraus, dass 90% aller Dreijährigen bereits eine zurückziehbare Vorhaute haben.
Neuere sich deckende Untersuchungen von Oster (Dänemark), Agarwal (Indien), Kayapa (Japan) belegten, dass eine zurückziehbare Vorhaut selbst beginnenden Teenager-Alter noch über 50% der Kinder haben.
Ergänzend dazu der Nürnberger Kinderarzt Dr. Maximilian Stehr: "Nur 0,5% - 1,6% aller Kinder haben eine behandlungsbedürftige Vorhaut".
Trotzdem schreibt u.a. sogar noch die Berliner Charitè das veraltete Wissen auf ihrer Homepage: LINK
Leider sind die Studien medizinisch gesehen erst einen Furz an Zeit her und es dauert und dauert und dauert bis neue Erkenntnisse übernommen werden. Hier bedarf es einer allgemeinen Aufklärung.
Immerhin gibt es seit 2017 eine neue Leitlinie für Phimose-Behandlungen von der DGKCH:
So solle nur noch behandelt werden, wenn ein Kind gravierende Probleme mit der Phimose/verklebten Vorhaut hat.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist es unbestritten, dass die Grundfunktion (Kinder bekommen) in den meisten Fällen nicht eingeschränkt wird - angenommen, dass meiner mal ein statistisch negativer Ausreißer sei.
Was jedoch auch unbestritten ist, dass eine Vielzahl an Empfindungen irreversibel verloren geht: Meissner-Tastkörperchen, Keratinisierung der Eichel, Empfindlichkeit der inneren Vorhaut, Frenulum. Das ist auch in mehreren Studien bestätigt (wen es interessiert: z.B. Sorrells-Studie 2007). Alleine dieser Fakt spricht in unserer sexuell aufgeklärten freien Zeit schon dafür, Beschneidungen nicht durchzuführen. Jeder Mensch hat es verdient, seine Sexualität frei leben und empfinden zu dürfen und nicht nur funktionieren zu müssen.
Dementsprechend stimmt diese Aussage schlichtweg nicht:
kleinundgrün schrieb:Bei der Entfernung der Vorhaut ist - meines Wissens - in den allermeisten Fällen, keine Einschränkung vorhanden.Einer, ders vergleichen kann:
https://taz.de/Beschneidung-mit-18/!5084054/
Dann kommen wir zu dem persönlichen Empfinden:
- Ich hätte mir es sehr gewünscht, dass ein Gesetz existiert, das mich schützt und mich nicht zu einem hilflosen, ausgelieferten Objekt degradiert, das mich einen jahrelang folgenden Vertrauensverlust aussetzt - zusammen mit Hemmungen mich 20 Jahre lang, dem anderen Geschlecht zu nähern aus Scham.
- Ich bin überzeugt, dass es viel, viel, viel mehr solche Fälle wie mich gibt; warum redet niemand: Männliches Rollenverständnis, immer können zu müssen; Scham über seine Sexualität zu sprechen; Kultureller Druck in der Peer-Group (Muslime), nicht möglicher Vergleich; wenn man dann mal den Mut zusammennimmt, im besten Fall relativierende Sprüche wie "Stell dich nicht so an!" "XY ist doch auch beschnitten!" "Spinn nicht so rum!" "Das bildest du dir nur ein!" "Bei der Hälfte der Welt ist das doch auch kein Thema!" und und und... Da schweigt man dann lieber!
- Bis heute habe ich es nicht verstanden, warum der Mensch allgemein so Richtung Sexualität strebt und das unbedingt haben will... für mich ist es nur Arbeit: Ich muss mich psychisch immer wieder TOTAL anstrengen, um überhaupt in Richtung Orgasmus zu kommen (letztes Mal war 20 Minuten Hand- + Mundarbeit meiner Freundin nötig; von normalem Geschlechtsverkehr rede ich gar nicht)
- Durch eine Komplikation der Beschneidung (Hautbrücke: Googelt es, wenn es euch nichts sagt) bin ich häufig wund, habe Risse, was Schmerzen bei allem Sexuellen verursacht
Thema Religion:
Widerlich, was die immer noch für eine Lobby hat. Eine Beschneidung des Säuglings muss immer noch ohne Betäubung stattfinden. Cremes, die zur Linderung verwendet werden, sind hierfür nicht zugelassen (Infektionsgefahr). Wenn man schon mal ein Video gesehen hat, wie verzweifelt und durchdringend solch ein Baby während der OP vor Schmerz brüllt, frage ich mich, wie man als Eltern seinem Kind so etwas antun kann - Religion hin oder her. Das Problem ist: ein Verbot würde hier nichts bringen, da muss Aufklärung innerhalb der Gemeinschaft her.
Mehr dazu bei Interesse in den Folgetagen!