McMurdo schrieb:Zumal es sich ja auch fast vollständig rückgängig machen lässt.
Immerhin schreibst du "fast". Du hast ja viel dazu geschrieben, dein Versuch den Vorwurf der Irreversibilität zu entkräften. Fakt bleibt aber, die Vorhaut ist weg. Die wächst auch nicht nach. Da kann man noch soviel die verbliebene Haut dehnen oder Plastiken ankleben. Das ist alles nicht die Vorhaut, die ist weg. Und "In Zukunft könnte man evtl." ist, erstmal, reine Phantasie.
Es lässt sich nicht rückgängig machen.
Das es übrigens Menschen gibt, die es ungeschehen machen wollen, zeigt auch auf, daß die Beschneidung nicht mit Ritualen wie zB der Taufe vergleichbar ist.
Ein Außenstehender wird nicht sehen aus welchen Gründen jemand beschnitten wurde. Aber der Betroffene weis es. Selbst wenn er später eine andere oder keine Religion wählt, die Beschneidung wird im immer wieder daran erinnern, daß er das Symbol einer Religion trägt und dieses auch nicht wieder los wird. Und das nennen die Befürworter freie Wahl?
Achja, Kindeswohlgefährdung durch Ausgrenzung. Dazu hatte ich schon was geschrieben aber wird ja ignoriert. Also schreibe ich es jetzt etwas dramatischer, um die Bereitschaft, sich damit mal auseinander zu setzen, zu erhöhen.
Die Befürworter wollen also den Rest damit erpressen, daß sie, wenn sie die Kinder nicht beschneiden dürfen, die Kinder psychisch durch Ausgrenzung und Mobbing quälen.
Obwohl diese "Kindeswohlgefährdung" durch die Befürworter praktiziert wird, wird natürlich den Gegnern die Verantwortung dafür zugeschoben.
Die Kindeswohlgefährdung durch das eigene diskriminieren der Kinder wird dann auch noch als schlimmer dargestellt als die Gefährdung des Kindes durch einen unnötigen Eingriff bei kleinen Kindern. Anderen den Splitter im Auge vorhalten aber den Balken im eigenem Auge nicht sehen wollen.
Achja, weitere Argumentation: In anderen Ländern... . "Hey, wenn die das machen muß das aber doch richtig sein.", tolles Argument, zumal man (bewusst?) die Frage nach dem "Warum" erst gar nicht anspricht. Also Argumentiert man mit "Emotionen", man hat offenbar erkannt, daß man auf sachlicher Ebene keine Argumente mehr hat. Deshalb kommt dann auch so was wie "wenn es so viele machen kann es nicht falsch sein", da wären wir dann bei den Fliegen und der ........ . Zumal auch wieder die Frage nach dem "Warum" außen vor gelassen wird obwohl die Frage von anderen angeritzt wurde. Aber anstatt sich damit zu beschäftigen, wird es einfach abgewürgt. Argumente fehlen, man versucht es jetzt mit dem "Ellbogen".
neugierchen schrieb:Der Staat darf sich ins Erziehungsmonopol der Eltern einmischen, aber klar definiert. Kinder werden nicht für den Staat geboren sondern Eltern erziehen sie nach ihren Normen
Es gibt nach wie vor Eltern, die ihre Kinder zB mit dem Gürtel erziehen wollen. Es gibt auch genug Menschen die dies befürworten. Erlaubt?
Es gibt Eltern, die mit dem Schulsystem unzufrieden sind und ihre Kinder deshalb lieber nicht in die Schule schicken wollen. Erlaubt?
Man könnte die Liste jetzt noch weiterführen, es geht nur darum, daß Eltern eben nicht frei über die Erziehung entscheiden können. Das wohl des Kindes wird immer über die Rechte der Eltern gestellt. Und bei der Beschneidung?
Noch was: Bei der weiblichen Beschneidung wird (bewusst?) immer das extrem Beispiel einer alten Frau in einer Strohhütte, in der einem kleinen Mädchen unter starken Schmerzen mit einer Glasscherbe das halbe Geschlechtsteil herausgeschnitten wird, genommen. Bei der männlichen Beschneidung wird dann das andere Extrem, ein dünnes Häutchen wird nur eben angeritzt und fertig, dem entgegen gesetzt.
Ich sage: Es wird ganz bewusst nicht die einfache Beschneidung bei Mädchen der einfachen Beschneidung bei Jungen entgegen gesetzt. Es wird ganz bewusst mit den extremen Formen bei Mädchen und der Leugnung der extremen Formen bei Jungen argumentiert. Warum? Weil sonst jeder sieht, daß bei der weiblichen Beschneidung alles ohne wenn und aber verboten wurde. Keine Diskussion was nun als leicht zu deuten ist oder nicht. Auch die religiöse oder gesellschaftliche Bedeutung der weiblichen Beschneidung für die, vom Verbot betroffenen, wurde dem Wohl des Kindes untergeordnet. Oder gibt es Ausnahmen bei dem Verbot der weiblichen Beschneidung? Bei der männlichen Beschneidung argumentiert man aber plötzlich ganz anders. Nach der Argumentation bei der männlichen Beschneidung müsste auch die weibliche Beschneidung hier und da erlaubt bleiben. Ist es so?
Deshalb wird sich auch derart gegen die Verwendung des Begriffes "Verstümmlung" bei der männlichen Beschneidung gewährt. Man muß es verharmlosen und um jeden Preis verhindern, daß die Argumente bei den Mädchen auch bei den Jungs gelten.
Eine politische Initiative, die darauf wirkt, daß zumindest langfristig auch die männliche Beschneidung im Kindesalter weg fällt, gibt es nicht. Nicht nur im Inland gibt es Gruppen, die dagegen wirken, auch der Druck aus dem Ausland schüchtert die Verantwortlichen ein. Also lässt man es lieber so, wie es immer war.
PS: Ich hoffe, daß jetzt nicht Eltern, nach dem Motto "gleiches Recht für alle", anfangen ihre Kinder mit Gürteln, Teppichklopfern oder anderes zu schlagen, weil sie als Eltern am besten wissen, wie sie ihre Kinder erziehen und es zum wohle des Kindes ist. Bloß weil es in vielen anderen Ländern vielleicht normal ist, muß Kindesmisshandlung als Erziehungsmethode in Deutschland nicht erlaubt werden noch ist "Kinder schlagen" deshalb richtig. Wer die argumentativen Parallelen zur Beschneidungsdiskussion nicht sieht (oder sehen will) der tut mir nur leid.