VanDusen schrieb:Man kann zugleich ein true believer sein und sein Handwerk verstehen
Aber nicht in dem spezifischen Fall, in dem Message und Handwerk sich gegenseitig ausschließen. Wenn die Message ist "Frauen können alles, und das meiste davon auch noch besser als Männer, Qualitätsanforderungen sind ein patriarchales Instrument um junge, clevere Frauen kleinzuhalten weil die alten weißen Männer Angst vor ihrer dynamischen Frauenpower haben, und wer eine Frau auch nur in Frage stellt ist ein böser Sexist und vollkommen untragbar" hast du
natürlich keinen Bock mehr, da irgendwas zu überprüfen.
Stell dir doch mal die Situation vor: die Grünen(vertreter) verkaufen ja jetzt noch, nachdem das alles hochgekommen ist, die ganze Sache als aufgebauschte Medienkampagne, betrieben wahlweise von verkalkten Frauenhassern, Internet-Nazis, der "Springerpresse" oder gleich ausländischen Agenten aus Russland oder der Türkei. Die offizielle Linie ist
immer noch "Lapalien, wer auch nur drüber spricht ist ein Spalter usw." Das ist ihr
Außenbild, also schon die maximal entschärfte Version. Stell dir einfach vor, was
vor diesen ganzen Enthüllungen passiert wäre, wenn das jemand intern, im "Vertrautenkreis" geäußert hätte. Der hätte direkt gehen können.
Und es kommt ja noch dazu, dass nach Presseberichten (war auch hier im Thread) der "engste Kreis" um Baerbock ja im Wesentlichen aus ihrem Ehemann und einer Handvoll langjährigen Wegbegleitern besteht. Die sind zum Einen natürlich nicht objektiv, zum Anderen waren sie eben auch schon Jahre dabei und haben sowieso ihr Selbstbild mit dem Idealbild von Baerbock verwoben. Niemand will sich als die Person sehen, die jahrelang eine Hochstaplerin hoffiert hat.
Wie vorhin im Presseclub ein Journalist meinte: deswegen nimmt man sich ja im professionell gemanagten Wahlkampf ein "Red Team" zur Hand, das brutal und ohne persönliche Befindlichkeiten die Vita des Kandidaten seziert, um politischen Gegnern zuvorzukommen.