abberline schrieb:Das behauptest Du, weil es Dein Ding ist. Kaum jemand braucht Video und Ton als Hauptfach, ich kenn viele junge Leute, die sich weder für Film, Fernsehen oder youtube interessieren, aber eine gute Rechtschreibung, Grammatik etc benötigen, man glaubt es kaum. Bei Dir kommt es manchmal rüber, als ginge ohne audiovisuelle Medien nix.
Und du lernst gute Rechtschreibung und Grammatik im Deutschunterricht jenseits der Klasse 7?
Es gibt schlichtweg mehr junge Leute, die Medienkram benötigen als Leute, die Gedichte einordnen müssen. Das wirst du doch wohl nicht abstreiten, oder? Es gibt immer mehr image videos, youtube produktionen, webserien, professionelle instagram kanäle (auch dafür muss man rudimentäre ahnung von bildgestaltung haben), musikvideos usw.
Du machst dir nicht ganz klar, was da alles dranhängt. Das ist eine Zukunftsbranche, das werden viel mehr jugendliche irgendwann brauchen, als den deutschunterricht. Ja sogar mehr, als eine vernünftige Rechtschreibung.
Das hat mit mir nix zu tun. Ich kann kein editing. Ich weiß nur, wie leicht du damit einen job findest und das das für die leute, die ich kenne, die geisteswissenschaften machen nicht so einfach war. Auch germanistik. Wenn die nicht gerade lehrer geworden sind, dann mussten die sich schon umgucken.
sacredheart schrieb:Irgendwie niedlich. Ich kenne mehrere Leute, die mal ähnlich argumentiert hatten. Da waren die aber in der 5. Klasse und haben mittlerweile verstanden, dass da ziemlich kurzsichtig gedacht ist. 'Ich wert jutuber' funktioniert ja nun mal nicht für die Meisten.
Wer einen Text nicht interpretieren kann, wird eben einen text auch nicht kritisch bewerten können. Wer eine sehr basale Sprache spricht, wird auch nix. Und falls jemand wirklich beabsichtigt, mal eine Karriere zu machen, dann gehört Allgemeinbildung dazu, wenn diese Karriere nicht bei RTL II enden soll. Dann sollte man schon wissen, dass Theodor Fontane nie im Dschungelcamp war, dass ein Äquator nicht das Ding ist, das Mutti im Bett hat und laut brummt und dass Dividieren nichts Unanständiges ist.
Ui, das kann ich auch: Wer keine Bilder gestalten kann, der lernt eine ganze Art zu denken nicht. Es ist unmöglich z.B. in der wirtschaft powerpoint präsentationen anzufertigen, wenn man kein editing gelernt hat. Auch im Wissenschaftsbereich muss man seine Daten ja gestalten, auch dabei hilft editing. Auch wenn man musik macht, findet da natürlich der 'schnitt im kopf' statt um die einzelnen teile zusammenzusetzen.
Auch in der werbebranche sollte man etwas von pacing verstehen. Ohne editing könnte unsere moderne gesellschaft gar nicht funktionieren, darum muss das jeder lernen!
Was ich dir damit sagen will: Das sind reine bullshitbegründungen, sowohl beim editing als auch bei der textanalyse. Durch deutschunterricht lernt keiner textanalyse, darum können das viele Deutsche auch nicht. Dass man mit der fähigkeit zur textanalyse den deutschunterricht verteidigen will ist eine reine schutzbehauptung, genauso wie das, was ich oben über editing zusammengeschustert habe.
Du lernst nicht, besser texte zu verstehen, weil dich einer zwingt, ein buch zu lesen. Auch nicht, wenn du dir merkst, dass ein gedicht aus der oder der epoche kommt. So funktioniert bildung einfach nicht.
sacredheart schrieb:Auch das ist falsch. Vor einigen Jahren wurden die Kriterien für das Medizin Studium überarbeitet und zwar mit der Fragestellung: Ist der bessere Schüler auch der bessere Arzt? Als Marker hat man erst mal verwendet: Wird der Studienanfänger überhaupt Arzt? Und da hat sich gezeigt, dass die sehr guten Schüler tatsächlich signifikant häufiger ihr Studium abgeschlossen hatten, als diejenigen, die übers Auswahlgespräch reinkamen und dabei irgendwie niedlich wirkten.
Wer bei den ohnehin denkbar niedrigen Anforderungen, die Schulen heute noch haben, schon einnässt, wird auch in der Zukunft nicht erfolgreich.
Und der, der die süßesten Smileys in ein Video bringt, baut vielleicht hinterher nicht unbedingt das bessere Flugzeug.
Ansonsten kommt unsere Gesellschaft gerade ja denen schon entgegen, die in der Schule nur Singen und Klatschen hatten, in dem die Sprache erst mal mit Sternchen, später dann mit Herzchen und kotzenden und fickenden Smileys, entstellt wird.
Also hat man das nicht getestet, ob der bessere schüler der bessere arzt ist. Man hat geschaut, wer sein studium abbricht und wer nicht.
Wir wissen, dass sozial schwache schüler schlechtere noten haben. Und dass sie häufiger aus nicht-Leistungsbezogenen Gründen ihr Studium abbrechen. Da sind die obigen ergebnisse relativ klar. Ob die, die das Studium durchziehen dann die besseren ärzte sind, weil sie besser im Bulimielernen waren und das durchgezogen haben, ist dann wieder eine andere Frage.