@bug Vorsicht viel Text
:DIch glaube dein Denkfehler besteht darin das du den Kommunismus als statisches, fest zu installierendes System betrachtest, der Kommunismus ist jedoch wie auch der Kapitalismus mehr eine gesellschaftliche Philosophie, die jedoch im Gegensatz zum Kapitalismus nicht mehr auf Akkumulation basiert, sondern auf möglichst effektiver Vernetzung. Was beim Kapitalismus im Kern die Akkumulation ist, ist die Verteilung im Kommunismus. Der Begriff "Enteignung" macht Kapitalisten Angst, jedoch ist das nicht berechtigt wenn man den Kommunismus im Verbund mit der Philosophie des Anarchismus sieht, bei dem es durchaus auch ein Privatbesitz gibt. Individualismus und Kollektivismus können nur durch eine Symbiose und zusammen funktionieren.
bug schrieb:1. Es müssten unendlich große Rohstoffvorkommen gefunden werden.
Dieser Punkt entspricht weit mehr dem Kapitalismus, der auf möglichst billige Förderung von einer ganzen Palette an Rohstoffen angewiesen ist damit Produktion und Konsum gedeckt sein müssen. Stell dir mal vor in unserer Energie und konsumdurstigen Gesellschaft fällt ein Rohstoff wie Erdöl aus.
Im Kommunismus wird man automatisch bedarfsorientierter werden, was braucht man wirklich und wie kann man das was vorhanden ist möglichst effektiv verteilen. Das wird die essentielle Frage in einer kommunistischen Gesellschaft sein.
bug schrieb:2. Die Technologie müsste soweit fortgeschritten sein, sodass alle Waren ohne menschliches zutun erstellt werden. Punkt 1 und 2 müssen erfüllt sein, sonst entsteht wieder normale Wirtschaft.
Technologie und eine fortschrittliche Infrastruktur sind tatsächlich essentiell, jedoch sind die Möglichkeiten schon recht lange gegeben, es wären nur noch die nötigen politischen, wie auch wirtschaftlichen Reformprozesse nötig (auch wenn man hier und da noch umdenken muss), die Energiewende wäre so ein Meilenstein. Die normale Wirtschaft wird auch mehr und mehr den Ausbau von Automatisierung fördern, da diese Form der Produktion weit effektiver ist, selbst im kapitalistischen Sinne, nur im Vergleich dazu würden im Kommunismus nicht einzelne Menschen die Produktionsmittel besitzen sondern der Betrieb, die Genossenschaft oder eben die ganze kommunale Ebene.
bug schrieb:3. Ihr müsstet eure Manifeste von Marx und co. alle verschmeissen und etwas klares und handfestes niederschreiben
Warum? Die Schriften (falls du sie mal gelesen hast und auch verstanden) sind noch immer zeitlos in der Hinsicht, man müsste sie nur in einigen Punkten aktualisieren, z.B. den technologischen Gegebenheiten anpassen, die den Kommunismus sogar noch weit realistischer machen als zur Zeit von Marx, der würde sagen das man heute der Sache weit näher gekommen ist als zur Zeit der Revolution in Russland wo kaum eine dafür nötige Infrastruktur vorhanden war und die Gesellschaft (da es noch keine weitverzweigte Kommunikation und Vernetzung gab) zentralisiert von einer politischen Elite und Partei geführt wurde, etwas das mehr und mehr obsolet wird in heutigen Zeiten. Politische und wirtschaftliche Instanzen haben nicht mehr die nötige Dynamik um angemessen reagieren zu können, gut vernetzte Menschen sind weit schneller und anpassungsfreundlicher als statische Parteien und Regierungen. Man bräuchte kein Manifest mehr, die Basis bilden keine Bücher, sondern gute Netzwerke, ein reibungsloser Austausch von Informationen und Gütern. Eine auf bedarf basierende Abstimmung von Produktion und Konsum.
bug schrieb:4. Ihr müsstet euch glaubhaft von allen früheren Experimenten mit dieses Gesellschaftsform distanzieren, das geht nur über Punkt 3 indem ihr die "Fehlinterpretationen" von diesen Werken nicht mehr ermöglicht.
Kein Kommunist und Anarchist der beide Prinzipen nicht nur verstanden hat, sondern auch erkannt hat wie sie funktionieren, wird vorherige Systeme wollen, Systeme die sogar gegen beide Prinzipen waren, ja so komisch es klingen mag aber in der DDR und auch UdSSR hatten es echte Kommunisten auch nicht leicht, manche wurden sogar verfolgt, da sie die Zentralisierung und Elite infrage gestellt haben. Diese "Experimente" waren fern vom Kommunismus und Sozialismus, es waren beabsichtigte, durch Eliten geführte autokratische Systeme die kein Interesse an der eigentlichen Dezentralisierung hatten. Ein Punkt in dem sich übrigens Kommunisten und Kapitalisten wie auch Anarchisten einig sind, gib der politischen Elite keine Macht, denn sie wird an ihr korrumpieren! Das ist doch mal toll, da sind sich alle einig oder? Dezentralisierung, Kooperation und Synthese heißt hier das Schlüsselwort
:)bug schrieb:5. Ihr müsstet es irgendwie schaffen die Mehrheit der Bevölkerung zu überzeugen. Wahrscheinlich geht das nur mit Gewalt.
Die Mehrheit der Bevölkerung will am Ende nur das ihre Grundbedürfnisse, kulturelle Teilhabe und etwas Lebensluxus (im vernünftigen Rahmen) gedeckt ist, das Interesse besteht darin das dem Volk bewusst wird das es keine politischen oder monopolistischen Instanzen braucht um angenehm leben zu können. Man braucht keinen mehr davon zu überzeugen das z.B. Großbanken, Großunternehmen, "volksnahe" Volksparteien, Regierungen und übermächtige Institutionen alle mehr und mehr versagen und den Überblick verlieren, sie ersticken an ihrer eigenen Macht und im Grunde mag sie keiner der auch nur im Ansatz vernünftig denken kann. Man braucht nicht mehr überzeugen wenn man die Konsequenzen des bestehenden Systems klar un deutlich beobachten kann, das ist ein Selbstläufer. Die Gefahr ist nur das die Menschen in Extreme oder Frustration verfallen können. Kommunismus basiert nicht auf Extremismus, es basiert auf Rationalismus. Dies ist der einzige Punkt wo man Menschen von überzeugen muss, sie müssen verstehen das alle bisherigen, staatssozialistischen Systeme absolut nichts mit dem Kommunismus zu schaffen hatten, im Gegenteil sie haben eine strenge Klassengesellschaft erschaffen. Diese Systeme wurden nur so mächtig weil es damals noch keine so ausgeprägte Informationstechnologie gab. Heute ist das möglich und auch realistisch.
bug schrieb:6. Jeder Mensch müsste von Geburt an von euch soweit manipuliert werden, dass er niemals das System infrage stellt.
Die Manipulation gibt es in jedem System schon von Geburt an, das ist ja das schlimme daran, die Manipulation muss beendet werden und durch eine verantwortungsbewusste Erziehung ersetzt werden, bei der die Menschen lernen selbstständig zu denken, Verantwortung füreinander zu übernehmen und auch etwas solidarischer zu werden, mehr ist nicht nötig. Keine Propaganda und Manipulation, denn erst die Manipulation zeigt einem das da eine Elite ihre Interessen durchsetzen will. Im Kapitalismus wird man statt Solidarität lernen die Ellenbogen zu nutzen. Da ich ein kommunistischer Anarchist bin bin ich für eine Symbiose aus Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Verantwortung (nenn es Teamarbeit mit ner kleinen Prise Kollektivismus). Im Prinzip unterscheidet sich die kommunistische Gesellschaft nur in einem Punkt vom Anarchismus, das Maß an Selbstbestimmung und Eigenverantwortung ist im Anarchismus deutlich höher als im Kommunismus. Daher fühl ich mich auch mehr mit der Philosophie des Anarchismus verbunden. Denn auch ich möchte etwas Privatbesitz, Eigenverantwortung und Selbstbestimmung haben, es darf nur nicht über den Interessen anderer Menschen stehen. Das ist eben wie in einer guten Freundschaft, bei der man auch lernt sich mal etwas zurückzunehmen aber sich nicht selbst aufgibt, sondern sich selbst und seine Freunde so liebt wie sie eben sind ohne etwas zu fordern. Das Fordern ist es was der Mensch ablegen sollte, denn das ist die Denkweise der Eliten dieser Welt.
bug schrieb:7. Jeder Mensch, der dennoch das System infrage stellt und ausnützt, müsste effektiv darin gehindert werden.
Weder in einem demokratischen Sozialismus und Kommunismus wäre dies nötig, wenn man etwas Anarchie zulässt. Das System darf nicht zum Selbstzweck verkommen, der Mensch muss also im eigenen Interesse Unstimmigkeiten ansprechen und auch ändern können, wenn sie auch im Interesse des Gemeinwohls sind. Sobald das "System" Menschen angreift die es infrage stellen, zeigt es schon das es nicht mehr im Interesse des Gemeinwohls agiert. Wie man auch am Zusammenbruch der DDR und UdSSR sehen konnte, diese Systeme haben zu viel gefordert und zu wenig gegeben, das war ihr Untergang. Das gilt für jedes System dieser Welt, völlig egal welchem politischen Lager es angehört.
Man kann den Menschen nicht durch Zwang in eine Form pressen, er muss lernen und das Generation um Generation. Kommunismus basiert wie auch der Anarchismus nicht auf Zwang, sondern Lernprozessen. Jeder kennt es, learning by doing, man kann noch so viel über die Theorie labern, doch wenn man dem Menschen zeigt wie es funktioniert und ihn mal machen lässt, wird er selbst merken was funktioniert und was nicht. Man muss ihm nur eine Chance geben, noch besser lernt man im Team und durch gemeinsame Projekte die man umsetzen möchte.
@kleinundgrün Absolut richtig erkannt, besonders mit diesem Punkt:
kleinundgrün schrieb:Du siehst, mit ein wenig Nachdenken und Engagement sind das alles lösbare Probleme.
Die Revolution ist kein Kampf auf den Straßen, es ist nichts anderes als ein Umdenken. Die wirkliche Revolution kann man nicht erzwingen, sie wird zum Bedürfnis eines Menschen. Die kleinste Form der Revolution ist es wenn sich ein Mensch eines Denkfehlers bewusst wird der ihm das Leben schwerer gemacht hat als es eigentlich ist. Der Geist der Revolution basiert auf den Idealen des Humanismus und will nicht ein System durch ein anderes austauschen das am Ende nicht anders ist, vielleicht sogar schlimmer. Revolution ist eine Emanzipation. Das System selbst kann man jedoch nur reformieren, wenn der Mensch das verstanden hat, dann sind wir ein großes Stück weiter gekommen. Dann gibt es neben technischen Fortschritten auch wieder gesellschaftliche
:)@WolkenleserinSo ist es!