aberdeen schrieb:Aber muss man sich damit nicht beschäftigen, damit sich das nicht wiederholen kann?
Ja das muss man unbedingt !
Es ist meiner Meinung nach besonders wichtig
die Muster zu erkennen, wie so etwas entsteht:
Ich bin im bestehenden Stalinismus aufgewachsen, war dadurch gezwungen, mich bewusst mit ihm auseinanderzusetzen. Das Ende des Faschismus war noch nicht lange vorüber, ich hatte persönlich noch mit jeder Menge Altnazis zu tun. Durch das Westfernsehen erlebte ich noch lange viele Altnazis in Amt und Würden, ihre Äusserungen und ihr Wirken.
Von Anfang an war mein sehnlicher Wunsch, nie so zu werden, wie ein Stalinist oder ein Nazi.
Ich habe beide gleichermaßen mit unverfrorenem Zynismus, Feigheit und Kriechertum verbunden, aber nie gleichgesetzt.
Nie, niemals das !
Es stimmt schon, dass die Idee des Kommunismus der großen Gefahr ausgesetzt ist, dass Menschen, die gar nicht dazu geeignet sind, Führungsrollen ergreifen.
Es ist ganz wichtig, dass sich jeder, der sich mit Ideen einer besseren Gesellschaft auseinandersetzt, dieser permanenten Gefahr ständig bewusst ist.
Man muss nachts geweckt werden können
und man muss auf Anhieb antworten: Wachsamkeit! Hinterfrage alles!
Die Gefahr, dass die Falschen führen, ist permanent überall gegeben.
Vor allem, wenn Gefühlsduselei im Spiel ist, wie im Nationalismus und Patriotismus.
Wenn Geld die Welt bestimmt, was spielt Eignung noch für eine Rolle?
Die Falschen sitzen an der Macht.
Insofern ist dieses Kapitel für mich unter dem Namen "Noch bestehende Vergangenheit" abgehakt.
Die Chance, dass es beginnen kann, dass Menschen die nicht dazu geeignet sind, keine Macht über Menschen erlangen können/dürfen, besteht nur bei einem Neuanfang.
Deshalb steht für mich als oberste Prämisse, dass Menschen, die nicht dazu geeignet sind,
keine Macht über Menschen erhalten dürfen.
Alles andere ist -mir- dem nachrangig.
Sollte es sich herausstellen, dass kein Mensch geeignet ist,
darf eben kein Mensch Macht über Andere haben - das muss sowieso das Ziel sein.
Alles Andere ist zwar auch wichtig, aber dem Nachrangig.
Zu dieser Überzeugung bin ich durch mein Leben gelangt.
Die anarchistische kollektivistische Idee kommt für mich dem am Nächsten.
Doch niemals darf sie aufhören, sich selbst ehrlich zu hinterfragen ! Sonst stirbt sie.