@Spartacus Wieso kann sich die USA sich nicht von Rassismus entgültig trennen?
Also eigentlich brauchen wir uns ja nichts vorzumachen: Wo Menschen unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlichen Wertevorstellungen und/oder unterschiedlichen religiösen Ansichten aufeinandertreffen gibt es und wird es leider auch immer Vorurteile und Rassismus geben. Egal wo auf dieser Welt. Genauso wenig wie man sich in der Türkei, in Österreich oder auf den Bahamas „endgültig“ von Rassismus trennen kann, wird man sich auch in den USA nie „endgültig“ davon trennen können. Ich hielt die Frage zunächst für eine rhetorische Frage, dann erhärtete sich jedoch mein Verdacht, dass der Diskussionsleiter diese wohl tatsächlich ernst gemeint hat ;-).
Wie oft hört man z.b. das weiße Polizisten hart gegen "verdächtige" Afro-Amerikaner vorgehen, und nicht selten kommt die Person ums Leben. Oder die Vorurteile gegen schwarze Amerikaner, wo ein Gesetzeshüter zu schnell zur Waffe greift.
Ich kann mir schon denken, worauf diese Frage abzielt und welche Message der Autor mitliefern will (eine Haltung, die sich auch in anderen Beiträgen von ihm findet): Der Rassismus in den USA ist vorrangig ein Problem der „weissen Amerikaner“. Demnach sind die USA ein Land von erzkonservativen, rassistischen, wildumherschießenden Cowboys, die alles abknallen und niederknüppeln, was nicht die gleiche Hautfarbe hat. Das „z.B.“ hätte man sich sparen können, oder? Dass der Diskussionsersteller dann noch einen wahrhaft grausamen Fall nennt, den er offenbar als repräsentatives Beispiel für den weitverbreiteten, tiefverwurzelten Rassismus in den USA sieht, untermauert meinen Verdacht.
Mal vielleicht kurz noch was zu dem Fall selbst, was ich als wissenswertes Detail empfinde: Der Täter Namens Zimmermann hatte eine peruanische Mutter! Ich glaube nicht, dass das dem Diskussionsleiter bekannt ist!? Wenn es in einem Beitrag zuvor bereits erwähnt wurde, einfach überlesen. Wollte mir nicht alle Beiträge durchlesen. Zu faul dazu!
Mittlerweile stellt sich heraus, dass Zimmermans Mutter aus Peru stammt und seine Verwandtschaft überaus bunt gemischt ist. Nach landläufiger Einschätzung gilt Zimmerman damit als Hispanic.
http://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Deutschland-Welt/Amerika-fuerchtet-rassistische-UebergriffeAlso stell ich mal ganz blöd eine Frage in den Raum: Welchen Rassismus haben wir denn jetzt? Ein tragischer Einzelfall des seit Jahren grassierenden ethnischen Konflikts zwischen Hispanics und Schwarzen, oder zählt man Halbperuaner Zimmermann dann doch eher zu den oben erwähnten rassistischen Problemweissen?
Es bringt glaube ich nichts, sich auf einen solchen Einzelfall zu beschränken. Es ist meiner Meinung nach ein Problem, welches in allen sozialen Schichten und in allen ethnischen Gruppe vorkommt. Selbst in den berüchtigten US-Gangs strotzt es nur so vor Rassismus. Mal ein Auszug von einem Blog-Artikel über Gangs in den USA von Johannes Boie:
Der Bundesbeamte erklärt mir detailliert die Unterschiede zwischen asiatischen, lateinamerikanischen, schwarzen und weißen Gangs in Los Angeles. Die Unterschiedung wäre in den USA grundsätzlich problematisch, weil hier Einteilungen nach “Race” als rassistisch gelten. Allerdings sind viele Gangs selber sehr rassistisch, so sei zum Beispiel von der Florencia 13, einer Latinogang bekannt, dass sie wahllos auf Schwarze geschossen habe, sagt der Beamte. Darauf angesprochen bestätigte der Gang-Reporter der Times, Sam Quinones, ironisch dass “die Gangs mehr ‘racial profiling’ machten, als die Polizei.http://blogs.sueddeutsche.de/schaltzentrale/2010/08/14/18-auf-der-stirn-und-noch-18-jahre-im-knast-gangs-3/ (Archiv-Version vom 20.05.2012)Nochmal: Rassismus hat unterschiedlichste Ursachen und es gibt ihn in allen Bevölkerungsgruppen, in allen sozialen Schichten. Es fängt mit banalen Vorurteilen an, die sich auch nur schon auf regionale Unterschiede beziehen können (etwa Schwaben, die pauschal Pfälzer nicht mögen ;-)) bis hin zu ethnischen Konflikten zwischen Asiaten, Schwarzen, Weissen und Hispanics in den USA. Die geschilderten Probleme in den USA zeigen mir nur eins, nämlich dass das Prinzip „Melting Pot“ wohl dann doch nicht so gut funktioniert wie man es sich gewünscht hätte und man sich daher ernsthaft die Frage stellen muss, wie man es in Zukunft erreichen kann solches Konfliktpotential gar nicht erst entstehen zu lassen.