Groucho schrieb:Glaubst du die Menschen haben vor Einführung des Mindestlohnes gern zu Scheißlöhnen gearbeitet, oder sind nicht auf die Idee gekommen, sich etwas bessere zu suchen?
Ich glaube der Mindestlohn ist immernoch ein "Scheißlohn". Egal, wie hoch er ist, er wird immer die untere Kante des Einkommensspektrums abbilden. Ich halte es für Augenwischerei. Kennst du viele Mindestlöhner, die seit der Einführung signifikant besser leben können? Die einzige Daseinsberechtigung liegt darin eine Distanz zum im internationalen Vergleich üppigen Bürgergeld zu schaffen.
Was die Vertragsfreiheit angeht: Es gibt durchaus Bereiche, wo befristete Verträge absolut üblich sind. Viele geringfügige Beschäftigungen sind befristet, häufig auch projektgebunden. Es ist viel schwieriger geworden unterjährig einzustellen. Auch bei bestimmten Qualifikationszielen sind kurzfristige Verlängerungen früher mal eine gängige Sache gewesen.
Wenn ich ein Projekt habe und einen Hiwi einstellen möchte, muss ich das für mindestens ein Jahr machen, auch wenn das Projekt vielleicht nur sechs Monate geht und ich nur die Gelder für diese Zeit habe. Wenn sich dann doch die finanziellen Mittel ergeben und ich ihn nach 12 Monaten für weitere 12 Monate verlängern möchte, kommt der Personalrat und erzählt was von Kettenbefristung. Die Situation habe ich selbst vor einigen Jahren erlebt, dass ein Vertrag nicht zu Stande kam, weil der Personalrat das halt doof fand, dass ich für drei Monate unterschreiben möchte während ich die Kohle echt dringend gebraucht hätte.
Ein weiterer Punkt, der dir sicherlich nicht gefallen wird, ist, dass man mit einem liberaleren Arbeitsrecht auch unproduktive Mitarbeiter leichter los wird. Ich habe schon so oft erlebt, dass langjährige Mitarbeiter sich einfach einen lauen Lenz machen, weil es viel zu teuer ist sie abzufinden. Die Arbeit muss dann halt von den Kollegen erledigt werden.