Von Langley nach LibyenDie CIA bildet womöglich schon seit Jahren Rebellen in Libyen aus. Der Oberbefehlshaber der Aufständischen-Armee soll lange im US-Exil gelebt haben - ausgerechnet in der Nähe des Hauptquartiers des US-Geheimdienstes.Der US-Geheimdienst ist übereinstimmenden Berichten in US-Medien zufolge in Libyen aktiv in den Bürgerkrieg verwickelt. Neben den bereits in Tripolis aktiven US-Agenten wurden in den vergangenen Wochen zusätzliche Mitarbeiter des Geheimdienstes eingeflogen. Wie viele es sind, ist aber unklar. Laut den anonym zitierten Quellen aus der US-Verwaltung sammeln sie für die Luftwaffen der westlichen Alliierten Informationen über mögliche Ziele. Zudem stehen sie in Kontakt zu den Rebellen – auch um sich über deren Zusammensetzung und Organisationsstrukturen klarzuwerden. Den Berichten zufolge hat US-Präsident Barack Obama der CIA zudem schon vor Wochen die schriftliche Erlaubnis gegeben, Waffen an die Rebellen-Armee zu liefern. Bislang sind angeblich aber noch keine Waffen geliefert worden.
Möglicherweise ist der US-Geheimdienst aber noch wesentlich aktiver. So soll der neue Oberbefehlshaber der Rebellenarmee, Oberst Khalifa Haftar, sehr gute Beziehungen zur CIA unterhalten. Erst vor kurzem ist er aus dem Exil in den USA in die Oppositionshauptstadt Bengasi zurückkehrt. Gelebt hat er angeblich in der Nähe des CIA-Hauptquartiers in Langley. Haftar galt im Exil als Chef der Untergrundbewegung Libysche Nationale Armee (LNA), die seit den 90er Jahren Gaddafis Regime bekämpft. Diese Anti-Gaddafi-Bewegung ist der militärische Ableger der in der Nationalen Front für die Rettung Libyens organisierten Exil-Opposition.
Die LNA-Kämpfer und ihr Anführer Haftar sollen in der Vergangenheit von den USA finanziert und ausgebildet worden sein, heißt es in einem Bericht des wissenschaftlichen Dienstes des US-Parlaments (CRS). Die Federation of American Scientists hat den Bericht veröffentlicht. Haftar gehörte demnach in jungen Jahren zur Armeeführung des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi. Oberst Khalifa Haftar desertierte Ende der 80er Jahre und schloss sich dann der libyschen Opposition an.
Schon seit Tagen wird immer wieder berichtet, dass die Rebellenführung über geheime Kanäle mit dem alliierten Kommando in Kontakt steht. Und dass über diese Drähte Informationen über Ziele und Zeitpunkt der Luftattacken ausgetauscht werden. Diese Berichte scheinen sich jetzt zu bestätigen. Die nötigen Kanäle stellt vermutlich die CIA bereit.
Bereits seit Wochen wird die Opposition von westlichen und arabischen Ländern unterstützt: Über die ägyptische Landgrenze und den Hafen der Oppositionshochburg Bengasi werden tonnenweise Nahrung, Trinkwasser, Medizin und Verbandsmaterialien ins Land geschafft.
Zudem ist aus Rebellenkreisen zu hören, dass auch Kisten mit leichten Feuerwaffen und Munition ankommen, ohne dass sich dies bestätigen lässt. US-Präsident Barack Obama hatte zugesagt, neben humanitärer Hilfe auch Kommunikationsausrüstung und Transportfahrzeuge zu liefern. Zu möglichen Waffenlieferungen an die Rebellen meinte er vage: „Ich schließe das nicht aus.“ Die UN-Resolution 1973 stehe der Rüstungshilfe nach US-Auffassung nicht entgegen, soweit die Bewaffnung dem Schutz der Zivilisten diene. China, Russland und Indien weisen diese Auslegung aber entschieden zurück.
Nationalrat hofft auf WaffenDie libysche Gegenregierung, der von Aufständischen gebildete Nationalrat, würde sich über eine derartige Hilfe freilich freuen. Dessen Sprecher Mahmud Shammam sagte: „Wir baten, uns wie auch immer zu helfen. Eine Möglichkeit ist, uns wirkliche Waffen zu geben.“
Die Nato, die am Donnerstag offiziell das Kommando des Libyen-Einsatzes übernommen hat, wird allerdings keine Waffen an libysche Rebellen liefern. „Wir sind dort, um das libysche Volk zu schützen, nicht um Leute zu bewaffnen“, sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Donnerstag bei einem Besuch in Stockholm: „Soweit es die Nato betrifft – und ich spreche im Namen der Nato –, werden wir uns auf die Einhaltung des Waffenembargos konzentrieren.“ Das müsste eigentlich auch für die Rebellenarmee gelten. (mit dpa/fr)
Quelle:
http://www.fr-online.de/politik/von-langley-nach-libyen/-/1472596/8288016/-/index.html