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Unruhen in Ägypten

4.093 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Freiheit, Demokratie, Ägypten ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 03:49
@Lightstorm

worin unterscheiden sich in ägypten eigentlich salafisten von den muslimbrüdern? sind ja 2 verschiedene lager da.


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 04:10
Zitat von LightstormLightstorm schrieb:Was haben eigentlich die Araber auf der arabischen Halbinsel gegen die Muslimbrüder?
auf so schwierige fragen am besten den mossad fragen ,der steckt eh hinter allem was in der islamischen welt falschläuft :D


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 05:00
Es ist eine Sauerei was mit Mursi passiert ist. Ägypten ist ein muslimisches Land und muss weiter islamisiert werden. Mursi ist so ein wunderbarer und fantastischer Mensch. Wenn man ihm zuhört merkt man was für ein intelligenter Mensch dieser Mann ist. Er hat einen Plan, er muss das Land führen. Ägypten darf sich nicht den USA vorbeugen und Mursi wäre der erste Schritt dazu.


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 06:30
@Fassbender
Warten wir doch erstmal ab was die Ägypter möchten, jetzt wo sie ein bisschen mehr Islamismus hatten werden die nächsten Wahlen das doch zeigen.


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 08:55
@Fassbender

Meinst du das wirklich so?


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 10:35
@pere_ubu
Zitat von pere_ubupere_ubu schrieb:worin unterscheiden sich in ägypten eigentlich salafisten von den muslimbrüdern?
Na die Muslimbrüder kriegen die Kohle von Katar und die Salafisten von Saudi Arabien :D
Sind beide konservativ , aber nicht bei allen Fragen gleicher Meinung... aber da soll Dir besser ne Fachperson antworten.


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 10:52
@pere_ubu
Zitat von pere_ubupere_ubu schrieb:worin unterscheiden sich in ägypten eigentlich salafisten von den muslimbrüdern? sind ja 2 verschiedene lager da.
Heute wird die Muslimbruderschaft als vergleichsweise moderate und entradikalisierte politische und soziale Formation angesehen. Sie ist eine konservativ-islamische Organisation. Sie lehnt den „globalen Dschihad“ ab und befindet sich in einem Prozess der Entideologisierung.

Die Salafisten sind ultrakonservative Muslime, die eine geistige Rückbesinnung auf die „Altvordern“ anstreben.


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 10:58
@kickeric
Zitat von kickerickickeric schrieb:Heute wird die Muslimbruderschaft als vergleichsweise moderate und entradikalisierte politische und soziale Formation angesehen. Sie ist eine konservativ-islamische Organisation.
achso :) verstehe.
und deswegen wollen sie wohl auch jerusalem zur künftigen hauptstadt ihres arabischen kaifats machen :D also wenn das moderat ist ,dann frag ich mich was dann erst die unmoderaten wollen :ask:


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 11:05
@pere_ubu
Die haben sich gedacht, was Israel kann, das können wir auch ;)


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 11:39
Ägypten hat als tiefreligiöser Staat übrigens mal super funktioniert. Und war Weltmacht. Mehrere 1000 Jahre lang. Nur nicht unter Allah, sondern unter Re, Amun und Aton :)
Also, Religion alleine ist nicht unbedingt schlecht.


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 22:13
@Lightstorm

Die Golfmonarchen befuerchteten wohl, dass wenn Mursi und die Muslimbrueder Aegypten erfolgreich regiert haetten, ihre eigenen Bevoelkerungen langsam aber sicher immer mehr das aegyptische Regierungsmodell fuer sich als Vorbild nehmen wuerden.


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 22:14
@sunset
Ist ja nicht so das die Golfmonarchien das klasse finden würden abgesetzt zu werden XD


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 23:12
Zitat von sunsetsunset schrieb:Hier wird doch ganz klar gesagt, der Islam waere schuld an der Krise.
Von wem und wie kommst du darauf?
Zitat von sunsetsunset schrieb:dass Mursi eine neue Krise fuehrte, absolut unwahr ist.
Warum soll das unwahr sein?
Zitat von sunsetsunset schrieb:Mursi hatte Innenpolitisch ueberhaupt keine Macht, er wurde von Anfang an attackiert und paralysiert. Warum wohl war Mursi hauptsaechlich Aussenpolitisch aktiv?
Und was hat er denn aussenpolitisch angestellt??
Zitat von sunsetsunset schrieb:Ich will dir nichts unterstellen, aber die meisten Kommentaroen waren von Anfang an gegen die Muslimbrueder. Was ist das ueberhaupt fuer ein Demokratieverstaendniss, wenn man als Europaer nur diejenigen akzeptiert, die eine saekulare bzw Europa aehnliche Politik treiben wollen. Da fuehlt man sich so als ob der Kolonialismus in der Koepfen vieler Europaer noch vorhanden ist. Diese Doppelmoral ist einfach nur zum kotzen.
Waren sie das? Demokratieverständnis? Hm, vielleicht begann es bei den unverfälschten Wahlen. Oder beim minderheitsausschliessenden Regententum. Oder der etwas putzigen Verfassung. Deine Statements scheinen mir etwas arg polemisch... Grundsätzlich war man vorsichtig optimistisch nach den Wahlen. Willst du hier in Abrede stellen, dass man den Muslimbrüdern eine Chance gab?


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 23:14
@FrankD
Zitat von FrankDFrankD schrieb:Ägypten hat als tiefreligiöser Staat übrigens mal super funktioniert. Und war Weltmacht. Mehrere 1000 Jahre lang. Nur nicht unter Allah, sondern unter Re, Amun und Aton :)
Also, Religion alleine ist nicht unbedingt schlecht.
Richtig, viele haben ein Weltbild, wonach Macht, Wohlstand und Fortschritt von der richtigen Ideologie abhängt.
Auch viele Muslime sind überzeugt: wenn sie wieder den Islam mehr und korrekter leben, werden sie langfristig wieder Fortschritt, Macht und Ruhm erlangen.

Mutter Natur ist da ideologisch nicht so streng. Es sorgt dafür das die höchste Macht und Wohlstand in der gemäßigten Klimazone konzentriert wird, während die Entwicklungsländer schwierige trockenes Klima haben.

Man kann natürlich weiterhin daran glauben, dass man paar europäische Denker nach Afrika schickt, die versuchen dann Menschenrechte und Demokratie einzuführen und lehren Kant und dann blüht das Kontinent auf und die ärmsten Länder der Welt werden auch zur Industrienationen xD
Ich glaube eher das die alle samt umgebracht werden und Afrika weiterhin das ärmste Kontinent bleiben wird :D
Ohne Macht keine Gerechtigkeit.


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 23:24
@Lightstorm
Afrika hat eigene Probleme, nämlich das Stammesdenken. Das muss überwunden werden, und das geht ja leider auch über die Religionen hinweg. OK, Fundamentalisten wie in Somalia helfen der Sache nicht unbedingt, aber ansonsten sehe ich die Propleme in Afrika nich an Religionen gekoppelt. Afrika kann nur einer helfen, nämlich Afrika selbst. Leider.
Die werden nicht umgebracht, sondern bringen sich um :(

Im Regelfall liegen Entwicklungsläner auch nicht in ariden Wüstengebieten, sondern durchaus im tropischen Regengürtel. Und in Asien haben die Entwicklungsländer ja gezeigt, wo es hingeht. In Indochina sind alles jetzt aufstrebende Schwellenländer.


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Unruhen in Ägypten

10.07.2013 um 23:59
@FrankD

Ich kann jedem das Buch "Arm und Reich" von Jared Diamond empfehlen.
Darin wird nachvollziehbar geschildert, wieso die eurasischen Völker dem Rest der Welt immer überlegener waren.
Klima, Angebot an Nutztieren und Nutzpflanzen... viele geographisch begrenzte Ressourcen benachteiligten viele Menschen auf der Welt gegenüber Eurasien.
Die Bedeutung von Rohstoffen wie Erdöl kam viel zu spät, um da noch großartig was an der ungleichen Entwicklung zu ändern...

Es gäbe wohl auch keine Weltreligion Islam, wenn große Gebiete der muslimischen Völker nicht etwas nördlicher liegen würden. Außerdem ging es dem nahen Osten wohl früher klimatisch besser. Daher der Begriff des fruchtbaren Halbmonds und der Grund wieso dort die ersten Hochkulturen entstanden.
Die Machtzentren der Muslime verschoben sich nach den ersten vier Kalifen schnell nach Damaskus und Bagdad, dann weiter nach Konstantinopel oder die Blütezeit in Spanien und Maghreb.

Man sieht, weder abendländische noch morgenländische Kultur konnten dem tiefen Süden viel abgewinnen, außer Sklaven ^^
Alle großen Kulturen bewegen sich in den nördlichen Breiten und das ist halt kein Zufall sondern hat gute Gründe, weil die Entwicklung im Süden schwierig ist.

Ägypten hatte insofern Glück das sie nördlich liegen, sonst hätte es die große Kultur der Pharaonen wohl auch nie gegeben und keine riesigen Pyramiden.
Und statt ein 80 Mio. Volk hätten sie vielleicht nicht mal 40 Mio. Menschen. Die Bevölkerungsexplosion in Afrika ist eine moderne Erscheinung ist, ohne die Medikamente und Techniken aus Eurasien würden in Afrika wohl zu viele Kinder sterben als das ein rasanter Bevölkerungswachsatum möglich wäre.
Vielleicht hätte es ohne den Nil nie so etwas wie Ägypten gegeben.


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Unruhen in Ägypten

11.07.2013 um 00:49
@Lightstorm
Wage ich zu bezweifeln, denn dann hätten die indigenen Völker Nordamerikas, eine ähnliche Hochkultur entwickeln müssen, stattdessen entstanden Hochkulturen im Süden, also Maya, Inka, Azteken, etc.
Es sei denn, Du nimmst den Äquator als Trennlinie zwischen Nord und Süd, aber dann ist es noch einfacher zu erklären, denn dann liegen ca. 70% der Landmasse des Planeten im "Norden".

Entscheidend für den Aufstieg und Fall von Kulturen, bzw. Imperien waren und sind andere Ursachen.


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Unruhen in Ägypten

11.07.2013 um 01:22
@Wolfshaag

Wie gesagt es reduziert sich nicht allein auf die Klimazone, auch das Angebot an verfügbaren Nutztieren und Nutzpflanzen hatte einen großen Einfluss.
Rinder, Schweine, Schafe, Pferde und viele ertragreiche Nutzpflanzen, die heute Millionen von Amerikanern ernähren, kamen erst mit den Europäern nach Nordamerika. In Südamerika gab es vor den Europäern nur ein einziges Nutztier, das Lama.
Was übrigens die Bezeichnung Hochkultur angeht, ist es relativ. Es gab in Südamerika und Afrika Hochkulturen in Form größerer Reiche die stark vernetzt waren, Kultur und Kunst hatten, Handel miteinander trieben usw.
Nur waren diese den eurasischen Hochkulturen unterlegen. Was man ja daran sah, dass als die Europäer kamen sie ihre Hochkultur hatten, die hat ihnen aber nichts genützt, sie haben auf ganzer Linie verloren.
Selbst die Tatsache das die Europäer viele Krankheiten mitbrachten gegen die die Indianer viel anfälliger waren, erklärt sich damit, dass man in Eurasien schon sehr lange mit Tieren zusammen lebt, nebeneinander, dadurch gab es viele Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertrugen wurden, was Anfangs als Nachteil erscheint, hat viele eurasische Menschen resistenter dagegen gemacht. Ein umgekehrten Effekt gab es in Afrika, dort hat die Mücken Plagge viele europäische Siedler wieder zurück gezwungen, für sie war es viel schlimmer als für die Afrikaner die eine Anpassung durchlaufen haben und auch ihre Lebensweise daran anpassten...

Es sind komplexe aber geographisch bedingte Faktoren.
Selbst die Lage des Kontinents hat einen Einfluss, Eurasien dehnt sich überwiegend in West Ost Richtung, während Amerika überwiegend eine Nord Süd Ausbreitung hat.
Das ist insofern von Bedeutung, das es Völkerwanderungen beeinflusst, denn die Leute bleiben lieber in gewohntem Klima.
Und Nutzpflanzen und Tiere brauchen viel länger für eine Nord Süd Ausbreitung, da sie sich an die unterschiedliche Vegetation und Klima erst langsam anpassen müssen.
Die Ausbreitung von Wissen und zuvor regional begrenzten Pflanzen und Tierarten lief in Eurasien also etwas einfacher und schneller.

Kann nicht alles im Details erläutern, es ist umfangreich, daher mein Verweis an das Buch von Jared Diamond, dort ist es erschöpfend und wie ich finde sehr überzeugend erläutert, damit hat man auch eine plausible Erklärung für den Verlauf der Weltgeschichte.
Der Mensch mit seinem denken und handeln, ist ein wichtiger Faktor darin, doch eben nicht die Mitte aller Resultate, oft genug sind die Natur gegebenen Umstände überwältigend und bestimmen oft wie weit der Erfolg eines fleißigen Menschen in dieser Region gehen kann.


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Unruhen in Ägypten

11.07.2013 um 02:05
Zitat von LightstormLightstorm schrieb:Was haben eigentlich die Araber auf der arabischen Halbinsel gegen die Muslimbrüder?
Habe zu meiner Frage was gefunden, ein Artikel vom letzten Jahr:


Die Golfstaaten und die Muslimbrüder - Ende einer Freundschaft

von Alain Gresh

Während in Syrien der Aufstand noch anhält, haben sich anderswo in der arabischen Welt neue Regierungen etabliert. Überall sind die islamistischen Parteien auf dem Vormarsch, allen voran die Muslimbrüder. Ihr Aufstieg geht auf die 1970er Jahre zurück. In Ägypten ist es ihnen gelungen, die Armee weitgehend zu entmachten, aber sie haben mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen und dabei einen - politisch aktiven - Teil der Gesellschaft gegen sich (Seite 9). In Marokko dagegen üben sie die Macht unter der Kontrolle des Königs aus (Seite 10). In Tunesien hat die führende Partei der Regierungskoalition, Ennahda, die größte Gewerkschaft des Landes zum Gegner (Seite 11). In den Monarchien am Golf, zumal in Saudi-Arabien, geht man zunehmend auf Abstand zur Bruderschaft.

http://www.monde-diplomatique.de/pm/2012/11/09.mondeText.artikel,a0039.idx,10

Da wird unter anderem auf Beziehungen zwischen Ägypten bzw. den Muslimbrüdern und dem Iran angespielt.
Ich hatte eigentlich immer den Eindruck Ägypten wäre klar auf der anti-schiitischen Schiene dabei, haben sie sich doch in der Syrien Frage nicht gerade mit dem Iran einer Meinung gestellt.

Hier noch was:

Ägypten erhält Milliarden-Hilfen von Golfstaaten

Das Geld soll das Land stabilisieren. Die wichtigste laizistische Oppositionsgruppe lehnt den Zeitplan von Übergangspräsident Mansur zur Beendigung der Staatskrise ab.
(...)

Die wichtigste laizistische Oppositionsgruppierung Ägyptens, die Nationale Heilsfront, lehnte den von Übergangspräsident Adli Mansur per Dekret präsentierten Zeitplan für einen demokratischen Übergang ab. In einer Erklärung kritisierte die Heilsfront, an der Ausarbeitung des Plans nicht beteiligt worden zu sein, und kündigte einen Forderungskatalog mit Änderungswünschen an.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-07/aegypten-saudi-arabien-milliarden-hilfe


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Unruhen in Ägypten

11.07.2013 um 02:16
Hier mal ein Interview mit einem führenden Muslimbrüder aus Ägypten, finde ich interessant:


"Kein Dialog, solange Mursi unter Hausarrest steht"

Ahmed Aref ist führender Muslimbruder in Ägypten. Im Interview beschuldigt er den liberalen Oppositionellen ElBaradei, eine Verschwörung mit dem Militär geplant zu haben.



ZEIT ONLINE: Aber am 30. Juni sind 30 Millionen Ägypter auf die Straße gegangen und haben diesen Coup lautstark gefordert.

Aref: In einer Demokratie kann keine Demonstration, so groß sie auch sein mag, ein ganzes System stürzen. In einer Demokratie sind Proteste dazu da, Meinungen zu artikulieren, nicht einen Staatsstreich aufzuzwingen. Außerdem waren es niemals so viele. Das Staatsfernsehen wie auch die privaten Medien haben das ganze ziemlich aufgebläht. Wir waren auch auf der Straße, wir waren sogar viel mehr, aber niemand hat berichtet.

ZEIT ONLINE: Fast die ganze Führung der Muslimbruderschaft wurde von der Polizei festgenommen. Die Justiz wirft Ihren Kollegen vor, auf der Bühne, unter der wir uns gerade befinden, zur Gewalt gegen Mursi-Gegner aufgerufen zu haben.

Aref: Was wir erleben ist das Gesicht einer Militärdiktatur. Unsere Politiker verschwinden lassen, unsere Fernsehsender schließen, unsere Häuser stürmen, unseren Privatbesitz beschlagnahmen, uns mit Panzern umzingeln, so geht nur eine Diktatur mit ihrem Volk um.

ZEIT ONLINE: Nach der Rede des zurzeit festgenommenen Vizevorsitzenden der Muslimbruderschaft Chairat al-Schater bei ihrer Kundgebung am letzten Freitag sind von hier aus aber Hunderte Demonstranten bewaffnet in die Innenstadt von Kairo marschiert. In dieser Nacht sind dort mindestens 26 Menschen gestorben.

Aref: Wir rufen nicht zur Gewalt auf, wir rufen dazu auf, unsere Legitimität zu verteidigen. Sie haben Schater und andere festgenommen, geschlagen, es gefilmt und den Medien zugespielt. Nichts, auch schlecht durchdachte Reden, legitimiert ein solches Vorgehen.

ZEIT ONLINE: Wieso verhandeln Sie nicht mit der neuen Führung, um eine Lösung zu finden? Sie können an den nächsten Parlamentswahlen teilnehmen und schauen, was das ägyptische Volk tatsächlich will.

Aref: Wir haben zum Dialog aufgerufen, den haben sie alle abgelehnt. Nun sollen wir plötzlich mit denen sprechen? Kein Dialog, solange der gewählte und legitime Präsident Ägyptens Mohammed Mursi unter Hausarrest steht. Die Ägypter schauen sich das gerade an, und verlieren den Glauben an die Demokratie, das ist fatal.

ZEIT ONLINE: Wie definieren Sie Demokratie?

Aref: Ergebnisse an der Wahlurne, alles andere ist weder legitim, noch spiegelt es den Willen des ägyptischen Volkes wider.

ZEIT ONLINE: Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle hat zum Dialog aufgerufen, wie viele andere Politiker aus dem Ausland auch. Gab es für Mohammed Mursi zwei Tage nach den Massendemonstrationen wirklich keine andere Wahl, als auf seine "unantastbare Legitimität" zu pochen?

Aref: Wir wollten reden, mit allen, aber wir hatten und haben die Vorbedingung gestellt, dass wir den gewählten Präsidenten und die vom Volk ratifizierte Verfassung schützen. Das haben alle abgelehnt, deswegen hatte Mohammed Mursi keine andere Wahl als klarzustellen, wer der legitime Präsident ist. In Deutschland wird die Bundeskanzlerin auch nicht gehen nur weil ein paar Millionen Demonstranten das fordern, das ist so im deutschen Grundgesetz geregelt.

ZEIT ONLINE: Unter dem Mubarak-Regime wurden die Mitglieder der Muslimbruderschaft jahrzehntelang verfolgt und eingesperrt. Kommt diese Zeit wieder?

Aref: Ja, wir fallen zurück in ein autoritäres Regime. Ich bin so wütend auf die sogenannte liberale Opposition rund um Mohammed ElBaradei. Die haben seit einem Jahr den Dialog verweigert, wissend, dass dies in einem Militärcoup enden wird. Sie haben sich mit den alten Kadern zusammengetan und das, was wir nun erleben, seit Langem geplant.

ZEIT ONLINE: Geplant?

Aref: Wir hatten ein Jahr lang Probleme mit der Energieversorgung. Alle haben es uns in die Schuhe geschoben, dabei haben reiche Geschäftsmänner und Mubarak-Freunde das Angebot knapp gehalten. Das hat die Ägypter wütend gemacht. Heute gibt es Benzin und Elektrizität plötzlich im Überfluss.

ZEIT ONLINE: Aber sogar die Ashar-Universität, die wichtigste Autorität für den sunnitischen Islam, hat sich auf die Seite des Militärs und des Volkes geschlagen, wie der Oberste Imam Ahmed al-Tajeb in einer Ansprache sagte.

Aref: Wir respektieren die Institution des Ashar. Aber als Imam al-Tajeb neben Verteidigungsminister Sisi bei der Ankündigung des Putsches saß, wirkte die ganze Szene sehr absurd. Heute sagt er uns, dass wir uns beruhigen sollen, dass wir eine Lösung finden sollen. Dabei ist er das Problem. Er hat der Institution großen Schaden zugefügt. Al-Tajeb ist sowieso Teil des alten Regimes und steckt mit denen unter einer Decke. Er sollte sich aus der Politik heraushalten, dafür ist der gewählte Präsident zuständig niemand anderes.

ZEIT ONLINE: Besteht die Möglichkeit, auch wenn es eine Minderheit sein sollte, dass Mitglieder der Muslimbruderschaft sich radikalisieren?

Aref: Nein, wir sind gegen Gewalt.

ZEIT ONLINE: Auf dem Sinai haben Dschihadisten Anschläge im Namen von Mohammed Mursi verübt.

Aref: Das hat mich geschockt. Das zeigt, dass das neue autoritäre Regime solche Gewalt nicht im Griff hat.

ZEIT ONLINE: Gewalt im Namen der Legitimität der Muslimbruderschaft!

Aref: Wir können nicht jeden in unseren Reihen kontrollieren, das geht in einer Demokratie nicht. Wir demonstrieren hier mit unseren Kindern und Frauen, friedlich und bis wir die demokratische Ordnung wiederhergestellt haben. Wenn die Verbündeten des Militärs zu Demonstrationen aufrufen, rufen wir unsere Anhänger auf, die Legitimität unserer Regierung zu verteidigen, egal was kommt.


http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-07/aegypten-muslimbruder-ahmed-aref/seite-2


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