scarcrow schrieb:Ich arbeite, zahl meine Miete an die Bank und irgendwann gehört mir mal mein Haus. Diesen Wert hab ich abzüglich der Zinsen was im Gesamtvolumen fast schon lächerlich ist - auf der Seite. Meine Steine verlieren in der Regel kaum an Wert (So lange das System relativ Gesund ist). Alles was ich bisher einbezahlt habe und gesund gewirtschaftet habe - habe ich fast alles auf der hohen Kante. Zu dem kommt hinzu das ich mit bedacht mein Wohngrund ausgesucht habe und der Wert derzeit um die hälfte höher ist als zum damaligen Kaufpreis.
Ich will dir nicht deine Illusion nehmen, aber das klingt alles nicht richtig durchdacht.
1. Bei Immobilien gibt es Preisschwankungen, die auch den Wert beeinflussen. Das Grundstück selbst wird wahrscheinlich nicht an Wert verlieren, beim Haus ist das aber möglich. Insbesondere bei fehlender Instandhaltung (die wiederum kostet) und schlechter Lage ist das ziemlich sicher. Inflationsbereinigt betrug die Wertsteigerung bei Immos von 1970-2009 exakt null. Im Gegenteil sogar, der Wert sank bis 2008 in Deutschland um 19%. Nur, weil der Wert deiner Immo
derzeit als höher als der damalige Kaufpreis (ist das überhaupt inflationsbereinigt?) eingeschätzt wird, existiert für die Zukunft keine Garantie, dass das so bleiben wird.
2. Was du wann auf der hohen Kante haben wirst, kannst du doch gar nicht wissen. Du rechnest mit einem Zeitraum von satten 40 (!) Jahren. D.h., du hast dich
auf Jahrzehnte verschuldet, in denen wirtschaftlich viel passieren kann. Du kannst nicht davon ausgehen, alles gehe so weiter wie bisher. Die Wahrscheinlichkeit arbeitet gegen dich. Was machst du, wenn du mal deinen Job verlierst? Solltest du nicht schnell einen neuen finden, wirst du von deiner Bank einen netten Brief bekommen, in dem sie dir mitteilen wird, dass ihr zu Ohren kam, dass sich deine
wirtschaftliche Situation verändert hat und sie verpflichtet ist, die
Kreditbedingungen anzupassen. Hier kannst du also in jedem Fall mit höheren Zinsen und einer insgesamt deutlich höheren Tilgungssumme rechnen. Ähnlich würde es aussehen, solltest du mal berufsunfähig werden.
scarcrow schrieb:Jetzt zahl ich die nächsten 20-40 Jahre ab, so gemanaget das ich sogar weniger zahle als zur Miete. Nach Ablösung des Kredites gehört mir der komplette Wert des Hauses. Ich habe dann im Alter einen Wohnsitz oder einnahmequelle. derzeit muß ich mich mit niemandem absprechen seis wenn ich ein Loch bohre, noch wenn ich den Rasen nicht mähe usw. pure Lebensqualität :)
Je höher der Anteil an Fremdkapital ist, desto stärker wirkt sich das auf den Kredithebel aus. Bei negativen Preisschwankungen wirst du folglich Gefahr laufen, entweder alles vom eingesetzten Eigenkapital zu verlieren, oder
dich sogar zu verschulden, um das Immodarlehen noch abbezahlen zu können. Je nach Vertragsbedingung hat die Bank auch die Option,
jederzeit die Immobilie zu versteigern, und du bleibst auf deinem Verlust sitzen. Ob das so rechtens ist, sei mal dahingestellt.
Weiterhin wird sich in 20-40 Jahren eher der Wert vermindert haben, da die Bausubstanz nachlässt. Die Nebenkosten, die schon anfänglich ordentlich zu Buche fallen (Maklerprovision etc.), schmälern die Eigenkapitalrendite u.U. dramatisch, was inbes. bei Verlusten über den Hebel echt fies werden kann (s. oben). Sollte alles so klappen, wie du dir das vorstellst, hast du am Ende immer noch die Instandhaltungskosten am Hals, die deine Mieteinnahmen auch übersteigen können. Sollte vorher irgendwas passieren, was von dir nicht einkalkuliert wurde, steht in deinem Testament im schlimmsten Fall nicht das Haus als Erbe an, sondern ein Berg Schulden, den du deinen Kindern sicher nicht vermachen willst. Gut, ein Erbe muss man nicht annehmen, aber deine ganze Sparmühe wäre dann umsonst gewesen.