EU Beitritt der Türkei?

Naja, die Mehrheit der Deutschen waren doch schon immer gegen den EU Beitritt der Tuerkei. Da spielt es doch keine Rolle wie demokratisch und humanistisch gepraegt die Tuerkei ist. Tuerken bleiben Tuerken. Die Demonstrationen sind einach nur ein willkommener Anlass gewesen, um jetzt so zu tun als ob Erdogan und die Tuerkei selbst schuld waeren, dass sie nicht in die EU beitreten koennen. Denn wahrlich demokratisch und humanistisch sind doch nur wenige bis gar keine europaeischen Laender. Wasser predigen aber Wein saufen. Und alle wisssen davon bescheid. Nein, beim EU Beitritt der Tuerkei geht es weniger um Demokratie und Menschenrechte, sondern um Xenophobie und Fremdenangst. Sicherlich zum Teil auch ein rassistisches Problem. Nun, ich will damit nicht behaupten, dass die Tuerkei ein so tolles Land ist, natuerlich existieren die Probleme wie Menschenrechtsverletzungen, Nationalismus, Rassismus usw. aber ich glaube nicht, dass diese die wahren Gruende sind, warum die Mehrheit so negativ gegenueber einen moeglichen EU Beitritt der Tuerkei gesinnt sind. Da gab es noch viel "schlimmere" Laender, die in die EU viel leichter fast muehelos eintreten konnten.

Wie schön dass immer alle davon ausgehen die EU wäre eine Allianz aus Ländern in die man automatisch gelangt wenn man grob in der Nähe liegt, und eine Demokratie hat.

Nein, die EU ist zu erst vor allem ein Wirtschaftsraum, in dem politische Interessen eine Rolle spielen. Und Deutschland, Frankreich und die Benelux Länder, welche eine sehr ähnliche Politik führen, stellen mit ihrer Bevölkerung fast die Mehrheit, und somit haben sie riesigen Einfluss.
Großbritannien sorgt bereits für Unruhe, und die Türkei hätte mit ihrer Einwohnerzahl viel zu viel Stimmrecht, und anhand der aktuellen Rhetorik sieht man welchen Kurs das nehmen kann.
Deswegen kann es nicht im Interesse der großen EU Länder sein die Türkei aufzunehmen, allerdings ist das Land ein sehr interessanter Markt, von daher darf man Erdogan auch nicht zu sehr ärgern, das hinhalten funktionierte bisher jedoch ausreichend.

@jimmycanuck

Fuer die Politiker grobgesagt geht es doch immer um Wirtschaft (Geld und Macht). In meinem Beitrag habe ich aber die allgemeine deutsche Bevoelkerung angesprochen.

@sunset
Warum sollten die Deutschen wollen, dass ein anderes Land mit ähnlich hohem Stimmrecht die recht souveräne Position Deutschlands in der EU in Frage stellt?
Weiter glaube ich übrigens dass sowohl viele EU Einwohner als auch viele Türken kein Interesse an einem Beitritt haben. Dafür gibt es viele verschiedene Grunde, auch die schon von dir geschriebenen, aber bei weitem mehr.

Ich glaube aber nicht, dass die Mehrheit der Deutschen so denkt. Wenn wir eine Umrage in der Stadt machen wuerden, weshalb ein EU Beitritt der Tuerkei schlecht sein soll, wuerden vermutlich nur ganz wenige mit so einer Argumentation herkommen wie die deine.

sunset schrieb:Nein, beim EU Beitritt der Tuerkei geht es weniger um Demokratie und Menschenrechte, sondern um Xenophobie und Fremdenangst. Sicherlich zum Teil auch ein rassistisches Problem. Nun, ich will damit nicht behaupten, dass die Tuerkei ein so tolles Land ist, natuerlich existieren die Probleme wie Menschenrechtsverletzungen, Nationalismus, Rassismus usw. aber ich glaube nicht, dass diese die wahren Gruende sind, warum die Mehrheit so negativ gegenueber einen moeglichen EU Beitritt der Tuerkei gesinnt sind. Da gab es noch viel "schlimmere" Laender, die in die EU viel leichter fast muehelos eintreten konnten.

Was bringt es jetzt die Rassismuskarte zu ziehen?

Es geht eher weniger darum glaube ich, als dass man eben konkret sieht, dass dieses Land schon so Probleme mit vielen einzelnen türkischstämmigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern hat. Eine Befreiung von der Visumspflicht würde, in einem gewissen Rahmen, die Zuwanderung aus der Türkei sicherlich erhöhen. Sprich: Es wird wieder eine Herausforderung geben, die NeuzuwandererInnen zu integrieren. Und bei diesem Wort "integrieren", wenn man die Erfahrung hat wieviel Probleme man bereits hat, wird einem Übel.

@sunset

sunset schrieb:Naja, die Mehrheit der Deutschen waren doch schon immer gegen den EU Beitritt der Tuerkei. Da spielt es doch keine Rolle wie demokratisch und humanistisch gepraegt die Tuerkei ist.

Du schreibst die Begründung direkt mit, denn von Demokratie und Humanismus ist die staatliche Führung der Türkei teils meilenweit entfernt. Diese Disharmonien die auch momentan durch den übertriebenen Polizeieinsatz sowie die kruden Aussagen des MP Erdogan werden auch den Eindruck der Türkei bei der vlt. ablehnenden hiesigen Bevölkerung nicht ändern.

@sunset
Ich bin sicher, dass die türkische Bevölkerung Potential hat, aber solange der paranoide Erdogaga die Richtung vorgibt und weiter Meinungsfreiheit und Menschenrechte einschränkt, führt der Weg halt von Europa weg.
Dumm ist nur, dass ihn weiter südlich auch niemand haben will.
Es wird Zeit, dass die Türken das mal erkennen.

@Heide_witzka

Heide_witzka schrieb:Ich bin sicher, dass die türkische Bevölkerung Potential hat, aber solange der paranoide Erdogaga die Richtung vorgibt und weiter Meinungsfreiheit und Menschenrechte einschränkt, führt der Weg halt von Europa weg.
Dumm ist nur, dass ihn weiter südlich auch niemand haben will.
Es wird Zeit, dass die Türken das mal erkennen.

Wohl eher ist zu befürchten dass sie dies als Bestätigung für die Richtigkeit ihres Weges ansehen, da es sich da ja wohl ganz klar um eine weltweite Verschwörung gegen die Süperdüperweltmacht Türkei handeln muss.

Heide_witzka schrieb:Ich bin sicher, dass die türkische Bevölkerung Potential hat, aber solange der paranoide Erdogaga die Richtung vorgibt und weiter Meinungsfreiheit und Menschenrechte einschränkt, führt der Weg halt von Europa weg.
Dumm ist nur, dass ihn weiter südlich auch niemand haben will.
Es wird Zeit, dass die Türken das mal erkennen.

Immer köstlich diese Fantasien :D Wir sehen uns bei den kommenden Wahlen wieder :)

@Bubba78
Ach, du gehst davon aus, dass die türkische Bevölkerung kein Potential hat?^^

Heide_witzka schrieb:Ich bin sicher, dass die türkische Bevölkerung Potential hat, aber solange der paranoide Erdogaga die Richtung vorgibt und weiter Meinungsfreiheit und Menschenrechte einschränkt, führt der Weg halt von Europa weg.
Dumm ist nur, dass ihn weiter südlich auch niemand haben will.
Es wird Zeit, dass die Türken das mal erkennen.

Und auch weiter westlich wollte man die Türkei erst recht nie haben. Wie gesagt, es waren zum Teil auch die USA die Europa dazu gedrängt haben, die Türkei irgendwann aufzunehmen, damit sie als Verbündeter - aus geostrategischer Sicht - nicht verloren geht. Atatürk hat zwar die Republik nach europäischem Vorbild gegründet, allerdings wollte er auch eine souveräne Türkei und zweifelhaft ist, ob er eine zu nahe politische Annäherung an eine europäische Union befürwortet hätte.

Außerdem ist der nahe Osten politisch noch viel zu instabil und mit sich selbst beschäftigt, als das man sagen könnte, die Türkei will man dort nicht haben.

sunset schrieb:Ich glaube aber nicht, dass die Mehrheit der Deutschen so denkt. Wenn wir eine Umrage in der Stadt machen wuerden, weshalb ein EU Beitritt der Tuerkei schlecht sein soll, wuerden vermutlich nur ganz wenige mit so einer Argumentation herkommen wie die deine.

Oh da würden folgende Gründe genannt werden:
kulturell verschieden; Türkei muslimisch, wir christlich
potenzielle Einwanderungsgefahr aus den wirtschaftlichen eher schwächeren Gegenden des Landes
gehört territorial nicht zu Europa, außerdem keine Nachbarschaft mit nahem Osten erwünscht
nicht demokratisch genug, wirtschaftlich nicht stark genug
....

Komisch dass den üblichen Verdächtigen die eingeschränkten Menschenrechte gar nicht einfallen.

Was für übliche Verdächtige denn?

Die Menschenrechte und Meinungsfreiheit waren in der Türkei schon immer eingeschränkt, auch vor Erdogan. Die Türkei ist seit der Gründung der Republik schon immer ein autoritärer Staat gewesen.

al-mekka schrieb:potenzielle Einwanderungsgefahr aus den wirtschaftlichen eher schwächeren Gegenden des Landes

Das klingt so negativ...

Und irgendwie klingt das auch komisch. Warum sollte man Menschen versprechen oder den Eindruck erwecken, hier in Deutschland ist alles besser? Deutschland ist derzeit wirtschaftlich noch gut aufgestellt, aber wie es in den nächsten Jahren aussieht, kann doch kein Mensch sagen...Also braucht man auch nicht Menschen aus ärmeren Gegenden der Welt suggerieren, dass es ihnen auf jeden Fall in Deutschland besser gehen wird. Die Bundesrepublik nimmt derzeit doch schon massiv Menschen aus allen Gegenden der Welt auf, und man mag sehen und staunen, dem Ideal alle retten zu können wird man einfach nicht gerecht. Vielen geht es in der Bundesrepublik nur marginal besser.Von der Armut im Heimatland zur Armut im Gastland (Siehe auch die Situation vieler neu eingewanderter Rumänen und Bulgaren in deutschen Städten) Gerade im Hinblick darauf, dass der Sozialstaat und Wohlstand auch Grenzen haben, ein reiches Land muss nicht immer reich bleiben.

Die Türkei braucht die EU nicht aber die EU braucht die Türkei

@alfarabi
Nein, nicht wirklich.

Durch wiederholen wird dieser Satz übrigens nicht wahr.

@alfarabi

Wozu sollten wir die Türkei brauchen? o.O
Im Moment vertragen sich die Systeme nicht.

@Heide_witzka

Heide_witzka schrieb:Dumm ist nur, dass ihn weiter südlich auch niemand haben will.

Das lese ich öfter hier, aber wirklich konkrete Beispiele fallen mir spontan nicht ein, was du damit wohl genau meinst.

Inwiefern äußert sich das, dass man die Türkei im Süden nicht haben will? Irgendwas konkretes?

Soweit man beobachten kann kann sich der Süden selbst nicht akzeptieren.
Sunniten und Schiiten streiten sich. Die arabische Halbinsel befürwortete schon immer Krieg gegen einen Irak unter Saddam und Syrien den Iran Verbündeten.
In Ägypten gab es zeitweise säkulare nationalistische Kräfte die sich doch sehr von der Ideologie auf der arabischen Halbinsel unterschieden.

Je nach Verhalten wird die Türkei im Süden Freunde und Gegner finden. Was Staatengemeinschaften angeht, die Türkei ist schon in der OIC.


Natürlich kann ich mir zusammen denken das durch die kulturelle Spaltung und die Ausrichtung nach Europa, die Türkei sich von der Kultur des Südens stärker entfernt hat.
Wobei man fragen könnte was man unter Ausrichtung nach Europa/Westen genau versteht. Haufenweise Staaten im nahen Osten sind mit den USA verbündet und treiben intensiven Handel mit dem Westen, sind sie deswegen auch westlich ausgerichtet?
Oder kommts auf die Staatsideologie an, wie ähnlich sie westlichen ist?

Jedenfalls kann die Türkei ihre mögliche Außenseiterrolle beenden indem sie sich vom Zwitter Dasein verabschiedet oder sich damit anfreunden muss weil es anders nicht geht.
Denn wie die Türkei letztendlich kulturell ist, wird nicht nur bei der Entscheidung der Regierung liegen, sondern wie die Türken selbst sich anpassen.

Wollen sie sich westlichen Ideen und Lebensweise anpassen oder an eine islamisch morgenländisch definierte Kultur.

Ich glaube jeder wird tun was er will :D
Die Türkei wird politisch sich vielleicht lange Zeit in eine Richtung wenden, aber gesellschaftlich bleibt die Spaltung wohl erhalten.
Auch wenn die Türken das immer gerne überdecken mit nationalen Gefühlen.

Das wird niemals der Fall sein. Auch wenn manche immernoch an das Märchen glauben möchten, daß da ernsthaft Verhandlungen geführt werden oder wurden... "Europa" hatte niemals die Absicht, die Türkei in die EU aufzunehmen. Es sind nur zwei Gründe: Abstand zum Islam und noch mehr Abstand zu den östlichen Grenzen der Türkei. Zum lügen gehören immer zwei: einer der lügt und einer der es glaubt ;-) Was die da veranstalten ist diplomatisches PingPong, nichts anderes.