@25h.nox Du denkst in zu großen Dimensionen.
Der Wahlkampf läuft vor allem in den Wahlkreisen bzw. Bundestagskandidaten wollen ihre Direktmandate in ihren Wahlkreisen holen oder verteidigen. Auch Angela Merkel und ihre Minister haben ihre Wahlkreise und sind dementsprechend ihrem voraussichtlichen Wählerklientel auch "verpflichtet". Angela Merkel möchte auch sicherlich auf dem nächsten Bundesparteitag der CDU wiedergewählt werden als Vorsitzende. Das schafft sie nur, wenn sie "von unten" die Wünsche ihrer Abgeordneten(kandidaten) bzw. ihrer Basis und sonstigen wahrnimmt, und die liegen eben bei Machterhalt oder Machtgewinn unter anderem. Sie muss von oben dann also für unten was tun.
Von unten wird also Druck nach oben aufgebaut. Das hat zum Beispiel die Folge, dass die CDU eher nach links rückt, und Menschen mit Migrationshintergrund verstärkt in ihre Reihen holt. Dahinter steckt mehr Kalkül als Überzeugung. Und im Bundesvorstand sind eben keine pakistanischstämmige oder vietnamesischstämmige oder schwarzafrikaner, sondern türkischstämmige Menschen, weil es politisch und strategisch klug ist, die Türkische Gemeinde zu umgarnen.
In hochmultikulturellen Städten wie Frankfurt am Main, Stuttgart oder Duisburg zum Beispiel hat die Bundestagskandidatin bzw. der Bundestagskandidat auch das migrantischstämmige Milieu zu beackern, und oftmals haben eben die meisten oder viele migrantischstämmige Wahlberechtigte und Parteimitglieder eben türkische Wurzeln.
In solchen Städten haste dann auch oft ein engagiertes, gut organisiertes und informiertes migrantisches Wählermilieu bzw. Interessenvertretungen. Vorsicht mit Aussagen wie, dass "eh keiner zur Wahl geht".
Da läuft kein Kandidat gerne rum, um jetzt den türkischstämmigen Leuten was zu erzählen von:" Wir wollen und können euch nicht in der EU haben". Selbst wenn die meisten türkischstämmigen Menschen "ihr Land" gar nicht in der EU sehen wollen, werden sie das als rassistisches Symbol auffassen und die betreffende Partei meiden. Das ist ne mittlere Katastrophe..
Die türkischstämmigen Parteimitglieder und andere laufen dir Amok und davon. Tipp: Geh auf eine politische Veranstaltung zu solch einem Thema und vertrete solche Positionen. Nicht nur Mitglieder linker Bewegungen grillen dich, und der Verdacht auf Rassismus seitens bestimmter Gruppen fällt schnell.
Ein (Ober)bürgermeisterkandidat hat mit sowas wohl auch kaum ideale Startvoraussetzungen...
Denkst du so wird ein Kandidat zu ner Moscheeführung oder zu interkulturellen Gesprächen eingeladen? So ist das mobilisieren echt schwer. Die SPD, die Grünen und die Linke haben in diesem Punkt kaum Probleme, da sie in den Städten eigentlich immer, glaube ich, allgemein großen und guten Kontakt zu Migrantinnen und Migranten und deren Nachkommen hat. Und sich eben bei den verschiedenen migrantischstämmigen bzw. türkischen Organisationen, Moscheen usw. sehen lässt. Was die CDU und ihre Junge Union nach Eindruck selten oder nie machen.
Und deswegen wohl auch in hochmultikulturellen Städten auf die Stimmen von migrantischen Wahlberechtigten teilweise verzichten muss, was hochoffensichtlich der SPD in die Hände spielt, die eben unter anderem dadurch jetzt die meisten deutschen Städte regiert.