Enegh
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Bildungsstreik 2008 - Berlin
12.11.2008 um 20:56Ja, der bundesweite Bildungsstreik 2008 ist seit mehreren Stunden offiziell beendet und jetzt bemühe ich mich euch eine, hoffentlich vollständige Zusammenfassung, zur Demo in Berlin zu kredenzen. ;) Viel Spaß mit dem Bericht. :)
11:00 Uhr: Mehrere 1000 Schüler, Studenten, Aktivisten & Unterstützer finden sich hinter dem Roten Rathaus in Berlin ein. Es herrscht eine angenehme Stimmung und die Organisatoren machen ihre Lautsprecheranlagen auf den Bullys startklar. Auch der große Lautsprecherwagen, von dem aus über den ganzen Tag Kundgebungen abgehalten werden sollen, konnte nach einem kleinen Stopp durch die Berliner Polizei zur Demo stoßen.
Die Polizei selbst war mit schätzungsweise zwei Hundertschaften und mehreren Uniformpolizisten, sowie mehreren Zivil-Beamten vor Ort. Die passenden TV-Wagen waren ebenfalls vor Ort und haben alles dokumentiert. Vereinzelt wurden Personen aus der Menge gezogen und vorsichtshalber kontrolliert. Die Veranstalter konnten dies aber schnell unterbinden.
Ca. 11:30Uhr: Es wurden Hinweiszettel verteilt mit einer Meldehotline für rechtlichen Beistand und Beratung, im Falle einer Festnahme, oder einer beobachteten Festnahme. Nach einem kleinen Fehlstart der Menge in die falsche Richtung, sammelten sich die Demonstranten wieder und zogen los. Mittlerweile war die Anzahl der Schüler auf gut 5000 angewachsen. Dann ging es los, die Demonstranten setzten sich in Bewegung. Unterstützt von Lehrergewerkschaften und weiteren Solidaritätsbekundungen. Auch Lehrer waren mit von der Partie.
12:00-13:00 Uhr: Die Menge bewegte sich allmählich Richtung Humboldt Universität, wo noch ganz schön die Post abgehen sollte. Untermalt von Musik, wurden immer wieder Kundgebungen und kleine Reden von SAV und anderen Rednern abgehalten. Dabei fiel natürlich immer auf, dass die Veranstaltung von Antifa und Revolution-Vereinigung organsiert wurde. Manch einer auf der Demo wurde offensichtlich in eine falsche Schublade gesteckt, wurde mir später berichtet. Jeder konnte sich allerdings vorher informieren, wer organisiert und wie die Demo ablaufen würde.
Ca. 13:00 Uhr: Die Menge ist mittlerweile auf schätzungsweise 8000 Demonstranten angewachsen. Die Polizei hat die Situation wohl vollkommen unterschätzt und wirkt sichtlich überfordert. Nach mehreren Kundgebungen vor der Universität, dass Schulen in anderen Städten besetzt wurden, stürmte zunächst eine kleine Gruppe und dann an die 1000 Demonstranten die Humboldt-Uni. Erste Klorollen flogen aus den Fenstern und verfingen sich in den Bäumen, bis 5 Minuten später eine schwarze Flagge aus dem 2 Stock geschwenkt wurde. Anschließend öffneten sich Balkontüren, Fenster und mehrere Demonstranten begaben sich auf den Balkon und die nahliegenden Fenstervorstände.
Sie hangen Transparente mit Forderungen über das Gemäuer und wedelten mit den Schwarz-Roten Flaggen. Zum großen Leiden der Veranstalter, gingen mehrere Ausstellungstücke und Gemälde zur Reichspogromnacht vorsätzlich zu Bruch. Die Veranstalter distanzierten sich mehrmals über die Lautsprecheranlagen und stellten die berechtigte Frage, ob die Randalierer hier denn richtig wären und ob sie ihr Verhalten mit der eigentlichen Message vereinbaren könnten. Der Polizei wurde es auch zu viel und so schmießen sie die Besetzer aus dem Gebäude. Die Randalierer hinterließen leider ein großen Scherbenhaufen, zu dem wurde ein Laptop gestohlen. Der Veranstalter rief vor der Stürmung der Uni dazu auf, absolut nichts zu beschädigen. Ein paar Chaoten wird es wohl immer geben, das kann man leider nicht verhindern.
Nach der Aktion setzte sich der Streikzug weiter in Bewegung. Die Menge war ab sofort mächtig angeheizt, die Aktion an der Uni kam im Allgemeinen sehr gut an und man hatte das Gefühl wirklich auf sich aufmerksam zu machen. (Die Randalierer außen vor gelassen.) Ab sofort gingen immer wieder Gesänge wie "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Bildung klaut!" oder "Bildung für alle und zwar umsonst!" durch die Menge. Die Polizei sperrte zwischendurch den Zugang zu einem Naziladen massiv ab und ließ niemanden durch, der Demonstrationszug wurde vorbeigeleitet.
In einer engen Seitengasse stellte sich die 23. Hunderschaft mit mehreren Wagen vor die Demo und hielt diese auf. Gleichzeitig näherten sich von hinten und von den Seiten Polizeihundertschaften und deren Wagen. Als die Demonstranten den Braten rochen, bildeten sich Menschenketten an allen Seiten und an der Spitze der Demo. "Wir sind friedlich, was seit ihr?" schallte es aus der Menge. Die Polizei schien unbeeindruckt und räumte anschließend den Weg. Jubelnd zog die Menge an den Wagen vorbei, zuvor filmte die Polizei die Demonstranten um mögliche Eingreifsdelikte festzuhalten. 1:0 für die Streikgänger. Anschließend ging es Richtung Karl-Liebknecht-Straße, wo die letzte Kundgebung stattfinden sollte.
Nocheinmal aufgehalten durch die Polizei, nutzten die Veranstalter die Gelegenheit und machten Durchsagen, wie sich die Demonstranten verhalten sollten. Da Informationen über mögliche Festnahmen zur Universitäts-Angelegenheit vorlagen, sollten sich alle sofort in großen Gruppen zerstreuen und über die Hotline Rechtsbeistand anfordern, sollte es zu Festnahmen kommen. Die Polizei stellte sich anschließend an U- und S-Bahn Zugängen auf und zog vereinzelt Demonstranten aus der Menge. Mit großem Gebrüll aus der Gruppe, ließen sie allerdings ab.
Fazit: Insgesamt kann man sagen, dass es sich um eine erfolgreiche Veranstaltung handelte. Das Ganze erinnerte an den Studentenaufstand 1968 und in ganz Deutschland wurde ein Zeichen gesetzt. Braunschweig 10000, Bremen 7000, Rostock 5000, sind nur Beispiele für den koordinierten Erfolg des bundesweiten Bildungsstreik. Einzelne Fehler lassen sich verzeien und täuschen nicht über den Erfolg hinweg. FDP und LINKE stellten im Bundestag gleichzeitig neue Forderungen für das Schulsystem und unterstützten die Aktion. Mehr als 100.000 Schüler in der ganzen BRD haben auf sich aufmerksam gemacht und nochmal so viele hoffen nun auf Kulanz durch die Schulen und auf Entschuldigungen der Fehltage.
www.schulaction.org
Grüße
Enegh
11:00 Uhr: Mehrere 1000 Schüler, Studenten, Aktivisten & Unterstützer finden sich hinter dem Roten Rathaus in Berlin ein. Es herrscht eine angenehme Stimmung und die Organisatoren machen ihre Lautsprecheranlagen auf den Bullys startklar. Auch der große Lautsprecherwagen, von dem aus über den ganzen Tag Kundgebungen abgehalten werden sollen, konnte nach einem kleinen Stopp durch die Berliner Polizei zur Demo stoßen.
Die Polizei selbst war mit schätzungsweise zwei Hundertschaften und mehreren Uniformpolizisten, sowie mehreren Zivil-Beamten vor Ort. Die passenden TV-Wagen waren ebenfalls vor Ort und haben alles dokumentiert. Vereinzelt wurden Personen aus der Menge gezogen und vorsichtshalber kontrolliert. Die Veranstalter konnten dies aber schnell unterbinden.
Ca. 11:30Uhr: Es wurden Hinweiszettel verteilt mit einer Meldehotline für rechtlichen Beistand und Beratung, im Falle einer Festnahme, oder einer beobachteten Festnahme. Nach einem kleinen Fehlstart der Menge in die falsche Richtung, sammelten sich die Demonstranten wieder und zogen los. Mittlerweile war die Anzahl der Schüler auf gut 5000 angewachsen. Dann ging es los, die Demonstranten setzten sich in Bewegung. Unterstützt von Lehrergewerkschaften und weiteren Solidaritätsbekundungen. Auch Lehrer waren mit von der Partie.
12:00-13:00 Uhr: Die Menge bewegte sich allmählich Richtung Humboldt Universität, wo noch ganz schön die Post abgehen sollte. Untermalt von Musik, wurden immer wieder Kundgebungen und kleine Reden von SAV und anderen Rednern abgehalten. Dabei fiel natürlich immer auf, dass die Veranstaltung von Antifa und Revolution-Vereinigung organsiert wurde. Manch einer auf der Demo wurde offensichtlich in eine falsche Schublade gesteckt, wurde mir später berichtet. Jeder konnte sich allerdings vorher informieren, wer organisiert und wie die Demo ablaufen würde.
Ca. 13:00 Uhr: Die Menge ist mittlerweile auf schätzungsweise 8000 Demonstranten angewachsen. Die Polizei hat die Situation wohl vollkommen unterschätzt und wirkt sichtlich überfordert. Nach mehreren Kundgebungen vor der Universität, dass Schulen in anderen Städten besetzt wurden, stürmte zunächst eine kleine Gruppe und dann an die 1000 Demonstranten die Humboldt-Uni. Erste Klorollen flogen aus den Fenstern und verfingen sich in den Bäumen, bis 5 Minuten später eine schwarze Flagge aus dem 2 Stock geschwenkt wurde. Anschließend öffneten sich Balkontüren, Fenster und mehrere Demonstranten begaben sich auf den Balkon und die nahliegenden Fenstervorstände.
Sie hangen Transparente mit Forderungen über das Gemäuer und wedelten mit den Schwarz-Roten Flaggen. Zum großen Leiden der Veranstalter, gingen mehrere Ausstellungstücke und Gemälde zur Reichspogromnacht vorsätzlich zu Bruch. Die Veranstalter distanzierten sich mehrmals über die Lautsprecheranlagen und stellten die berechtigte Frage, ob die Randalierer hier denn richtig wären und ob sie ihr Verhalten mit der eigentlichen Message vereinbaren könnten. Der Polizei wurde es auch zu viel und so schmießen sie die Besetzer aus dem Gebäude. Die Randalierer hinterließen leider ein großen Scherbenhaufen, zu dem wurde ein Laptop gestohlen. Der Veranstalter rief vor der Stürmung der Uni dazu auf, absolut nichts zu beschädigen. Ein paar Chaoten wird es wohl immer geben, das kann man leider nicht verhindern.
Nach der Aktion setzte sich der Streikzug weiter in Bewegung. Die Menge war ab sofort mächtig angeheizt, die Aktion an der Uni kam im Allgemeinen sehr gut an und man hatte das Gefühl wirklich auf sich aufmerksam zu machen. (Die Randalierer außen vor gelassen.) Ab sofort gingen immer wieder Gesänge wie "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Bildung klaut!" oder "Bildung für alle und zwar umsonst!" durch die Menge. Die Polizei sperrte zwischendurch den Zugang zu einem Naziladen massiv ab und ließ niemanden durch, der Demonstrationszug wurde vorbeigeleitet.
In einer engen Seitengasse stellte sich die 23. Hunderschaft mit mehreren Wagen vor die Demo und hielt diese auf. Gleichzeitig näherten sich von hinten und von den Seiten Polizeihundertschaften und deren Wagen. Als die Demonstranten den Braten rochen, bildeten sich Menschenketten an allen Seiten und an der Spitze der Demo. "Wir sind friedlich, was seit ihr?" schallte es aus der Menge. Die Polizei schien unbeeindruckt und räumte anschließend den Weg. Jubelnd zog die Menge an den Wagen vorbei, zuvor filmte die Polizei die Demonstranten um mögliche Eingreifsdelikte festzuhalten. 1:0 für die Streikgänger. Anschließend ging es Richtung Karl-Liebknecht-Straße, wo die letzte Kundgebung stattfinden sollte.
Nocheinmal aufgehalten durch die Polizei, nutzten die Veranstalter die Gelegenheit und machten Durchsagen, wie sich die Demonstranten verhalten sollten. Da Informationen über mögliche Festnahmen zur Universitäts-Angelegenheit vorlagen, sollten sich alle sofort in großen Gruppen zerstreuen und über die Hotline Rechtsbeistand anfordern, sollte es zu Festnahmen kommen. Die Polizei stellte sich anschließend an U- und S-Bahn Zugängen auf und zog vereinzelt Demonstranten aus der Menge. Mit großem Gebrüll aus der Gruppe, ließen sie allerdings ab.
Fazit: Insgesamt kann man sagen, dass es sich um eine erfolgreiche Veranstaltung handelte. Das Ganze erinnerte an den Studentenaufstand 1968 und in ganz Deutschland wurde ein Zeichen gesetzt. Braunschweig 10000, Bremen 7000, Rostock 5000, sind nur Beispiele für den koordinierten Erfolg des bundesweiten Bildungsstreik. Einzelne Fehler lassen sich verzeien und täuschen nicht über den Erfolg hinweg. FDP und LINKE stellten im Bundestag gleichzeitig neue Forderungen für das Schulsystem und unterstützten die Aktion. Mehr als 100.000 Schüler in der ganzen BRD haben auf sich aufmerksam gemacht und nochmal so viele hoffen nun auf Kulanz durch die Schulen und auf Entschuldigungen der Fehltage.
www.schulaction.org
Grüße
Enegh